DÜSSELDORF. Die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat in einem persönlichen Schreiben an über 5.500 Lehrer der Sekundarstufe II dafür geworben, sich auch auf Stellenausschreibungen an anderen Schulformen zu bewerben, also an Grundschulen, Schulen der Sekundarstufe I und Berufskollegs sowie auf Stellen für die sonderpädagogische Förderung. Der VBE zeigt sich skeptisch.
„Ich bitte Sie zu prüfen, ob Sie sich zu Beginn ihres Berufslebens eine Tätigkeit an einer der genannten Schulformen vorstellen könnten“, schreibt Gebauer an Lehrer, die bisher kein Einstellungsangebot erhalten haben, sowie an Lehramtsanwärter, die ihren Vorbereitungsdienst Ende Oktober 2019 beenden werden. Die Schulen, aber auch die Lehrer persönlich könnten davon profitieren. Gebauer: „Damit würden Sie zur Sicherung des Unterrichts an diesen Schulen beitragen.“
Bewerberüberhang an Gymnasien – Lehrermangel an Grundschulen
Hintergrund der Maßnahme ist, dass es in Nordrhein-Westfalen für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen (Sekundarstufe ll) einen dauerhaften Bewerberüberhang gibt, der sich in den nächsten zehn Jahren auf rund 16.000 Lehrkräfte kumulieren wird. Im Gegensatz dazu fehlen für die Grundschule, die Schulen der Sekundarstufe I, das Berufskolleg sowie für das Lehramt sonderpädagogische Förderung im selben Zeitraum rund 15.000 Lehrkräfte. Gebauer: „Dieses Ungleichgewicht auf dem Lehrerarbeitsmarkt wollen wir mit diesen attraktiven erweiterten Einstellungsmöglichkeiten verringern. Oberstufenlehrkräfte können ihre Einstellungschancen deutlich steigern und eine dauerhafte Einstellung und eine Verbeamtung erreichen, wenn sie bei der Wahl der Schulform flexibel sind.“
„Sek-II-Lehrkräfte für andere Schulformen zu begeistern, ist gut, bleibt aber eine Notlösung, wenn sie nicht ausreichend auf die anderen Schulformen vorbereitet werden. Zudem ist diese Maßnahme halbherzig“, meint Stefan Behlau, Landesvorsitzender des VBE. „Ohne gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, wird die Grundschule oder die Sek I für viele Kandidaten nur eine kurze Station im Lebenslauf. Die Landesregierung muss endlich alle Möglichkeiten für eine bessere Lehrkräfteversorgung ausschöpfen“, so fordert er.
Lehrermangel – ein hausgemachtes Problem?
Für den VBE handelt es sich beim Lehrermangel um ein hausgemachtes Problem. „Das zeigt die Prognose des Schulministeriums ganz deutlich. Während für die kommenden zehn Jahre ein Personalmangel für die Sekundarstufe I und für die Grundschulen prognostiziert wird, wird für das Gymnasium ein Personalüberhang erwartet. Auf eine so dermaßen eindeutige Prognose müssen langfristige Konsequenzen folgen, doch die bleiben bisher aus“, sagt Behlau. Seine Schlussfolgerung: „Wir fordern A13/EG13 für alle Lehrkräfte aller Schulformen!“, sagt Behlau.
Gebauer hatte Lehrerinnen und Lehrer mit dem Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen erstmals im September 2017 angeschrieben und ihnen angeboten, an einer Grundschule zu unterrichten. Bisher haben allerdings nur 247 Lehrkräfte dieses Angebot angenommen. In Sachen „A13 für alle Lehrkräfte“ hat sich die Landesregierung – trotz vager Ankündigungen von Gebauer – noch nicht zu einer Entscheidung durchringen können. Agentur für Bildungsjournalismus
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A13 für alle Lehrer? Schulministerin schiebt das Thema auf die lange Bank