DÜSSELDORF. Die Landeselternschaft der Gymnasien NRW – die mitgliederstärkste Elternvereinigung in Deutschland – hat ihre harsche Kritik an der Schulpolitik der schwarz-gelben Landesregierung erneuert. „Mittlerweile sind drei Markenzeichen des Regierungshandelns in Sachen Schule erkennbar: Bloße Ankündigungen, viel zu späte Umsetzungsunterstützung und politisch motivierte Korrekturen durch den Ministerpräsidenten“, so stellt der Verband in einer Erklärung fest.
Das von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) vorvergangene Woche verkündete Aus für die Maskenpflicht im Unterricht der weiterführenden Schulen habe zu einem gefühlten „Kampf“ in vielen Klassen und Schulen im Land geführt – viele Schüler und Lehrer wollen freiwillig weiterhin Masken tragen, andere pochen auf ihr Recht, diese im Unterricht ablegen zu dürfen. „Das Resultat ist eine zutiefst gespaltene Schulgemeinde“, so stellt die Landeselternschaft fest.
“Planungssicherheit und Transparenz sind für die Schulministerin Fremdworte”
Hektischer Aktionismus und das häufige Hin und Her von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sorgten bei Eltern und Lehrkräften immer wieder für Ärger. Konkret kritisiert die LE Gymnasien:
- „Eine Woche vor Sommerferienbeginn werden 75 Millionen Euro für Ferienprogramme angekündigt – wer wundert sich, dass davon keine zwei Millionen Euro abgerufen wurden?
- Anderes Beispiel: In einem Verbändegespräch Anfang August 2020 schloss Frau Gebauer eine Maskenpflicht in Unterricht kategorisch aus, um sie dann wenige Tage danach doch durchzusetzen. Planungssicherheit und Transparenz sind Fremdworte.
- Eine Woche vor Schulbeginn wird eine Handreichung an die Schulen verschickt, wie der Distanzunterricht organisiert werden könnte, auf deren Grundlage erst die Vorbereitungen in den Schulen beginnen können.
- Die digitale Ausstattung der Schulen hat sich höchstens marginal verbessert. Viele Schüler sind nach wie vor digital nicht erreichbar. Trotzdem wird über beurteilbaren und mit dem Präsenzunterricht gleichwertigen Distanzunterricht gesprochen.
- Mehrfach wurde in den letzten Monaten durch Ministerpräsident Laschet die Schulpolitik öffentlich korrigiert; kritische Entscheidungen wie z. B. das Ende der Maskenpflicht werden durch ihn verkündet; das federführende Ministerium musste nacharbeiten.“
Fazit der Elternschaft: „Nach fast einem halben Jahr Corona verfestigt sich der Eindruck der Krisenunfähigkeit des nordrhein-westfälischen Schulsystems und seiner Organisation durch das Schulministerium. Weder das System noch das Ministerium sind allem Anschein nach noch steuerbar.“ Die Landesregierung nutze praktisch jede Gelegenheit, den Wert der Bildungspolitik öffentlich herabzusetzen.
“Wo bleibt ein Stufenplan, der Entscheidungen berechenbar macht?”
Die Eltern fragen: „Wo ist der von vielen geforderte Stufenplan, der absehbare Entscheidungen berechenbar macht und Planungssicherheit gibt?“ Bayern und Sachsen haben Stufenpläne vorgelegt, die – je nach Infektionsgeschehen in einer Stadt oder in einem Landkreis – Maßnahmen für die Schulen von der Maskenpflicht im Unterricht, bis zur Wiedereinführung der Abstandsregel bis hin zu Schulschließungen vorsehen.
In Nordrhein-Westfalen gibt es einen solchen Stufenplan nicht. Stattdessen hat Familienminister Joachim Stamp (FDP) eine “Bildungs- und Betreuungsgarantie” abgegeben, nach der es – egal wie das Corona-Geschehen sich entwickelt – “keine landesweite Schließung von Kitas und Schulen mehr geben” wird. (News4teachers berichtete über die “Garantie” – hier geht es zu dem Beitrag.) News4teachers
Gymnasial-Eltern greifen Gebauer an: „Ministerium scheint an seiner Belastungsgrenze zu sein“
