FRANKFURT/MAIN. Angesichts der Coronakrise fordern fünf Fachgesellschaften, künftig der Bedeutung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichtes verstärkt Rechnung zu tragen.
Die Covid-19-Pandemie kann ohne mathematisch-naturwissenschaftlichen Sachverstand nach Ansicht fünf großer mathematisch-naturwissenschaftlicher Fachgesellschaften in Deutschland nicht überwunden werden. Die Fachgesellschaften (DPG, DMV, DVGeo, GDCh, VBIO) vertreten die Fächer Biologie, Chemie, Physik, Mathematik und Geowissenschaften.
In einem Positionspapier machen sich die Wissenschaftler ausdrücklich für eine Stärkung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts stark. Die Berichterstattung zur aktuellen Coronakrise zeige überdeutlich, dass das Verständnis von mathematischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhängen unabdingbar ist, um komplexe Informationen über Fallzahlen, Reproduktionsziffern oder die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen zu verstehen und nicht auf Panikmache oder „Fake News“ hereinzufallen. Fächern wie Mathematik und Naturwissenschaften müsse in den Schulen höchste Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Die Fachgesellschaften plädieren dafür, künftig die Naturwissenschaften als Kernfächer durchgängig zu unterrichten. „Wir brauchen mehr Naturwissenschaften in den Schulen, und zwar in allen Altersstufen. Mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Unterricht fördern wir das logische Denken und das Verständnis für komplexe Zusammenhänge,“ betont Lutz Schröter, Präsident der Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG). Und Peter R. Schreiner, Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), ergänzt: „Und wir sorgen dafür, dass Deutschland auch in Zukunft über hervorragende Problemlöserinnen und Problemlöser aus Medizin, Mathematik und Naturwissenschaften verfügt, um künftige Herausforderungen zu meistern.“
Auch bei Anerkenntnis der wichtigen Rolle der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften beim Verständnis der Folgen der Pandemie sowie ethischer Kriterien, um mit den Folgen umzugehen, leisteten die Naturwissenschaften besondere in der aktuellen Krise. Ob es um technische Einrichtungen wie Intensivbetten oder Beatmungsgeräte gehe, um die Voraussage künftiger Fallzahlen, für die mathematische, medizinische und epidemiologische Kenntnisse gleichermaßen wichtig sein, um die Erforschung des Virus, die Entwicklung neuer Tests auf Covid-19 bzw. auf Antikörper gegen das Virus oder um die Herstellung der benötigten Schutz- und Desinfektionsmittel – überall sei naturwissenschaftlicher Sachverstand gefragt. Das gelte insbesondere für die medizinische Versorgung sowie für die Entwicklung eines Impfstoffes oder wirksamer Medikamente, an denen Wissenschaftler in aller Welt derzeit mit Hochdruck arbeiteten. „Auch wenn die Politik letztlich die Entscheidungen fällen muss, kann die Pandemie nicht ohne Forschung und Expertise von Mathematikern, Medizinern und Naturwissenschaftlern überwunden werden“, betont Friedrich Götze, Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV).
Die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachgesellschaften empfehlen in diesem Zusammenhang auch, die Wissenschaftskommunikation und den Wissenschaftsjournalismus insgesamt zu stärken und ihre Rolle im Wissenschaftsbetrieb aufzuwerten.
Der Dachverband der Geowissenschaften (DVGeo), die Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV), die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG), die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) sowie der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO) vertreten insgesamt mehr als 130.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. (zab, pm)
• Das Positionspapier zum Download
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