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GEW-Landeschefin Moritz: Lehrer fühlen sich als Versuchskaninchen missbraucht

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STUTTGART. Das baden-württembergische Kultusministerium hat seinen Fahrplan für das kommende Schuljahr unter Corona-Bedingungen vorgestellt. Seife allein sei kein Konzept für den Start ins nächste Schuljahr, kritisiert GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz. Sie bezeichnet die Vorgaben als “riskant und falsch”.

Doro Moritz sieht die Pläne von Baden-Württembergs Kultusministerin Eisenmann überaus kritisch. Foto: GEW BW

„Nachdem gestern die Konzepte des Kultusministeriums an die Schulen geschickt wurden, erreichten uns in kurzer Zeit viele empörte Schreiben. Lehrkräfte fühlen sich von ihrem Arbeitgeber, der grün-schwarzen Landesregierung, als Versuchskaninchen behandelt”,  sagte Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg.

Sie betont: “Es fehlen klare Zusagen, welche Schutzmaßnahmen für die 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler und 130.000 Lehrkräfte am 14. September zur Verfügung stehen werden. Gibt es zum Beispiel FFP2-Masken für Vorerkrankte, wird das Reinigungspersonal an allen 4.500 Schulen aufgestockt, gibt es Corona-Tests für Lehrkräfte? Übliche Hygieneregeln und Seife alleine sind kein sicheres Konzept für den Start ins nächste Schuljahr. Lehrkräfte, Eltern und Schüler freuen sich, wenn der Schulbetrieb läuft. Unter den angekündigten Bedingungen stellt er ein Risiko für alle Beteiligten dar.“

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Wieso gilt die Abstandsregel nur in Schulen nicht?

Die GEW sieht es überhaupt kritisch, dass Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) die Schulen direkt nach den Sommerferien komplett öffnen will. Die Baden-Württemberger würden dann gerade aus dem Urlaub kommen und niemand könne wissen, ob dann eine höhere Infektionsgefahr bestehen werde, meint die Gewerkschaft.

„An anderen Arbeitsplätzen ist es selbstverständlich, dass alle Beschäftigten Schutzmasken erhalten, Schutzschilder beschafft werden und zusätzliche Reinigungskräfte für Hygiene sorgen. Wir erwarten klare Zusagen, dass das auch für Kitas und Schulen garantiert wird. Lehrkräfte bekommen zum Beispiel derzeit keine Mund-Nasen-Bedeckungen, obwohl das nach der Corona-Verordnung vorgeschrieben ist. Wenn die Abstandsregel in der Öffentlichkeit gilt, muss sie auch in den Schulen und in den Klassenzimmern umgesetzt und den Schüler*innen Mund-Nasen-Bedeckungen mindestens außerhalb der Unterrichtsräume nahegelegt werden“, forderte die GEW-Landeschefin.

Lehrermangel verschärft die Situation

Laut GEW berichten schon jetzt Schulämter, dass am 14. September nicht genügend Lehrkräfte für den Pflichtunterricht zur Verfügung stehen werden. „Dabei sind die Lehrkräfte, die nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden können, noch nicht einmal eingerechnet. Die Schulen brauchen zusätzliches Personal, zum Beispiel pädagogische Assistentinnen und Lehramtsstudierende, die angeleitet durch Lehrkräfte Fördermaßnahmen anbieten. Das wäre eine echte Unterstützung. Außerdem gewinnen Studierende so Praxiserfahrung und können mit der Vergütung weggefallene Jobs zur Finanzierung des Studiums ausgleichen“, so Moritz.

Die GEW setzt sich für ein Förderkonzept für alle Schularten für das nächste Schuljahr ein. „Trotz Fernunterricht haben Schülerinnen und Schüler Lerninhalte versäumt. Es gibt auch keine zusätzlichen Ressourcen für die Schulen, um dies aufzuholen. Freiwillige Lernbrücken in den Sommerferien sind kein Ersatz für regulären Unterricht. Sie werden die soziale Ungleichheit nicht reduzieren. Die Beschränkung auf Deutsch und Mathematik ist weder motivierend noch sinnvoll“, kritisiert Moritz.

Unmut und Enttäuschung bei den Lehrern im Land

Die GEW berichtet, dass die Schreiben, die gestern aus dem Kultusministerium an die Schulen gingen, für Unmut und Enttäuschung gesorgt haben. „Statt Unterstützung zu leisten, macht Kultusministerin Susanne Eisenmann den Schulen jede Menge Vorgaben zur Dokumentation und zur Gestaltung des Unterrichts. Das wird als Misstrauen gegenüber der Lehrerschaft und den Schulleitungen wahrgenommen. Schulleitungen sind seit März im Dauerstress und erhalten jetzt durch neue Regelungen zusätzliche Arbeit. Ein Dankeschön der Kultusministerin ist gut, konkrete Entlastung wäre besser und dringend notwendig“, sagt die GEW-Landesvorsitzende. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Eisenmann hebt die Schulbesuchspflicht fürs kommende Schuljahr auf

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