KIEL. Alle Grundschüler in Schleswig-Holstein sollen vom 8. Juni an wieder eine tägliche Beschulung im Klassenverband erhalten. Das kündigten Ministerpräsident Daniel Günther und Bildungsministerin Karin Prien (beide CDU) am Mittwoch in Kiel an als weitere Lockerung in der Corona-Krise. Dabei wird die Abstandsregel nicht mehr gelten, wie Prien ankündigte. Schleswig-Holstein ist das dritte Bundesland, das den 1,50 Meter-Abstand in der Grundschule für unnötig erklärt.
In der letzten Woche vor den Sommerferien, die am 29. Juni in Schleswig-Holstein beginnen, sollen alle Schüler aller Schulen tageweise in ihrem Klassenverband zusammenkommen. Dies bedeute aber nicht, dass alle Schüler zur gleichen Zeit in der Schule sein werden, sagte Prien. Der Regelbetrieb an allen Schulen soll nach den Sommerferien mit dem neuen Schuljahr am 10. August wieder starten, kündigten Prien und Günther an.
Bis zu den Sommerferien gilt: Kinder könnten vom Unterricht abgemeldet werden, wenn diese oder ihre Eltern zu Risikogruppen gehörten, erläuterte Prien. Und auch wenn diese Gründe nicht vorlägen, könnten verunsicherte Eltern ihr Kind abmelden.
Am Vortag hatte Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU) angekündigt, die Abstandsregel in Grundschulen spätestens bis Mitte Juni zu beenden. Für die Grundschulen sei ein eingeschränkter Regelbetrieb geplant. Das heißt, die Kinder bleiben in ihren gewohnten Klassenstärken zusammen, dafür sollen sie – wie in Sachsen – räumlich von anderen Klassen getrennt und immer vom gleichen Lehrer unterrichtet werden. Sachsen hatte als erstes Bundesland auf die Abstandsregel verzichtet; dort läuft der Unterricht in den Grundschulen ohne sie bereits seit vergangener Woche.
Mit Abstandsregel keine komplette Öffnung von Schulen und Kitas
Die Entscheidung, ob man sich von der 1,5-Meter-Abstandsregelung verabschiede, sei eine «sehr, sehr schwere Entscheidung», hatte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey noch am Montag erklärt. Das könne nicht für das gesamte Bundesgebiet am Tag X festgelegt werden, sondern müsse anhand der Lage vor Ort entschieden werden.
«Wenn die Lage vor Ort so ist, dass das Risiko als äußerst gering eingeschätzt werden kann, dann kann man diese Schritte gehen in Richtung verantwortbarer Öffnung hin zu 100 Prozent Regelbetrieb.» Eine genaue Festlegung auf den Tag in allen Bundesländern könne es nicht geben. «Das ist auch nicht in unserer Macht, weil das die Länder nunmal in ihrer Länderzuständigkeit entscheiden», sagte Giffey.
Sie machte aber auch deutlich, dass eine komplette Öffnung von Schulen und Kitas erst dann möglich sein wird, wenn die 1,50-Meter-Abstandsregel bundesweit nicht mehr gilt. «Das ist eine ganz klare Geschichte. Weil sie ansonsten einfach nicht 100 Prozent der Kinder in 100 Prozent der Zeit von Kita und Schule zurückholen können.» News4teachers / mit Material der dpa