FDP drängt auf Entlastung der Schulleiter in Baden-Württemberg

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STUTTGART. In Baden-Württemberg mangelt es an Kollegen, die bereit sind, die Leitung einer Schule zu übernehmen. So stark, dass schon Ministerpräsident Winfried Kretschmann öffentlich eine bessere Bezahlung der Schulleiter befürwortet hat. Vor gut einem Jahr hat Schulministerin Susanne Eisenmann einen Maßnahmenplan angekündigt, mit dem Schulleitungen gestärkt werden sollen. Nun drängt die FDP zur Eile. Nach dem Willen der Liberalen sollen Verwaltungsprofis die Schulleiter entlasten. Das ist zumindest für den VBE aber nicht für alle Schulen der richtige Weg.

Die FDP im baden-württembergischen Landtag dringt angesichts eines drohenden «dramatischen Schulleitermangels» auf eine schnelle Entlastung der Rektoren. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) solle ihren vielversprechenden Worten auch Taten folgen lassen, sagte der FDP-Bildungsexperte Timm Kern.

Stressiger Zusatzjob. Die Südwest-FDP drängt bei der Entlastung der Schulleiter zur Eile. Foto: Jason Lander / flickr (CC BY 2.0)
Stressiger Zusatzjob. Die Südwest-FDP drängt bei der Entlastung der Schulleiter zur Eile. Foto: Jason Lander / flickr (CC BY 2.0)

Laut einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Fraktion arbeitet das Ministerium derzeit an einem Konzept zur Entlastung und Stärkung von Schulleitungen. Eisenmann hatte von einem solchen Konzept schon im März 2017 gesprochen. Auch nach Ansicht von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) müssen Schulleiter besser bezahlt und von einfachen Verwaltungsarbeiten befreit werden. Das könne zu einer besseren Qualität der Schulen beitragen, hatte er Anfang des Jahres gesagt.

Nach Auskunft des Ministeriums kamen in den Jahren 2008 bis 2017 auf eine offene Schulleiterstelle an einer Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real-, Gemeinschafts- oder Sonderschule/SBBZ durchschnittlich 1,4 Bewerber. Im selben Zeitraum lag der Wert für die Gymnasien bei 2,0 und für die beruflichen Schulen bei 1,7. Zum Stichtag 2. März 2018 waren 162 Schulleiterstellen und 47 stellvertretende Schulleiterstellen im Land unbesetzt.

Die Liberalen sehen vor allem die von Land und den Kommunen je zur Hälfte finanzierten Schulverwaltungsassistenten als einen Weg, den Rektoren mehr Zeit für pädagogische Arbeit zu lassen. Diese Helfer sind Profis aus der Kommunalverwaltung, die Aufgaben wie Bücherausgabe, Statistiken, Schülerversicherung, Gebäudemanagement und Beschaffung der Ausstattung übernehmen. Der Modellversuch «Schulverwaltungsassistenz» läuft seit 2006/07 und ist derzeit an neun Standorten mit elf – vor allem großen – Schulen eingerichtet. «Die Ministerin sollte über eine Ausweitung zügig mit den kommunalen Landesverbänden verhandeln», verlangte Kern.

Für kleinere Schulen wünscht sich die FDP-Fraktion flexible Lösungen wie beispielsweise Budgets, aus dem eine Rektor eine Teilzeit-Verwaltungskraft einstellen könnte. Auch Stundenpools zur Entlastung von Lehrern, die im Schulleitungsteam mitarbeiten, könnten kleinen Schulen helfen.

Die Kosten für eine flächendeckende Einführung von Schulverwaltungsassistenten an großen Schulen würden laut Ministerium rund 12 Millionen Euro im Jahr betragen. Der Modellversuch habe sich aus Sicht aller Beteiligten bewährt. Auf Antrag würden die Projekte jeweils verlängert. Im Zuge eines Gesamtkonzeptes werde die Verwaltungsassistenz als ein Baustein diskutiert, so das Ministerium.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht die Verwaltungsassistenz eher als ein Instrument für berufliche Schulen mit 2000, 3000 Schülern oder Gymnasien. «Was für kleinen Schulen wichtiger wäre, wären Sekretärinnenstunden», sagte der VBE-Sprecher und Grundschulrektor Michael Gomolzig. Doch für diese Arbeit stellten die Kommunen immer weniger Geld bereit. «Wenn meine Teilzeitkraft nicht da ist, muss ich ans Telefon rennen oder den Anrufbeantworter abhören und zurückrufen – und dann eine Entschuldigung für ein krankes Kind annehmen.»

Sein Verband wünscht aber auch eine bessere Bezahlung der Schulleiter. «Das bedeutet beispielsweise, dass ein Rektor, der eine Grundschule mit bis zu 80 Schülern leitet, nicht weniger verdient als ein Sekundar-I-Lehrer, der eine Klasse mit bis zu 32 Schülern unterrichtet», erläuterte VBE-Landeschef Gerhard Brand. (dpa)

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