MÜNSTER. Die Schulleitungsvereinigung NRW hat das Handout der Bezirksregierung Münster, mit dem Schulleiter aufgefordert werden, ihre Schule als „sicher“ in der Öffentlichkeit darzustellen, scharf kritisiert. „Das ist ein Aufruf zur Intransparenz getarnt als Hilfestellung für Öffentlichkeitsarbeit in der Krise”, sagte der Vorsitzende Harald Willert. News4teachers hatte als erstes Medium groß über das Schreiben berichtet.
Willert zeigt sich empört. „Dieses hinterlistige und unaufrichtige Vorgehen bestätigt die Erfahrungen vieler Lehrer. Äußert man sich in der Öffentlichkeit kritisch, meldet sich die Schulaufsicht und droht mit dienstrechtlichen Konsequenzen“, erklärte er gegenüber dem „Haller Kreisblatt“. In der Bezirksregierung ist die Schulaufsicht angesiedelt.
“Ihre Kolleginnen/en wollen nicht hören, dass Sie Zweifel haben”
In dem Brief der Pressestelle der Bezirksregierung Münster, der News4teachers vorliegt, heißt es wörtlich: „Bei allem, was Sie gegenüber Medien äußern, sollten Sie Ihre beabsichtigte Äußerung aus der Perspektive der Leser/innen, Zuhörer/innen und Zuschauer/innen betrachten: Eltern, die in Sorge um ihre Kinder sind, Lokalpolitiker/innen unter Druck und nicht zuletzt Ihre Kolleginnen/en wollen nicht hören, dass Sie Zweifel haben – sondern, dass Ihre Schule ein sicherer Ort ist! Entsprechend sollten Sie diese Botschaft verstärken.“
Beispiele, wie sich die Bezirksregierung die Öffentlichkeitsarbeit der Schulleitungen vorstellt, werden mitgeliefert: „Unsere Schülerinnen und Schüler haben Verständnis für die Maßnahmen und halten sich sehr diszipliniert an die Regeln.“ „Dank unserer engagierten Lehrerinnen und Lehrer findet der Präsenzunterricht auch unter Corona-Bedingungen in der gewohnt hohen Qualität statt.“ „Die enge Absprache zwischen Schule, Schulträger, Gesundheitsamt und Bezirksregierung hat sich zum Schutz aller Beteiligten bewährt.“
Solche Aussagen kann laut Willert kein Schulleiter mit reinem Gewissen treffen. „Solange Schulleiter die Klassen auf Wunsch der Politik weiter voll besetzen müssen, hat die Sicherheit von Schülern und Lehrern nicht die oberste Priorität”, sagt er.
„In kaum einer Schule stehen noch alle Lehrer für Unterricht zur Verfügung”
Enge Absprachen zwischen Schule, Schulträger, Gesundheitsamt und Bezirksregierung? Absprachen fänden oft gar nicht statt, so sagt der Vorsitzende der Schulleitungsvereinigung NRW. „In den meisten Fällen erhalten Schulen Anweisungen des Schulministeriums direkt. Die Schulleiter stehen dann alleine vor der Aufgabe, Vorgaben umsetzen, die sich wöchentlich ändern.” Und das in einer Zeit, mit immer weniger Ressourcen. „In kaum einer Schule stehen noch alle Lehrer für Unterricht zur Verfügung.” Diese Botschaft will die Landesregierung, vertreten durch die Bezirksregierung, aber nicht hören. News4teachers
