FDP-Familienminister garantiert Betreuung in Kitas und Schulen – trotz Corona

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BERLIN. Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp (FDP) hat die anderen Bundesländer aufgefordert, Eltern eine Bildungs- und Betreuungsgarantie für ihre Kinder zu geben – auch bei wieder steigenden Corona-Infektionszahlen. Die Familien dürften kein weiteres Mal eine Notsituation wie beim Lockdown fürchten müssen, sagte Stamp in Berlin. Er hat für NRW eine solche Garantie bereits abgegeben.

Erwägt ein Kopftuchverbot für minderjährige Mädchen: Joachim Stamp (FDP), Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Norrhein-Westfalen. Bild: FDP-NRW - FDP-Bundesgeschäftsstelle (R. Kowalke) / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
Verspricht viel: Joachim Stamp (FDP), Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Norrhein-Westfalen. Bild: FDP-NRW – FDP-Bundesgeschäftsstelle (R. Kowalke) / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

«Das Virus darf Familien nicht dauerhaft überfordern und Zukunftschancen unserer Kinder zerstören», sagte Stamp Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) müssten diesen bundesweiten Konsens jetzt organisieren. Er sei bereit, sie dabei zu unterstützen. «Eine solche bundesweite Bildungs- und Betreuungsgarantie muss auch auf die Tagesordnung des nächsten Treffens der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten», verlangte Stamp.

„Keine landesweite Schließung von Kitas und Schulen mehr“

Er wies darauf hin, dass er in Nordrhein-Westfalen den Familien eine solche Bildungs- und Betreuungsgarantie gebe. «Mit der FDP in der Regierung und in meiner Verantwortung als Familienminister wird es keine landesweite Schließung von Kitas und Schulen mehr geben.» Sollten die Fallzahlen im Winter wieder steigen, werde man mit lokalen Eingriffen reagieren. Zudem würden „vielversprechende technische Möglichkeiten“ geprüft, um die Verbreitung des Virus in den Einrichtungen zu erschweren. Offenbar meint er damit Luftfilteranlagen, über deren Einsatz derzeit bundesweit diskutiert wird (News4teachers berichtet über die Diskussion ausführlich – hier geht es zum Beitrag).

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Ein Team vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr München hatte einen Raumluftreiniger untersucht, mit dessen Filterkombination selbst sehr kleine Aerosol-Partikel zu 99,995 Prozent aus der Raumluft abgeschieden werden. In einem 80 Quadratmeter großen Raum könne die Aerosolkonzentration in sechs Minuten halbiert werden. Weil die Aerosole rausgefiltert werden, würden die Geräte auch nicht zur Virenschleuder, hielten die Forscher fest. Sie empfehlen Raumluftreiniger ausdrücklich für Schulen. (News4teachers berichtete über die Studie – hier geht es zu dem Beitrag).

Gebauer hatte Luftfilter in Klassenräumen als zu teuer abgelehnt

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer, ebenfalls von der FDP, hatte allerdings bereits abgewunken. Sie halte Luftfilter in Klassenräumen gegen das Coronavirus zwar für eine gute Lösung – aber: für zu teuer. Die Geräte würden bei rund 3000 Euro Kosten pro Klasse, also umgerechnet gut 100 Euro pro Schüler, „Unsummen verschlingen“, meinte sie (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Affront gegen die Kanzlerin: KMK verabschiedet einen Vier-Stufen-Plan für die Schulen in der Corona-Krise, der nichts verbindlich festlegt

 

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14 Kommentare
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Defense
3 Jahre zuvor

Mich interessiert, ob es sich bei den 80qm um leere Räume handelt oder um vollbesetzte Klassen?! Das dürfte doch einen Unterschied machen.

Bei uns lassen sich jetzt schon zahlreiche Kollegen krankschreiben. In den Wintermonaten wird es noch heftiger. Wenn die Infektionszahlen steigen, die Pandemie zu einem persönlichen Risiko wird und die Kollegen es mit der Angst zu tun bekommen werden, frage ich mich, wie man zu einer Betreuungsgarantie kommen kann. Wenn kein Personal mehr da ist, kann es auch keine Betreuung geben.

Lanayah
3 Jahre zuvor
Antwortet  Defense

Vielleicht können diejenigen, die sich das ausgedacht haben dann die Betreuung persönlich übernehmen.

Besorgter Bürger
3 Jahre zuvor
Antwortet  Lanayah

Ja. Unbedingt. Und bitte auch ohne Masken, Abstand und Fenster, die sich nicht richtig öffnen lassen..

Genervter Lehrer
3 Jahre zuvor
Antwortet  Lanayah

Die haben als erstes die Hosen randvoll und verstecken sich in ihrem Büros

NRW-Lehrerin
3 Jahre zuvor
Antwortet  Lanayah

Wenn Herr Stamp Frau Gebauer und Herrn Laschet mitbringt – vielleicht auch noch Herrn Richter und Herrn Laumann – dann wären es ja schon FÜNF, die mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Garantie einlösen …

Anne
3 Jahre zuvor
Antwortet  Lanayah

Werden sie wohl müssen, wenn sich die Lehrer wegen der ständigen Zugluft in den Klassen permanent krank melden.

kanndochnichtwahrsein
3 Jahre zuvor

«Das Virus darf Familien nicht dauerhaft überfordern und Zukunftschancen unserer Kinder zerstören»

Nee, wirklich, dat darf dat nich!
Muss ihm endlich mal einer sagen!!!

Lehrer können sowas doch! Sollen die Lehrer mal machen!

Yvonne
3 Jahre zuvor

Bildungs- und Betreuungsgarantie… eine Gesundheitsgarantie und Chance die Eltern und Großeltern einige Jahre länger gebießen zu können, sollte doch eigentlich wichtiger sein… .

Was ist mit den Spät- und Langzeitfolgen, die vermehrt „auftauchen“. AUCH BEI KINDERN… . Wie werden die Prioritäten denn hier gesetzt???

Die Eltern werden auch nicht (mehr) arbeiten können, wenn ihre Kinder mit Corona ausfallen, Langzeitfolgen haben etc. Denkt darüber jemand nach???

Rennachim
3 Jahre zuvor
Antwortet  Yvonne

Hier denkt niemand nach! Nicht von 12 bis Mittag. Ich möchte über die Gesundheit meiner Kinder selbst entscheiden dürfen!!!! Warum schicken alle Eltern ihre Kinder so unbedarft in die Schule? Mir ist es ein Rätsel….

Jan
3 Jahre zuvor

„Mich interessiert, ob es sich bei den 80qm um leere Räume handelt oder um vollbesetzte Klassen?! Das dürfte doch einen Unterschied machen.“

Im Experiment leer, aber das Experiment ist trotzdem wichtig: Die Gefahr der Aerosole liegt ja darin, dass die Konzentration zu hoch wird, weil sie zu lange in der Luft bleiben. An der Stelle findet man dann die Zahl von 5-10 Luftwechseln pro Stunde, um für eine ausreichende Verdünnung bzw. Tausch der aerosollastigen Luft gegen aerosolfreie Luft zu sorgen. Dies erreicht man z.B. durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die müsste dann in einem Klassenraum von 50m^2 und 3m Höhe eben 1500 m^3 Luft pro Stunde durchdrücken. Der Filter tut fast das gleiche: Er ersetzt die Luft zwar nicht, aber er filtert u.a. die Viren raus. Das in dem Test verwendete Gerät macht das mit 1600 m^3/h, also im 50 m^2-Klassenraum mehr als 10mal pro Stunde. Damit ist das von der Aerosolproblematik her identisch zum Lüften mit 10 Luftwechseln pro Stunde (damit das normgerecht durch Fenster klappen würde, bräuchte der Klassenraum etwa 10m^2 komplett offene Fenster auf einer Seite). In dem Versuch waren keine Personen im Raum, nur eine Aerosolwolke, deren Verschwinden man quasi gemessen hat. Ein Infizierter hätte natürlich ständig nachproduziert, aber da die Luft im Mittel nach 6 Minuten durch den Filter geht, reduziert das die Gefahr für die Anwesenden in gleicher Weise wie eine Lüftung, die tatsächlich die Luft alle 6 Minuten tauscht. Eine Garantie ist das natürlich nicht… wenn jemand direkt in „Lee“ des Infizierten sitzt, dann bekommt er vermutlich trotzdem zuviel ab.

Was die „Betreuungsgarantie“ angeht: Eine „Gesundheitsgarantie“ würde ich für deutlich wichtiger halten bzw. eine Gestaltung derart, dass die Beteiligten die Wahl zwischen Betreuungs- und Gesundheitsgarantie hätten. Das wiederum wäre leicht zu erreichen, indem man die Schulanwesenheitspflicht aufhebt (nicht die Schulpflicht) und endlich für vernünftige Unterstützung des Fernunterrichts sorgt. Aktuell haben wir „Teilnahmezwang“ an dem riskanten Experiment.

Was bringt es, wenn man eine sichere Betreuung hat, dafür dann aber monate- bis jahrelang unter den Einschränkungen durch einen schweren Corona-Verlauf zu leiden hat oder gar ein Familienmitglied beerdigen muss?

Tina+2
3 Jahre zuvor

Das ist kein Versprechen von Herrn Stamp sondern eine menschenverachtende Drohung.

Wie tief kann ein Politiker – und noch dazu ausgerechnet ein Familienminister – noch sinken, dass er so offen ausspricht, dass ihm die Gesundheit der Kinder, ihrer Eltern und der Lehrer ihm vollkommen egal sind?

Wie kann sich dieser Mensch erdreisten, die Schulen selbst dann garantiert offenzulassen, wenn die Fallzahlen möglicherweise in die Höhe schnellen wie z.B. grade in Frankreich, Israel, Ungarn, etc.?

Ich verlange, dass wenigstens die Präsenzpflicht ausgesetzt wird, damit ich unsere Familie selber schützen kann wenn die Politik schon auf Durchseuchungsexperimente am lebenden Menschen setzt!

Frau M
3 Jahre zuvor
Antwortet  Tina+2

Er ist von der FDP. Er kann nicht anders. *Ironie aus

Besorgter Bürger
3 Jahre zuvor
Antwortet  Tina+2

Gebe dir völlig recht. Kaum zu ertragen, dass so jemand Familienminister ist. Eine Schande für die FDP, eigentlich eine Partei der Freiheit.

In BW ist die Präsenzpflicht ausgesetzt für Schüler. Gut so.

lehreramlimit
3 Jahre zuvor

https://rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/stadtgespraech/moenchengladbach-nrw-familienminister-joachim-stamp-beim-kita-praktikum_aid-53023541?output=amp&__twitter_impression=true
Achtung, aufgepasst: H. Stamp ist Poliikwissenschafler und Berufspolitiker, nach dem Studium gings gleich ins Büro von H. Westerwelle. Seine Qualifikation als „Familien“- minister besteht darin, dass er verheiratet ist und zwei Töchter hat und am 1.9. 2020 ein Tagespraktikum (!) in einer Kita gemacht hat. Dort stellte er fest, dass er auch Waschbecken und Toiletten reinigen musste, anschließend lobte er das Engagement der Mitarbeiterinnen (in der Corona-Krise) und versprach Alltagshelferinnen zur Entlastung.
Seit wann ist er eigentlich Familienminister …jetzt erst bemerkt er die belastenden Arbeitsbedingungen??
Wer immer noch nicht verstanden hat, was die FDP und ihre Politiker antreibt, tut mit leid….