KIEL. Zur Kritik, die Länder würden die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts missachten – News4teachers berichtet ausführlich über die Debatte -, hat Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) auf den Corona-Reaktionsplan des Landes verwiesen, der mögliche Maßnahmen in Schulen bei festgelegten Schwellenwerten vorsieht. Anders als das RKI setzt der Landesplan allerdings darauf, dass das Infektionsgeschehen „im Umfeld“ der jeweiligen Schule berücksichtigt wird – und dass dann die Schulleitung und die Schulaufsicht entscheiden.
Schulleitungen sind in Schleswig-Holstein gefordert, über Corona-Schutzmaßnahmen an ihrer Schule – in Abstimmung mit der Schulaufsicht – zu entscheiden. Allerdings nur im Rahmen dessen, was das Land erlaubt. Und das ist deutlich weniger Schutz, als es das Robert-Koch-Institut empfiehlt. In Corona-Risikogebieten – das sind Landkreise und Städte mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 50 Neuansteckungen auf 100.000 Einwohner – sieht der Rahmenplan des Landes zunächst keinerlei weitere Schutzmaßnahmen an Schulen vor. Als „Reaktionsmöglichkeiten durch Schulleitung und -aufsicht“ listet das Papier auf:
- „Es findet Präsenzunterricht unter Coronabedingungen unter Berücksichtigung der Vorgaben der Gesundheitsbehörden statt.
- Abstimmung zwischen Gesundheitsbehörden und Schulämtern.
- Das Schulamt nimmt Kontakt auf mit den Schulträgern zur Frage der Schülerbeförderung.“
Das RKI empfiehlt in diesem Fall für alle Schulen des betroffenen Gebiets bereits eine generelle Maskenpflicht im Unterricht sowie eine Verkleinerung der Lerngruppen, damit die Abstandsregel in den Klassenräumen eingehalten werden kann.
Wie sollen Gesundheitsämter denn das Infektionsgeschehen im Umfeld der Schule ermitteln?
Anders die Regelung in Schleswig-Holstein. Erst bei einem „vermehrten Auftreten von Infektionen im Umfeld der Schule“ dürfen Schulleitungen und Schulaufsicht in Schleswig-Holstein über weitere Maßnahmen entscheiden. Dann wäre ein „Übergang zum Präsenzunterricht im Schichtbetrieb (Priorisierung von Kohorten und Jahrgängen beim Präsenz-unterricht gemäß ministeriellem Rahmenkonzept) und Distanzunterricht gem. Schulkonzept“ erlaubt – muss aber eben nicht erfolgen. Ob ein „vermehrtes Auftreten von Infektionen im Umfeld der Schule“ und damit die Grundlage für die Entscheidungsfreiheit von Schulleitung und Schulaufsicht vorliegt, soll offenbar das örtliche Gesundheitsamt entscheiden. Die Kriterien dafür sind im Plan nicht benannt.
Grundsätzlich gilt in Schleswig-Holstein: „Es werden keine rein vorsorglichen kompletten Schulschließungen erfolgen. Es wird jeweils anlassbezogen geprüft werden, welche Maßnahmen für welche Lehrkräfte / Schüler/innen / Kohorten / Jahrgänge / Schule/n zu ergreifen sind. Leitziel ist die Erteilung von einem Maximum an Präsenzunterricht für ein Maximum an Schülerinnen und Schülern.”
Das Bildungsministerium in Kiel verwies darauf, dass in Schleswig-Holstein Inzidenzwerte von 50 derzeit auch noch nicht erreicht wurden. Der Kreis Dithmarschen lag gestern bei 39. Generell schon bei niedrigen Zahlen den Präsenzunterricht zu halbieren (was das Robert-Koch-Institut nicht fordert), widerspreche dem Ziel, bei gebotener Vorsicht so viel Präsenzunterricht wir möglich zu erreichen.
Prien: Schulstart nach den Herbstferien “gelassen und professionell”
Prien erklärte, die Schulen seien nach den Herbstferien gelassen und professionell wieder in den Präsenzunterricht gestartet. «Es zahlt sich aus, dass die Schulen seit Juni Erfahrungen im Regelbetrieb unter Coronabedingungen haben», sagte die CDU-Politikerin am Dienstag in Kiel. Die Schüler seien sehr diszipliniert und hielten sich an die Regeln. Seit Montag gilt im Norden ab der 5. Klasse Maskenpflicht auch im Unterricht. News4teachers / mit Material der dpa
- Hier geht es zum vollständigen “Corona-Reaktionsplan Schule” des Landes Schlewsig-Holstein.
- Hier geht es zu den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für den Schulbetrieb in der Pandemie.
Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.