GENF. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zum Start des neuen Schuljahres davor gewarnt, mögliche Infektionen in Schulen und in deren Umfeld zu unterschätzen. „Es ist wirklich entscheidend, dass wir Ausbrüche und Übertragungen in der Umgebung von Schulen unter Kontrolle bringen“, sagte die COVID-19-Beauftragte Maria van Kerkhove in Genf. Die WHO werde in den nächsten Tagen ein Papier mit Empfehlungen für das Tragen von Masken in Schulen herausgeben.
Mit dem Start des neuen Schuljahres – und den damit verbundenen Schulöffnungen – müsse das Coronavirus im Umfeld der Kinder und Jugendlichen, aber auch in Schulen selbst rigoros bekämpft werden, so heißt es nun. Sonst könne es sich schnell in den Bildungsstätten ausbreiten. Masken allein reichten nicht aus, um die Ausbreitung des Virus in Schulen zu stoppen, warnte der WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. Gleichzeitig müssten Schülerinnen und Schüler auch Abstand wahren, und je nach Räumlichkeiten sei es vielleicht auch nötig, kleinere Klassen zu bilden.
In Deutschland starten die Schulen ins neue Schuljahr ohne die bislang geltenden Abstandsregeln. Nordrhein-Westfalen ist das einzige Bundesland, das flächendeckend eine Maskenpflicht im Unterricht der weiterführenden Schulen angeordnet hat – allerdings nur befristet bis zum 31. August.
Wie ansteckend sind Kinder? Das ist wissenschaftlich nicht geklärt
Bislang gibt es nach Angaben von van Kerkhove nicht genügend Studien über Ansteckungsketten mit Kindern. Die meisten Kinder, die sich infizierten, hätten nur sehr milde Symptome. Verglichen mit anderen Altersgruppen habe es bei ihnen weniger Todesfälle gegeben. Nach Angaben der WHO gehen weltweit etwa 1 bis 7 Prozent der registrierten Covid-19-Fälle auf Kinder zurück. Allerdings ist das geringere Infektionsgeschehen unter Kindern womöglich darauf zurückzuführen, dass ihre Sozialkontakte durch die Schulschließungen massiv eingeschränkt wurden. Das würde im Umkehrschluss bedeuten: Durch die Schulöffnungen steigt das Risiko, dass Schüler die Corona-Pandemie weiter anheizen – auch wenn sie selbst womöglich seltener schwer erkranken.
Für Kinder ab zwölf Jahren sollen laut einer neuen Richtlinie der WHO beim Tragen von Masken die gleichen Regeln gelten wie für Erwachsene. Das gab die WHO in einem mit dem UN-Kinderhilfswerk Unicef erarbeiteten Leitfaden für Entscheidungsträger bekannt. Dieser befasst sich mit der Frage, ob und wann Kinder und Jugendliche Masken tragen sollen.
In Schulen sollten Kinder Masken tragen – auch schon Grundschüler
Für jüngere Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren wurde demnach das Tragen von Masken nicht generell empfohlen. In bestimmten Situationen, etwa wenn Abstandsregeln nicht eingehalten werden könnten, sollte es aber in Betracht gezogen werden – zum Beispiel in Schulen. Masken könnten Kindern das Lernen allerdings auch erheblich erschweren, gestanden die internationalen Experten ein.
Jüngeren Kindern sollte nicht vorgeschrieben werden, Masken zu tragen, vor allem, weil sie sie alleine nicht richtig an- und ablegen könnten. Falls sie doch Masken tragen, sollten Kinder unter sechs Jahren unter ständiger Aufsicht stehen. „Kinder sollten auch angehört werden bezüglich ihrer Wahrnehmungen und ihren Bedenken beim Tragen von Masken“, hieß es weiter. Transparente Visiere böten weniger Schutz als Stoffabdeckungen für Mund und Nase.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus äußerte die Hoffnung, dass die Pandemie dank moderner Technologie und internationaler Kooperation weniger als zwei Jahre dauern werden. „In der Hoffnung, dass wir zusätzliche Werkzeuge wie einen Impfstoff bekommen, denke ich, dass wir sie in kürzerer Zeit als die Grippe von 1918 beenden können.“ Das Virus könne sich heutzutage zwar schneller verbreiten, weil die Welt viel enger verbunden sei als vor 100 Jahren, es gebe aber auch moderne Mittel zur Bekämpfung. News4teachers / mit Material der dpa
Hier geht es zum (englischsprachigen) Leitfaden von WHO und Unicef über Masken für Kinder.
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