MÜNCHEN. Angesichts des sich verschärfenden Lehrermangels – und den daraus resultierenden verstärkten Abordnungen von Lehrern an Schulen mit großem Fehlbedarf – warnt der Bayerische Philologenverband die Kultusministerien davor, Lehrer als „Verfügungsmasse“ zu sehen. Dadurch werde der Beruf kaum an Attraktivität gewinnen.
„Lehrer zu sein ist mehr als ein Beruf, es ist eine Berufung“, so heißt es in einer Pressemitteilung der Bayerischen Philologen – augenscheinlich anspielend auf die Kampagne von GEW und VBE, A13 für Lehrer aller Schulformen zu fordern. „Leider wird bei Diskussionen rund um das Lehrersein zu wenig differenziert. Da ist allgemein von Lehrermangel die Rede, von Lehrerbildung und Lehrerbezahlung. Dabei ist Lehrer nicht gleich Lehrer. So, wie Schüler nicht gleich Schüler ist. Gerade hier lohnt es sich, Verallgemeinerungen aufzulösen und vermeintlich einfache Patentrezepte zu vermeiden.“ Der Philologenverband wehrt sich entschieden gegen eine finanzielle Gleichstellung von Lehrern anderer Schulformen mit den von ihm vertretenen Gymnasiallehrern (News4teachers berichtete).
Individuell auch auf Lehrerinnen und Lehrer eingehen
Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands, warnt allerdings insbesondere vor Abordnungen von Gymnasiallehrern an Grundschulen, wie sie in einigen Bundesländern – und offenbar aktuell auch in Bayern – vorgenommen werden. „So, wie wir individuell auf unsere Schülerinnen und Schüler eingehen sollen, so muss auch der Blick der Politik und der Gesellschaft auf die Lehrkräfte differenziert erfolgen. Lehrende Frauen und Männer, die aus Liebe zu ihren Fächern, aus Liebe zu Kindern und Jugendlichen ihren Beruf ergriffen haben, sind keine Verfügungsmasse, um irgendwelche Löcher zu stopfen.“ An andere Schularten zu wechseln oder andere Fächer zu unterrichten, dürfe nur die absolute Ausnahme sein.
Mit Blick auf Forderungen der GEW, die Lehrerausbildung nach Alter der Schüler (und nicht mehr nach Schulformen) zu strukturieren, meint Schwägerl: „Wenn gefordert wird, das Lehramtsstudium zu vereinheitlichen oder gar die Bindung an die Schulart aufzugeben, dann wird das den betroffenen Lehrkräften und Schülern nicht gerecht. Solche Maßnahmen helfen außerdem nicht gegen den aktuellen Lehrermangel: Wenn die Studienzeit von Grund- und Mittelschullehrern angehoben würde, fällt erst einmal ein ganzer Jahrgang an Absolventen weg – und verschärft den Mangel an diesen Schularten.“ In Bayern sind die Ausbildungsgänge noch unterschiedlich lang, in anderen Bundesländern wurden sie bereits zeitlich angeglichen.
Vielfalt von spezialisierten Lehrkräften
Schwägerl: „Lehramtsstudenten entscheiden sich außerdem bewusst für eine Schulart und für ihre Fächer. Und sie tun das nicht, um später in einer anderen Schulart andere Fächer zu unterrichten. Wenn Lehrer fürchten müssen, zwischen Schularten je nach Bedarf hin- und hergeschoben zu werden, macht das den Beruf für viele unattraktiv. Auf die Vielfalt unserer Schüler können wir nur mit der Vielfalt von spezialisierten Lehrkräften reagieren! Denn Lehrer brauchen das passende Rüstzeug, um in einer komplexer werdenden Welt individuell auf ihre Schüler eingehen zu können.“
Daher fordert der Bayerische Philologenverband, „die Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer differenzierter zu betrachten und passgenaue Lösungen zu finden“. Ein reines „Verschieben“ der Lehrer über die Grenzen der Schulart und Fächer hinweg, auch im Studium, würde einen massiven Verlust an Unterrichtsqualität bedeuten. „Wenn die Kollegen an der gewünschten Schulart ihre studierten Fächer unterrichten, dann profitieren davon ja die Schüler am meisten. Das ist unser Antrieb“, meint Schwägerl. News4teachers
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