DÜSSELDORF. Viel ist geschimpft worden über die bundesweit einzigartige Pflicht in NRW, in weiterführenden Schulen auch im Unterricht Maske zu tragen. In wenigen Tagen endet der Zwang – und manchen Lehrern und Gewerkschaftern wird es mulmig.
Das angekündigte Ende der Maskenpflicht im Unterricht stößt in Nordrhein-Westfalen auf Erleichterung, aber auch Bedenken. Der Landesvorsitzende des Lehrerverbands Bildung und Erziehung, Stefan Behlau, sprach von einer zwiespältigen Entscheidung: «Sicherlich wird die Kommunikation im Unterricht ohne Maske deutlich erleichtert, da jedoch das Abstandhalten in den Klassenräumen nicht möglich ist, geht ein wichtiger Schutz verloren.»
“Nun müssen Abstand und kleinere Lerngruppen her”
Die GEW hatte die Maskenpflicht aus pädagogischen Gründen abgelehnt. Sie hält den Schritt jetzt dennoch für leichtsinnig. Landeschefin Maike Finnern vermisst Konzepte, die eine Abnahme der Maske im Unterricht rechtfertigen. “Damit wird im Grunde der Regelbetrieb verkündet”, so schrieb sie auf Twitter. “Das kann nicht sein. Das ist Hohn für alle Schüler*innen und Lehrer*innen. Die Landesregierung hat keinen Plan B zum Infektionsschutz vorgelegt und lässt die letzte Maßnahme fallen. Nun müssen Abstand und kleinere Gruppen her.”
Wir haben eine Nacht über die Planung von @ArminLaschet zur Abschaffung der #Maskenpflicht im Unterricht geschlafen. Es ist erschreckend, mit welchem Leichtsinn das @BildungslandNRW agiert. Wo sind Konzepte, die Abnahme der Maske rechtfertigen? MT @GrueneFrakNRW @spd_fraktion_nw
— Maike Finnern (@MaikeFinnern) August 28, 2020
Nach einer Konferenz der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Donnerstag angekündigt, die Maskenpflicht im Unterricht nicht zu verlängern. Schüler der weiterführenden und berufsbildenden Schulen in NRW müssen daher nur noch am Montag ein letztes Mal eine Mund-Nasen-Bedeckung im Unterricht tragen. Für die Grund- und Förderschüler der Primarstufe galt sie ohnehin nicht.
Die bisherigen Regelungen der Coronaschutzverordnung sowie der Verordnungen zur Betreuung in Kitas, Schulen und Behinderteneinrichtungen enden in NRW mit Ablauf des 31. August, ebenso wie die Corona-Einreiseverordnung. Die Landesminister für Gesundheit und für Schule, Karl-Josef Laumann (CDU) und Yvonne Gebauer (FDP), wollen am Montag Einzelheiten der neuen Fassungen vorstellen.
Lehrer NRW: Umso mehr ist Wachsamkeit in den Schulen gefordert
Laschet hatte bereits angekündigt, dass die Maskenpflicht außerhalb des Unterrichts auf dem Schulgelände und in Schulgebäuden ihre Gültigkeit behalte. Am Donnerstagabend hatte er getwittert: «Versprochen. Gehalten. Da in Nordrhein-Westfalen die Infektionszahlen sinken, können wir auf die zum Schulstart zur Vorsicht einführte Sonderregel verzichten.»
Der Verband Lehrer NRW wertete das als «wichtigen Schritt in Richtung Normalität». Umso mehr sei nun aber Wachsamkeit gefragt, mahnte die Landesvorsitzende Brigitte Balbach. Alle am Schulleben Beteiligten müssten durch achtsames Verhalten dazu beitragen, dass die Schulen auch weiterhin keine Pandemie-Brennpunkte seien. dpa
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