Professor: Schulleiter sollten sich an Managern orientieren – Schulen brauchen „Unternehmergeist und Gründermentalität“

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KLAGENFURT. „Entrepeneurship“ hat sich in der modernen Führungstheorie längst zu einem Modewort entwickelt. Verstärkt taucht der Begriff auch außerhalb des unternehmerischen Bereichs auf. Gerade Schulen können von mehr Unternehmergeist und Gründermentalität profitieren, meint der Klagenfurter Schulentwickler Stefan Brauckmann.

Privatwirtschaftliche Managementmethoden sind an Schulen längst verbreitet. Die Umsetzung entsprechender Ansätze – auch unter dem Stichwort öffentliche Reformverwaltung oder New Public Management Modell (NPM) bekannt – erfolgt dabei allerdings eher selten im Sinne eines systematischen Ansatzes. Stefan Brauckmann, Professor für Qualitätsentwicklung und im Bildungsbereich, sieht in einer konsequenteren Umsetzung des NPM-Modells Chancen für das Schulwesen. Schulleiter müssten demnach stärker im Sinne von „Edupreneurship“ handeln, um den Herausforderungen der Gegenwart gerecht zu werden.

Schulleiter zu Managern? Angesichts der vielen Fallstricke in der Schulverwaltung steht die systematische Übernahme ökonomischer Führungsprinzipien an Schulen vor besonderen Problemen. Foto: rawpixel / Pixabay (CC0) (Ausschnitt)
Schulleiter zu Managern? Angesichts der vielen Fallstricke in der Schulverwaltung steht die systematische Übernahme ökonomischer Führungsprinzipien an Schulen vor besonderen Problemen. Foto: rawpixel / Pixabay (CC0) (Ausschnitt)

„Das eine kann man doch nicht mit dem anderen vergleichen. Wirtschaft und Bildung sind zwei völlig verschiedene Bereiche“, bekommt der Bildungsforscher Stefan Brauckmann (Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung) wiederholt zu hören. „Hängt von der Fragestellung ab“, gibt er dann gerne zurück. Für ihn ergibt eine Analyse der aktuellen Herausforderungen und Zielstellungen, vor denen Schulen stehen, ganz klar: „Der unternehmerische Aspekt wird für die organisatorische Gestaltung von Schulen immer bedeutsamer.“

Besonders Schulleiter, also die Manager von Schulen bzw. zukünftig ganzen Schulclustern, wären demnach gefordert umzudenken: „Schulen brauchen strategische Partner auf vielen Ebenen. Das, was in der Betriebswirtschaft als environmental scanning [die strategische Analyse der Umfeldfaktoren eines Unternehmens] bezeichnet wird, könnten auch Schulen betreiben: Sie könnten beispielsweise unter den Eltern der Schüler erheben, welche Expertisen vorhanden sind und eingebracht werden könnten. Eltern könnten somit – verstanden als stakeholder – zu den Ressourcen einer Schule beitragen.“

Ein anderes Feld betrifft die zunehmend professionalisierte Außendarstellung, die immer stärker dem Marketing gleicht: „Heute reicht es für Schulen nicht mehr, nur noch präsent zu sein. In vielen Sparten herrscht bereits ein Wettbewerb um die Schüler. Eltern verstehen sich heute vielfach schon als Klientel und treffen ihre Schulwahl auf Basis verfügbarer individualisierter Lernangebote.“

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In eine ähnliche Kerbe schlägt auch die zunehmende Notwendigkeit professionellen Beschwerdemanagements im Schulbetrieb. Stefan Brauckmann, der hierzu mit einem Experten im Bereich Dienstleistungsmanagement zusammenarbeitet, führt dazu aus: „Verstehen sich Eltern als Kunden von Schulen, tragen sie auch ihre Beschwerden an die Schulen heran und erwarten sich eine professionelle Bearbeitung ihrer Anliegen. Letztlich gelangen all diese kritischen Rückmeldungen oftmals ungefiltert an die Schulleitung, die derzeit noch wenig Handwerkszeug hat, um damit gut umzugehen.“

Damit Schulen in Zukunft so etwas wie ein umfassendes Qualitätsmanagement betreiben können, braucht es entsprechende Führungspersönlichkeiten an der Spitze dieser Institutionen. Dazu gehören laut Brauckmann auch entsprechende unternehmerische Einstellungen von Schulleitungen, die er gemeinsam mit dem zypriotischen Bildungsforscher Petros Pashiardis (Open University of Cyprus, Nicosia) unter dem Begriff der „Edupreneurship“ zusammenfasst. Viele Schulleiter haben Grundprinzipien davon schon in ihr professionelles Handeln integriert, bei anderen haben die Prozesse zur Neubewertung ihrer Aufgaben begonnen. Die pädagogische Führung würde dabei weiterhin im Zentrum stehen, aber, so Brauckmann: „Die Ökonomie ist in pädagogischen Fragen besser als ihr Ruf.“ (zab, pm)

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11 Kommentare
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Heinz
5 Jahre zuvor

Ob der Professor sich einen Schulbetrieb der letzten Jahre mal angesehen hat? Ich kann keinen Punkt im Artikel finden, den heutzutage die Schulen nicht bereits umsetzen, er benennt sie nur mit coolen englischen Fachausdrücken.
-Elternbeteiligung …. gibt es überall dort, wo mit den Eltern der Schule möglich (hängt auch vom Standorttyp ab, ob die Eltern überhaupt zu gebrauchen sind).
-Werbung neuer Schüler … findet seit Jahren statt. Alle Schulen heben ihre Besonderheiten heraus, es gibt verschiedene Schwerpunkte und Zweige, außerdem wird an Tagen der offenen Tür alles ausgepackt, um den Eltern vorzuleben, dass man selbst die ideale Schule hat.
-Eltern, die sich als Kunden sehen … gibt es bereits viel zu viele. Beschwert wird sich auch zu jeder nur denkbaren Möglichkeit. Häufig bekommen die Eltern dabei spätestens von der Bezirksregierung recht oder teilweise recht, damit man weniger Arbeit damit hat.

Meine Meinung nach ist das wirtschaftliche Denken an Schulen ein großer Fehler und sollte nicht noch weiter ausgebaut werden. Erstens sorgt es nur für noch mehr Arbeit, da alles, was man sowieso macht einen coolen englischen Namen bekommt und dann in extremer Zusätzlicher Arbeit niedergeschrieben und evaluiert werden muss. Dadurch sinkt dann erneut die Unterrichtsqualität, weil einfach die Zeit fehlt. Dazu kommt, dass ein Wirtschaftsunternehmen eine Leistung oder ein Produkt verkauft. An Schulen wird aber nichts verkauft, die Eltern erkaufen sich keine Schulabschlüsse für ihre Kinder und dürfen deshalb auch nicht wie Kunden behandelt werden. Schulen sind Behörden und vergeben Schulabschlüsse (was man durchaus als hoheitliche Aufgabe ansehen könnte). Viele Eltern können mit dem Gedanken, dass sie die Entscheider sind einfach nicht verantwortungsbewusst umgehen. Die Erziehung sehen sie nicht in ihrer Verantwortung, gleichzeitig nehmen sie sich aber das Recht heraus, ihre Kinder über die Ferien hinaus im Urlaub zu behalten oder ihre Kinder zur Schule zu schicken, wie es ihnen passt. Für solche Eltern und die damit gestraften Kinder ist dieses denken eine Katastrophe!

Heinz
5 Jahre zuvor

Ich entschuldige mich, für die zahlreichen Tippfehler und Entgleisungen (Groß- und Kleinschreibung, Grammatik usw.) in meinem Beitrag, kann diesen aber leider nicht mehr editieren 🙁

Palim
5 Jahre zuvor

„Ob der Professor sich einen Schulbetrieb der letzten Jahre mal angesehen hat? Ich kann keinen Punkt im Artikel finden, den heutzutage die Schulen nicht bereits umsetzen,“

Wer sich dafür ausspricht, sollte im gleichen Atemzug für eine entsprechende Entlohnung eintreten:
A12Z ist NICHT angemessen!

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Genau. Siehe meinen Kommentar:

sofawolf 2. September 2018 um 15:02

drd
5 Jahre zuvor

Diese Ansichten waren der Anfang allen Übels. Nicht die Qualität wurde entwickelt, sondern Ideologien wurden über die Köpfe der Praxis hinweg verordnet und dadurch wurde die Qualität immer schlechter. Erst Richard David Precht, dann ein Professor für „Qualitätsentwicklung“ – kann man bitte mal in Ruhe arbeiten?

sofawolf
5 Jahre zuvor

Genau, Schulen sollten in Wettbewerb miteinander stehen. Due Schulen mit den erfolgreichsten Abschlüssen ihrer Schüler sollten mehr finanzielle Mittel bekommen, die anderen also weniger, sodass die erfolgreichen Schulen noch erfolgreicher und die schwachen Schulen noch schwächer werden. Lehrer an den erfolgreichen Schulen sollten dann auch besser bezahlt werden als Lehrer an den schwachen Schulen, sodass dann die erfolgreichen Schulen auch keinen Lehrermangel mehr haben, also kaum oder keinen Ausfall, und die schwachen Schulen einen immer größeren Lehrermangel, also auch immer mehr Ausfall.

Dann wären doch die Schulen ein „wunderbares Abbild“ unserer Gesellschaft.

(Vorsicht, Ironie!)

Storb
5 Jahre zuvor

Nach der bereits grundlegend implementierten, wenn auch noch nicht abgeschlossenen Zerstörung der Hochschulen durch die „unternehmerische Hochschule“ kommt also nun die „unternehmerische Schule“. Nun ja.

Man muss sich nur das CV von Herrn Brauckmann ansehen, um zu erkennen, dass er von Pädagogik, Lehren, Lernen etc. im besten Falle sehr schattenhafte Kenntnisse besitzt. Selbstdarstellungsfähigkeit, Netwerkkompetenzen und ein völlig internalisiertes Neusprech etc. dürften dagegen umso ausgeprägter sein. Wenn man nur einen Hammer hat, sieht man halt überall Nägel – tragisch, wenn es einem Professor nicht gelingt, das zu reflektieren.

https://ius.aau.at/mitarbeiterinnen/stefanbrauckmann/

omg
5 Jahre zuvor

Hurra. Meint das jetzt, alle Schulleitungen erhalten Geschäftsführergehälter, einen Diesel aus dem VW Konzern als Dienstwagen und Erfolgsbonus und so????? Lehrer erhalten Abteilungsleitergehälter und einen kleineren Diesel als Dienstwagen?
Muss ich meinen neuen Wagen gleich wieder verkaufen, weil ich nur eine Garage habe?
Soll ich mich jetzt freuen oder traurig sein?

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  omg

Ich glaube nicht, dass Geschäftsführer einer gut laufenden Firma mit 60-80 Mitarbeitern für 100000€ brutto im Jahr oder weniger auch nur einen Finger krumm machen würden. Bei 60-80 habe ich nur die Lehrer gezählt, inkl. der Schüler müsste man das Einkommen noch vervielfachen.

Storb
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Gilt aber alles nur, wenn die „Mitarbeiter“ die (weisungsgebundenen) Untergebenen des Geschäftsführers sind – was Lehrer gegenüber dem SL in der Regel nicht bzw. allenfalls stark eingeschränkt sind. Und gilt auch nur dann, wenn der Geschäftsführer ein unternehmerisches Risiko trägt. Was Schulleiter nicht tragen. Beides im Übrigen Punkte, die zeigen, dass Herrn Brauckmanns Ideen wohl eher metaphorisch gemeint sind – was er aber vermutlich nicht merkt.

OMG
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ja, ja, ich habe schon verstanden, dass es eine recht hohe Gehaltserhöhung geben soll, aber mehr als 4,50 m geht nicht in meine Garage. Nach oben hätte ich Luft