BERLIN. Zwei Wochen nach dem Start des neuen Schuljahres unter Corona-Bedingungen in Berlin hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erneut Alarm geschlagen. «Wir haben keinen Regelbetrieb an Schulen», sagte der GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann am Samstag als Gast auf einem Landesparteitag der Linken. «Unterricht findet fast nur frontal statt. Gruppenarbeit geht ja nicht», berichtete er. «An vielen Schulen gibt es keine Förderkurse, keinen Musikunterricht, und oft nicht mal Sportunterricht.» Es handele sich eher um Betreuung als um wirkliches Lernen.
Jedem sei klar, dass die Situation hochdynamisch sei. «Und wir verstehen auch, dass es nicht den einen großen Plan gibt, der alles richten wird», sagte Erdmann. «Wir wünschen uns aber, dass nicht nach außen hin der Schein gepflegt wird, hier läuft alles super, aber innen brodelt es, und die Kollegen stehen mit dem Rücken an der Wand.»
GEW fordert Unterricht in kleinen Lerngruppen
Die Infektionszahlen rechtfertigten nicht, dass Schulen vollständig geschlossen sind, auch die GEW wolle gerechte Bildung für alle. «Unsere Kolleginnen und Kollegen sind aber pappesatt, wenn sie hören, wir haben Regelbetrieb.» Erdmann erneuerte die Forderung der GEW nach Unterricht in kleinen Lerngruppen. Der funktioniere besser, und auch Hygieneregeln seien besser einzuhalten. Dafür sei aber mehr Personal nötig.
Auch der Bundeselternratsvorsitzende Stephan Wasmuth hat Unterricht in kleinen Lerngruppen gefordert – und würde dafür auch einen Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht in Kauf nehmen. „Klar wünschen wir Eltern uns auch, dass wir wieder qualifizierten Präsenzunterricht hinbekommen. Das ist ja auch für die Psyche der Kinder ganz wichtig, dass sie wieder vor Ort angebunden sind und persönlicher Kontakt zu den Lehrkräften besteht. Aber ich denke, den meisten ist auch bewusst, dass es unter den gegebenen Umständen so nicht klappen kann“, sagt er im Interview mit News4teachers (hier geht es hin).
Scheeres: “Schulen selbst sind kein Hotspot”
Wegen Corona-Fällen befinden sich derzeit – Stand: Freitag – allein in Berlin an 39 Schulen Teile von Schülern oder Schulpersonal in Quarantäne.Berlins Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) erklärte: dazu: «Fast zwei Wochen nach Schuljahresstart können wir erkennen, dass die Schulen selbst kein Hotspot sind.» Infektionen würden in aller Regel von außen in die Schulen getragen.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) zog ebenfalls eine positive Zwischenbilanz nach dem Start des neuen Schuljahrs in mehreren Bundesländern. Die Länder hätten sich «sehr, sehr stark darauf vorbereitet», dass der Regelbetrieb wieder gut starte. «Und ich würde sagen, der Regelbetrieb ist gut gestartet.» News4teachers / mit Material der dpa
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.