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Seit Schuljahresbeginn: Mehr als 500 Schulen und Kitas in Deutschland von Corona-Infektionen betroffen

BERLIN. Die Zahl der nach den Sommerferien von Corona-Infektionen betroffenen Schulen und Kitas in Deutschland ist auf über 500 gestiegen. Das geht aus einer Übersicht der Twitter-Initiative #BildungAberSicher hervor, die Pressemeldungen von Corona-Fällen unter Kindern und Jugendlichen sowie Lehrern und Erziehern sammelt. Nicht alle Kommunen machen Corona-Infektionen an Schulen öffentlich, weshalb die Zahl der tatsächlichen Fälle die der aufgelisteten sogar noch übersteigen dürfte. Eine offizielle Statistik existiert dazu nicht. Die KMK sammelt keine entsprechenden Daten, wie die Pressestelle gestern auf Anfrage von News4teachers bestätigte.

Die Karte der Twitter-Initiative #BildungAberSicher dokumentiert die Fälle, die durch die Presse gingen (blaue Markierungen betreffen Schulen, die roten Kitas), Screenshot vom 26.8., 16 Uhr.

Das Schuljahr ist bislang in neun von 16 Bundesländern angelaufen; in den nächsten Tagen kommen Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen hinzu. Die letzten, die wieder in den Schulbetrieb einsteigen, sind Mitte September Baden-Württemberg und Bayern. Obwohl also vielerorts der Schulbetrieb noch immer ruht – und auch die Kitas erst nach und nach in den Regelbetrieb wieder eingestiegen sind –, zeigt sich das Infektionsgeschehen in den Bildungseinrichtungen dynamisch: Am 3. August startete mit Mecklenburg-Vorpommern das erste Bundesland seinen Schulbetrieb. Am 20. August zählte #BildungAberSicher bundesweit 328 Fälle, am vergangenen Montag, den 24. August, bereits 450 Fälle, heute, 26. August (16 Uhr) sind es 528 Fälle – Tendenz: stark steigend.

Infektionsgeschehen in Schulen und Kitas spiegelt die Entwicklung drumherum

Wer sich die Deutschlandkarte mit den eingetragenen (und stets auf die dazugehörige Pressemeldung verlinkten) Markierungen betrachtet, stellt fest, dass das Infektionsgeschehen in den Bildungseinrichtungen in etwa dem allgemeinen Infektionsgeschehen entspricht: Im dünn besiedelten Mecklenburg-Vorpommern, wo es nur relativ wenig Corona-Infektionen überhaupt gibt, sind auch nur wenige Schulen und Kitas betroffen – im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, das überdurchschnittlich viele Infektionen meldet, häufen sich die Fälle an Bildungseinrichtungen.

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Vor allem junge Menschen sind aktuell betroffen: Darstellung der übermittelten COVID-19-Fälle/ 100.000 Einwohner in Deutschland nach Altersgruppen und Meldewoche (25.08.2020, 0:00 Uhr), Quelle: RKI

Das Robert-Koch-Institut zeigt sich über die Situation besorgt. “Seit der 29. Kalenderwoche ist die kumulative COVID-19-Inzidenz der letzten 7 Tage insgesamt und in vielen Bundesländern stark angestiegen”, so heißt es im täglichen Lagebericht zu Covid-19 (vom 25. August). „Dabei fällt auf, dass sich vermehrt jüngere Personen infizieren, so dass die Inzidenz in jüngeren Altersgruppen deutlich höher ist als in höheren Altersgruppen.“ So lasse sich aktuell ein deutlicher Anstieg der Inzidenz in der Altersgruppe 15 – 34-Jährigen, gefolgt von der Altersgruppe der 5 – 14-Jährigen erkennen.

RKI: “Anstieg in den jüngeren Bevölkerungsgruppen muss gebrochen werden”

Bundesweit gebe es eine große Anzahl kleinerer Ausbruchgeschehen in verschiedenen Landkreisen, die mit unterschiedlichen Situationen in Zusammenhang stehen, zum Beispiel größeren Feiern im Familien- und Freundeskreis. „Hinzu kommt, dass COVID-19-Fälle zu einem großen Anteil unter Reiserückkehrern, insbesondere in den jüngeren Altersgruppen, identifiziert werden. Die Zahl der täglich neu übermittelten Fälle ist seit der Kalenderwoche 30 angestiegen. Diese Entwicklung ist sehr beunruhigend und nimmt an Dynamik zu. Eine weitere Verschärfung der Situation muss unbedingt vermieden werden. Einerseits muss der Anstieg in den jüngeren Bevölkerungsgruppen gebrochen werden, andererseits gilt es, zu verhindern, dass auch die die älteren und besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen wieder vermehrt betroffen werden.“

“Menschenansammlungen meiden”: Foto aus überfülltem Schulbus, das im Netz kursiert. Screenshot: News4teachers

Sobald sich wieder vermehrt ältere Menschen infizierten, müsse auch mit einem Anstieg der Hospitalisierungen und Todesfälle gerechnet werden. „Das kann nur verhindert werden, wenn sich die gesamte Bevölkerung weiterhin im Sinne des Infektionsschutzes engagiert, zum Beispiel indem sie Abstands- und Hygieneregeln konsequent – auch im Freien – einhält, Innenräume lüftet und, wo geboten, eine Mund-Nasen-Bedeckung korrekt trägt. Menschenansammlungen – besonders in Innenräumen – sollten möglichst gemieden und Feiern auf den engsten Familien- und Freundeskreis beschränkt bleiben.“

Abstandsregeln gelten im Unterricht und in Kita-Gruppen nicht; Nordrhein-Westfalen ist das einzige Bundesland, das eine Maskenpflicht in den Klassenräumen zumindest der weiterführenden Schulen erlassen hat. Menschenansammlungen gibt es jeden Morgen im Schülertransport – dass Kinder in überfüllten Bussen zur Schule fahren müssen, gilt in vielen Kommunen als Problem.

Im aktuellen Lagebericht des RKI (26. August) wird die Zahl der an Covid-19 erkrankten Kinder und Jugendlichen seit Beginn der Pandemie in Deutschland mit 8.169 (Kinder unter 10 Jahre) und 15.150 (Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren) angegeben. 3.341 Beschäftigte aus Bildungseinrichtungen sind erkrankt, von denen 160 in ein Krankenhaus mussten; sieben verstarben. News4teachers

Hier geht es zur Deutschland-Karte, auf der die Twitter-Initiative #BildungAberSicher von von Infektionen betroffene Kitas und Schulen,, über die in Medien berichtet wurde, markiert.

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