GÜTERSLOH. Der geplante Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule wird einer Studie zufolge noch höhere Milliarden-Kosten verursachen als bisher kalkuliert. Es werde bei den angenommenen jährlichen Personalkosten von 4,5 Milliarden Euro für rund 1,1 Millionen neu zu schaffende Plätze nicht bleiben, erklärte die Bertelsmann-Stiftung. Nach einer in Auftrag gegebenen Studie müsse zudem bei vielen Plätzen nachgerüstet werden, was weitere gut 0,8 Milliarden Euro kosten werde. Denn nicht alle Ganztagsgrundschulen erfüllten die Vorgaben des angestrebten Rechtsanspruchs ab 2025 bei den Öffnungszeiten in Unterrichts- wie Ferienwochen.
Um die Lücke zu schließen, wären 11.200 Erzieher und 237 Lehrkräfte in Vollzeit zusätzlich nötig – das entspreche Kosten von 815 Millionen Euro im Jahr, rechnete die Stiftung in Gütersloh vor. Die laufenden Kosten würden damit insgesamt 5,3 Milliarden Euro betragen.
Das Bundeskabinett hatte für den Rechtsanspruch zunächst die Einrichtung eines einmaligen Sondervermögens von zwei Milliarden Euro beschlossen – für Investitionen in Gebäude und Räumlichkeiten an den etwa 25.000 Grundschulen in Deutschland. Über eine mögliche Beteiligung des Bundes an Personalkosten wird mit den Ländern derzeit verhandelt. Nach Angaben der Stiftung ist dabei die Kalkulation des Deutschen Jugendinstituts – 4,5 Milliarden Euro für Personalkosten – die Grundlage.
“Kosten für die Ganztagsschule dürfen nicht schöngerechnet werden”
„Die durch den Rechtsanspruch auf Ganztag entstehenden Kosten dürfen nicht schöngerechnet werden. Quantität darf nicht vor Qualität gehen”, so forderte VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. „Der Bildungsertrag des Ganztags hängt wesentlich von seiner pädagogischen Konzeption und der des beschäftigen Personals ab. Dies belegen Studien, die die Wirksamkeit der schulischen Ganztagsangebote untersucht haben.” (News4teachers berichtete, d. Red.). Neben qualifiziertem Personal sei es unabdingbar, dass Schulen ein Raumkonzept erhielten, das ganztägige und ganzheitliche Bildung ermöglicht.
Beckmann: “Wenn die Rahmenbedingungen stimmen und dafür zu sorgen ist Auftrag der Politik, kann ganztägige Bildung einen Beitrag leisten, den Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungschancen zu entkoppeln. In Zeiten des Mangels an pädagogischen Fachkräften ist eine der drängendsten Herausforderungen, viele Auszubildende und Studierende zu gewinnen und die Arbeitsbedingungen für alle so zu gestalten, dass sie gut, gerne und dadurch auch lange im Bildungsbereich arbeiten können und möchten.“ News4teachers / mit Material der dpa