MÜNCHEN. Bayerns Gymnasiallehrer fordern mehr Unterstützung durch Fachkräfte bei der Digitalisierung von Schulen. „Wenn die Software klemmt oder das W-LAN-Netz zusammengebrochen ist, dauert es vielerorts mehrere Stunden oder sogar Tage, bis Abhilfe geschaffen ist“, erklärte der Bayerische Philologenverband am Mittwoch in München. Im Rathaus oder im Finanzamt sei so ein Szenario undenkbar. „Das ist Gift für die Akzeptanz digitaler Medien in den Klassenzimmern.“ Ende vergangener Woche hatten sich die große Koalition mit FDP und Grünen auf eine Grundgesetzänderung verständigt, um den Weg für den Digialpakt freizumachen – ein Fünf-Milliarden-Euro-Paket des Bundes, mit dem die Schulen in Deutschland digitalisiert werden sollen.
Eine aktuelle Umfrage, die die Philologen im Vorfeld ihrer Hauptversammlung in Deggendorf unter den bayerischen Gymnasien durchgeführt haben, zeigt jetzt: Bei immer noch 48 Prozent gibt es kein IT-Personal des Sachaufwandsträgers, das die Schulen bei Wartung und Pflege der digitalen Infrastruktur unterstützt. Zudem geben über 60 Prozent der Befragten an, dass Kollegen aus der Lehrerschaft in IT-Angelegenheiten mithelfen. Jedoch tun das die meisten Unterstützer ohne zusätzliche zeitliche Ressourcen, also gleichsam in ihrer Freizeit. Für die Philologen ist die Schlussfolgerung klar, wie Landesvorsitzender Michael Schwägerl betont: „Die Gymnasien brauchen dringend mehr personelle IT-Unterstützung bei der Wartung und Pflege der digitalen Infrastruktur. Wir wollen, dass jedes bayerische Gymnasium vor Ort eine eigene IT-Fachkraft für solche Aufgaben hat. Nur so kann die Digitalisierung an den Schulen gelingen.“
Größtes Hindernis: Zeitmangel
Als größtes Hemmnis führen die befragten Schulleitungen neben den Problemen mit der digitalen Infrastruktur den Mangel an Zeit an. Diese benötigen sie insbesondere für Fortbildungen und die gestiegenen Anforderungen vor Ort. „Genügend Zeit ist der Schlüssel für eine gelingende Auseinandersetzung mit der Digitalisierung an Schulen. Und Zeit gibt es nur, wenn die personelle Ausstattung stimmt und sich jede Kommune das Personal auch leisten kann. Wir fordern deshalb die kommunalen Spitzenverbände und das Kultusministerium auf, in diesem Punkt bei der Umsetzung des Masterplans ‚Bayern Digital II‘ endlich zu einer Einigung für ganz Bayern zu kommen. Wir brauchen gleichwertige digitale Lehrverhältnisse in Bayern“, meint Schwägerl.
Gleichwohl zeige die Umfrage aber auch: Die Schulen und ihre Lehrer sträuben sich nicht gegen digitale Anwendungen. Im Gegenteil: 96 Prozent der Befragten geben an, dass Noten bei ihnen digital verwaltet werden. Oft genutzt werden auch weitere digitale Lösungen, zum Beispiel bei der Absenzenverwaltung oder beim elektronischen Versand von Elternbriefen. News4teachers / mit Material der dpa
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