DÜSSELDORF. Das von der NRW-Landesregierung verfügte Ende der Maskenpflicht im Unterricht, das ab heute gilt, hat bei Lehrkräften und Schülern massive Verunsicherung ausgelöst – berichtet der Verband lehrer nrw. „Zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer haben große Sorge, dass sie sich am Arbeitsplatz Schule wieder einem erhöhten Infektionsrisiko aussetzen. Das muss die Landesregierung unbedingt ernst nehmen. Die Gesundheit aller am Schulleben Beteiligten muss absolute Priorität haben“, heißt es in einer Erklärung. Schulministerin Gebauer habe bislang nichts vorgelegt, wie sie den Schutz von Lehrern und Schülern sicherstellen wolle.
Aus rein pädagogischer Sicht sei ein Unterricht ohne Maske sinnvoll und wünschenswert. Denn ohne die Mund-Nasen-Bedeckung wird die Kommunikation und damit auch das gesamte Unterrichtsgeschehen deutlich erleichtert. Andererseits hätten sich Masken in der Corona-Pandemie als einfaches, effektives und weithin akzeptiertes Mittel erwiesen, das Infektionsgeschehen einzudämmen. „Die Maskenpflicht im Unterricht war eine drastische, aber im Sinne des Gesundheitsschutzes vertretbare Maßnahme. Wenn die Landesregierung die Maskenpflicht nun abschafft, muss sie auch sagen, wie sie einen gleichwertigen Schutz von Lehrkräften und Schülern sicherstellen will. Dazu hat die Pressekonferenz von Schulministerin Yvonne Gebauer leider kaum Erhellendes beigetragen“, meint Brigitte Balbach, Vorsitzende von lehrer nrw.
Gebauer: Kein unkontrollierter Corona-Ausbruch an einer Schule
Gebauer (FDP) hatte gestern bekräftigt, die Landesregierung stehe zur Zusage, bei sinkenden Infektionszahlen Grundrechtseingriffe und vergleichbare Beschränkungen zurückzufahren. Bislang habe es in NRW an keiner Schule einen unkontrollierten Corona-Ausbruch oder gar einen «Hotspot» gegeben. Zu Forderungen der SPD-Opposition nach einem «Schul-Gipfel» verwies Gebauer auf regelmäßige Kontakte mit allen Schul-Akteuren, die von ihr bereits gepflegt würden. Vorschläge, Unterricht etwa in Gaststätten, Kirchen oder Vereinsheime zu verlagern, bezeichnete sie als «nicht tragfähig». Zwar wären Luftfilter eine gute Lösung, würden bei rund 3000 Euro Kosten pro Klasse allerdings «Unsummen verschlingen», sagte Gebauer.
Landesweit gilt die Pflicht weiterhin in Schulgebäuden und auf dem Schulgelände, bis die Schüler ihren festen Sitzplatz im Klassenzimmer eingenommen haben – und auch, wenn sie ihn verlassen. Es bleibe auch bei festen Lerngruppen, sagte Gebauer. Freiwillig könne jeder Schüler und Lehrer allerdings für sich entscheiden, die Maske vorsichtshalber im Unterricht weiter zu tragen. Dem zolle sie Respekt. Etliche Schulen in NRW haben angekündigt, das weiterhin so praktizieren zu wollen (News4teachers berichtet ausführlich darüber – hier geht es zu dem Beitrag). Gebauer stellte aber klar: Schulleiter dürften die bisherige staatliche Anordnung nicht eigenmächtig verlängern. Sie dürften lediglich ein «Maskengebot» aussprechen, das nicht verpflichtend ist.
lehrer nrw: Ausnahmen für Schulen, die per Schulkonferenz Masken im Unterricht beschließen
Nötig wäre ein klares Konzept, so meint nun lehrer nrw, das regelt, wie der Unterricht ohne Maske zum Beispiel in großen Klassen und bei unzureichenden Lüftungsmöglichkeiten möglich sein soll. Ein solches Konzept habe die Ministerin nicht vorgelegt. Gesichtsvisiere, Hygiene-Schutz-Trennwände oder Luftreiniger würden nicht ernsthaft erwogen. Wichtig wären auch eine Maskenpflicht im Unterricht für Schulen in Regionen mit hohen Infektions-Fallzahlen – sowie Ausnahmen für Schulen, die per Schulkonferenz-Beschluss auf ein Maskengebot setzen möchten.
„Unter entsprechenden Rahmenbedingungen hätte das Ende der Maskenpflicht ein Schritt hin zu einer schulischen Normalität sein können. So aber bleiben Lehrkräfte sowie Schüler verunsichert und mit vielen offenen Fragen zurück. Es ist bezeichnend, dass viele Schulen erwägen oder bereits beschlossen haben, auf freiwilliger Basis beim Unterricht mit Maske zu bleiben“, kritisiert Sven Christoffer, stellvertretender Vorsitzender von lehrer nrw und Vorsitzender des Hauptpersonalrats Realschulen. News4teachers
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

