BERLIN/DÜSSELDORF. Die Deutsche Gesellschaft für Informatik setzt sich vehement dafür ein, Informatikunterricht für alle Schüler in Nordrhein-Westfalen verpflichtend zu machen. Angesichts des Digitalpakts und des Wechsels von G8 zu G9 in Nordrhein-Westfalen dürfe die Landesregierung nicht die Chance vergeben, die „Leitwissenschaft der Digitalisierung“ als Pflichtfach im Curriculum zu verankern. Geplante Änderungen gehen den Informatikern nicht weit genug.
In einem öffentlichen Brief fordert die Deutsche Gesellschaft für Informatik (GI) zusammen mit weiteren nationalen Organisationen und Verbänden die Landesregierung dazu auf, die aktuelle Verordnung zur Änderung der Ausbildungs- und Prüfungsordnung der Sekundarstufe I entsprechend anzupassen und Informatik als Pflichtfach einzuführen. Den Anforderungen der zunehmenden digitalen Vernetzung müsse „endlich“ im Schulcurriculum Rechnung getragen werden, so das Bündnis. Bislang sei in der Verordnung die Informatik lediglich als Wahlfach vorgesehen. Der Wechsel von G8 auf G9 biete jedoch die einmalige Chance, die Einführung eines Pflichtfachs ohne Einschnitte in andere Fächer durchzuführen.
Neben der Fachgesellschaft zur Interessenvertretung der Informatiker, beteiligen sich sechs weitere Vereinigungen an dem Vorstoß. Mit einer Online-Petition will die GI außerdem ihre Forderungen unterstreichen.
Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen oder Mecklenburg-Vorpommern hätten bereits gezeigt, dass eine flächendeckende Einführung von Informatik als Pflichtfach mit einem kurzen Vorlauf umsetzbar ist. Die Gestaltung der Digitalisierung müsse nun auch in der NRW Schulpolitik vom Lippenbekenntnis zur Umsetzung gelangen. Trotz der Ankündigung der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die Informatik weiter zu stärken, finde die notwendige Aufwertung des Faches nur bedingt statt.
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„Wer Bildung in einer zunehmend digital vernetzten Welt konsequent umsetzen will, muss obligatorischen Informatikunterricht einführen.“ betont GI-Präsident Hannes Federrath. Nach seiner Meinung bedürfe es zukünftig daher sowohl der pädagogischen und didaktischen Konzepte als auch informatisch gut qualifizierter Lehrkräfte. „Nordrhein-Westfalen hat jetzt die Chance, die Bildung und seine Schulen für das 21. Jahrhundert fit zu machen und sollte diese Chance nicht leichtfertig vergeben.“
Bildung in der digitalen Welt müsse sowohl aus anwendungsbezogener, gesellschaftlich-kultureller als auch technisch-gestaltender Perspektive in den Blick genommen werden. Dazu beizutragen, dass zukünftige Generationen an dem sich verändernden veränderten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, beruflichen, kulturellen und politischen Leben teilhaben können, entspreche dem gesellschaftlichen Bildungsauftrag. In der Schule brauche es dafür mehr Zeit und mehr Raum.
Mittelfristig müsse die Informatik als Leitwissenschaft der Digitalisierung in der Schule weiter gestärkt werden. Auch wenn es Aufgabe aller Fächer sei, fachliche Bezüge zur Digitalisierung zu integrieren, brauche es hierzu einen eigenständigen Lernbereich, in dem die Aneignung der grundlegenden Konzepte und Kompetenzen für die Orientierung in der digitalen vernetzten Welt ermöglicht wird. (zab, pm)
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