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KMK berät ab heute über die Corona-Krise: Österreich schließt alle Schulen – gibt es “Corona-Ferien” bald auch in Deutschland?

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BERLIN. Dutzende Schulen sind schon geschlossen – und es könnten noch mehr werden. Dabei stehen die Abiturprüfungen vor der Tür. Nun wollen die Kultusminister die Lage beraten. Bundesweite “Corona-Ferien” sollen auf der heute und morgen tagenden Kultusministerkonferenz (KMK) angeblich nicht beschlossen werden – allerdings: Die Entwicklung ist extrem dynamisch. Gestern haben Deutschlands Nachbarländer Österreich, Tschechien und Polen die Schließung aller Schulen angekündigt. In Italien gilt das bereits seit vergangener Woche.

Die KMK beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Schulen in Deutschland. Foto: Shutterstock

Die Kultusminister der Länder wollen bei ihrem am heutigen Donnerstag beginnenden Treffen nach Angaben von KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD) auch über generelle Schulschließungen diskutieren. «Wir werden heute insgesamt auch über die Situation auch allgemeiner Schulschließungen beraten», sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin im ZDF-«Morgenmagazin». Zuvor hieß es aus Kreisen der Kultusministerkonferenz, dass generelle Schulschließungen mit der Sitzung nicht näher rücken sollen.

Zwar gehe Gesundheit im Vergleich zum Bildungsauftrag vor, erklärte Hubig. Allerdings gebe es kein Zeichen dafür, dass generelle Schulschließungen für den Moment sinnvoll seien. Da sich die Situation mit der Ausbreitung des Virus Sars-CoV-2 aber ständig ändere, könne diese Maßnahme zu einem späteren Zeitpunkt ergriffen werden.

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Abiturprüfungen: Notfallplan in Nordrhein-Westfalen

Ab diesem Donnerstag wollen sich die Länderminister mit den Auswirkungen der Corona-Epidemie auf die Schulen befassen. Bei der zweitägigen Sitzung geht es auch darum, ob die Ausbreitung des Virus Abiturprüfungen gefährdet. In den meisten Bundesländern stehen in den nächsten Wochen die schriftlichen Abiturprüfungen an. In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits einen Notfallplan, der vorsieht, dass Schüler, die wegen der Quarantäne-Regelungen die Abiturprüfung nicht schreiben können, die Klausuren an einem zentralen Nachschreibetermin nachholen.

Nach Ansicht des Deutschen Lehrerverbandes soll das Abitur wie geplant stattfinden. «An den Abiturprüfungen sollten wir festhalten. Die könnten unter Beachtung eines strengen Gesundheitsschutzes auch stattfinden, wenn es gleichzeitig Corona-Ferien geben sollte», sagte Präsident Heinz-Peter Meidinger der «Passauer Neuen Presse». Allerdings müsse bei einer solchen Prüfungssituation dafür gesorgt werden, dass ein entsprechender Abstand zwischen den Prüflingen in den Prüfungsräumen bestehe.

Zu möglichen Schulschließungen sagte Meidinger: «Wir tun gut daran, in den Bundesländern den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und des Bundesgesundheitsministeriums zu folgen. Bisher gibt es von dort keine Empfehlung für generelle Schulschließungen.»

Spahn: Gegen generelle Schulschließungen jetzt

Generelle Schulschließungen sollen mit der KMK-Sitzung nicht näher rücken, hieß es in KMK-Kreisen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich erst am Mittwoch abermals gegen generelle Schulschließungen ausgesprochen. Es sei leichter, auf Fußballspiele oder Clubkonzerte zu verzichten als auf eine Betreuung der Kinder, sagte Spahn. Geschlossene Schulen und Kitas hätten auch Folgen für Polizisten oder Angehörige des Gesundheitswesens.

Es könne auch fatale Folgen haben, Kinder nun etwa von der Oma betreuen zu lassen, sagte Spahn mit Blick auf das erhöhte Krankheitsrisiko für Ältere. Regionale Schulschließungen wie im besonders betroffenen Kreis Heinsberg seien sinnvoll. «Flächendeckend bin ich sehr zurückhaltend.»

Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hält flächendeckende Schulschließungen wegen des Coronavirus aktuell nicht für nötig. «Derzeit sind Schulschließungen nicht angezeigt, wie auch Wissenschaftler und der Bundesgesundheitsminister betonen», sagte die CDU-Politikerin der «Bild»-Zeitung. Die Lage müsse aber immer wieder neu bewertet werden.

Alle Schulen in Österreich, Polen und Tschechien geschlossen

Eine neue Einschätzung der Situation könnte allerdings schnell erfolgen. Italien hat bereits in der vergangenen Woche landesweit alle Schulen bis zum 15. März geschlossen. Ab sofort gilt eine solche Regelung auch für Deutschlands Nachbarländer Tschechien, Polen und Österreich. Der Unterricht in allen Ebenen des tschechischen Bildungssystems, von den Grundschulen bis zu den Hochschulen, wurde bis auf Widerruf eingestellt. Die Schüler und Studenten sollen Aufgaben übers Internet erhalten.

Ähnlich die Situation in Polen: Als Schutz vor einer weiteren Ausbreitung des neuartigen Coronavirus schließt Polen für zwei Wochen alle Kindergärten, Schulen und Universitäten. Auch Museen, Kinos und Theater bleiben für die Öffentlichkeit geschlossen, sagte Regierungschef Mateusz Morawiecki am Mittwoch in Warschau. “Für unserer Kinder ist es am besten, nicht aus dem Haus zu gehen, denn Kinder können die Krankheit leicht auf ältere Familienmitglieder übertragen.” In Grundschulen und Kindergärten sollen die Kinder am Donnerstag und Freitag bei Bedarf noch betreut werden, damit die Eltern Zeit bekommen, das Familienleben entsprechend zu organisieren.

Österreich reagierte ebenfalls drastisch auf das Virus. Zur Eindämmung des Coronavirus werden in Österreich die Schulen eine Zeit lang geschlossen. Betroffen seien zunächst ab kommendem Montag alle Oberstufenschüler, teilte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch mit. Ab nächstem Mittwoch werde auch der Unterricht für alle anderen Schüler eingestellt. Unterrichtsminister Heinz Faßmann (parteilos) erklärte unterdessen, dass die Zentralmatura aufgrund des Coronavirus auf Juni verschoben werden könnte. Die Entscheidung darüber soll am heutigen Donnerstag fallen.

Der Verband Deutscher Realschullehrer und der Philologenverband Baden-Württemberg haben bereits flächendeckende Schulschließungen in Deutschland gefordert (News4teachers berichtete). Eine Unterrichtung der Öffentlichkeit über die KMK-Sitzung ist erst zum Abschluss am Freitag vorgesehen. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Coronavirus: Bundesweit wohl schon mehr als 100 Schulen und Kitas geschlossen – ab wann machen großflächige “Corona-Ferien” Sinn?

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