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KMK-Präsidentin Hubig: Wer freiwillig im Unterricht eine Maske tragen will, kann das tun

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MAINZ. «Mit der Zunahme der Infektionen steigt die Sorge», sagt der Landeselternsprecher Rheinland-Pfalz vor dem Start ins neue Schuljahr. Dieses beginnt – wie in fast allen Bundesländern – mit Präsenzunterricht für alle, ohne Abstandsregel, ohne Maske im Klassenraum. Am Montagabend, so berichtet die rheinland-pfälzische Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Stefanie Hubig hätten sich die Kultusminister der Länder in Sachen Maskenpflicht noch einmal abgestimmt – es bleibt vorerst dabei: NRW ist das einzige Bundesland, das Masken auch im Unterricht vorschreibt.

Mit Maske unterrichten oder ohne? In Rheinland-Pfalz haben Lehrer die Wahl. Foto: Shutterstock

Mehr als 400.000 Kinder und Jugendliche sowie etwa 41.000 Lehrkräfte gehen in der kommenden Woche in Rheinland-Phalz ein neues Schuljahr, das unter besonderen Vorzeichen vorsteht. Fünf Monate nach Schließung aller Schulen wegen der Corona-Pandemie beginnt dann für alle wieder der Unterricht im Klassenraum. Abstandsregel und Maskenpflicht im Klassenraum sind für den Unterricht in Rheinland-Pfalz zunächst aufgehoben. Damit das gelingt, setzt Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) darauf, dass alle Beteiligten in der Schulgemeinschaft verantwortungsbewusst zusammenwirken.

Normalbetrieb der Schulen steht unter Vorbehalt

Die Maskenpflicht an den Schulen hat zuletzt bundesweit für Diskussionen gesorgt – Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) plädierte für einen Mund-Nasen-Schutz, wenn die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können. Sie müsse die Dinge ja nicht umsetzen, kommentierte Hubig kühl. Am Montagabend hätten sich die Kultusminister der Länder noch einmal besprochen und «festgestellt, dass wir alle dieselbe Auffassung zur Maskenpflicht haben». Nordrhein-Westfalen hatte als bislang einziges Bundesland für den heutigen Schulbeginn eine Maskenpflicht auch im Unterricht der weiterführenden Schulen angeordnet.

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Den Regelbetrieb wieder aufzunehmen, steht unter dem Vorbehalt, dass es nicht zu einer stärkeren Zunahme der Corona-Infektionen kommt. Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium will das Infektionsgeschehen weiter aufmerksam beobachten, in enger Abstimmung mit Gesundheitsexperten. Sollten die Zahlen deutlich steigen, könnte das zweite vorbereitete Szenario wirksam werden: Dann soll wieder abwechselnd im Präsenz- und Fernunterricht gelernt werden. Das dritte Szenario für den Fall eines größeren Ausbruchs sind temporäre Schulschließungen.

«Wenn am Montag 1500 Schülerinnen und Schüler hier sind, mache ich mir schon Sorgen wegen der nicht mehr geltenden Abstandsregelung im Klassenraum», sagt der Leiter der Integrierten Gesamtschule (IGS) Mainz-Bretzenheim, Roland Wollowski. «Es ist doch sehr eng hier.» Aber die Schule sei auf alle Entwicklungen vorbereitet.

Drei Viertel der Elternvertreter begrüßten den Regelbetrieb, aber…

Nach einer Umfrage des Landeselternbeirats wird es von drei Viertel der Elternvertreter begrüßt, zum Regelbetrieb zurückzukehren, ein Viertel ist dagegen. An der Umfrage beteiligten sich 2530 Elternvertreter an Schulen in Rheinland-Pfalz. Aber diese Befragung habe in Zeiten niedriger Infektionszahlen begonnen, sagt Landeselternsprecher Reiner Schladweiler. «Inzwischen ist die Angst um die Gesundheit der Kinder oder die eigene Gesundheit wieder größer», so Schladweiler im Gespräch . «Mit der Zunahme der Infektionen steigt die Sorge, ich merke das an der Zunahme der Mails.»

Die Aufhebung der Maskenpflicht im Klassenraum sieht Schladweiler nicht negativ. Im Unterricht sei die Mund-Nasen-Bedeckung doch sehr störend – «man sieht die Mimik beim Sprechen nicht, die Verständigung wird erschwert». Es sollte aber möglich sein, die Maske freiwillig zu tragen, etwa bei Kindern, deren Eltern einer Risikogruppe angehören. Tatsächlich ist das möglich, wie Hubig gestern laut SWR versicherte: Wer freiwillig eine Maske aufsetzen möchte, könne dies natürlich tun.

Mehr Kopfzerbrechen bereitet dem Elternsprecher der Schulbusverkehr. «Das ist unsere größte Sorge. Da sitzen die Kinder und Jugendlichen eng zusammen und in einer Kurve fällt man manchmal aufeinander.» Auch lasse sich die Einhaltung der Maskenpflicht im Schulbus kaum kontrollieren.

“Das Virus wird uns das ganze Schuljahr begleiten”

«Ich bin sicher, dass uns das Virus das ganze Schuljahr begleiten wird», sagte Schladweiler. Daher sei es wichtig, die Digitalisierung weiter voranzutreiben, auch wenn virtueller Unterricht den Gang in die Schule nie ganz ersetzen könne. «Irgendeine Schule in Rheinland-Pfalz wird in den nächsten zwei oder drei Wochen geschlossen werden, davon kann man ausgehen.» Ob einzelne Klassen, Kurse oder ganze Schulen geschlossen werden müssen, ist die Entscheidung des jeweils zuständigen Gesundheitsamts.

In einem solchen Fall wird es dann auf gute Voraussetzungen für digitalen Fernunterricht ankommen. Dafür ist auch ein neues Programm angelaufen, das Schülerinnen und Schülern, die in ihrer Familie keinen Zugang zu einem Computer haben, mit einem Laptop oder Tablet-Computer als Dauerleihgabe versorgt. Von 500 Millionen Euro des Bundes für die Beschaffung digitaler Endgeräte entfallen nach dem Königsteiner Schlüssel 24,1 Millionen auf Rheinland-Pfalz.

Auch werden im neuen Schuljahr 266 weitere Grundschulen in Rheinland-Pfalz in das Programm «Medienkompetenz macht Schule» aufgenommen. Seit der Erweiterung des Programms auf die Primarstufe vor drei Jahren sind dann mehr als zwei Drittel aller Grundschulen dabei. Bis 2023 sollen alle 963 Grundschulen mit dem im Programm enthaltenen Startpaket an Informations- und Kommunikationstechnik ausgestattet werden. Das Land fördert die Anschaffung von Notebooks und Tablet-Computern sowie von Whiteboards, also digitalen Schultafeln. Außerdem werden in dem bereits 2007 gestarteten Programm Lehrkräfte fortgebildet. Von den weiterführenden Schulen nehmen inzwischen fast alle daran teil.

Die Corona-Situation erzwingt auch im neuen Schuljahr zumindest bis zu den Herbstferien, dass es weiter keine mehrtägigen Klassenfahrten geben wird. Im vergangenen Schuljahr mussten mehr als 2000 geplante Klassen- und Kursfahrten gestrichen werden, wobei das Land die Kosten für die Stornierung bereits gebuchter Reisen übernommen hat. News4teachers / mit Material der dpa

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