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Lehrerverband: 300.000 Schüler und 30.000 Lehrer sitzen derzeit in Quarantäne fest

BERLIN. Nach Schätzungen des Deutschen Lehrerverbands sind bundesweit mittlerweile mehr als 300.000 Schüler in Quarantäne. Dies berichtet die „Bild“-Zeitung. Allein im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind es nach offiziellen Angaben derzeit rund 50.000. Zum Vergleich: Ende September waren es bundesweit rund 50.000 Schüler in Quarantäne gewesen. “Schulen sollen auf Biegen und Brechen offen bleiben”, so kritisiert Lehrerverbands-Präsident Meidinger.

Warnt: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Foto: Deutscher Lehrerverband

Auch immer mehr Lehrer sitzen zu Hause fest. Derzeit sind bis zu 30.000 Pauker in Quarantäne, schätzt der Verband. Die Folge laut „Bild“: Scheibchenweise, „wie bei einer Salami“, müssten Schulen aus dem Präsenzunterricht in den Fernunterricht wechseln. „Wir erleben an den Schulen jetzt einen Salami-Lockdown“, stellt der Präsident des Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, fest.

Schon die Tatsache, dass die Länder die Infektions- und Quarantänefälle unter Schülern und Lehrern nicht systematisch erfassen – die Kultusministerkonferenz erhebt dazu überhaupt keine Daten –, stößt ihm auf: Er forderte ein Meldesystem wie in Österreich. Im Nachbarland müssen Schulen täglich mitteilen, wie viele Lehrer und Schüler in Quarantäne sind.

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Ist Transparenz beim Infektionsgeschehen in Schulen von den Kultusministern überhaupt gewünscht?

Die Frage ist allerdings, ob Transparenz von den Kultusministern überhaupt gewollt ist. Schon Anfang Oktober hatte der Charité-Virologe Prof. Christian Drosten in seinem NDR-Podcast gefordert: „Wir müssen in Deutschland eine transparente Datenlage haben.“ Wenn zu einer generellen Inzidenzerhöhung in Schulen käme, „wenn es also nicht so wäre, dass wir die Ausbrüche in der Frühphase immer erkennen könnten“, bestehe die Gefahr, dass das Infektionsgeschehen sich unbemerkt auswachse – und zunehmend auch ältere Menschen und andere Risikogruppen bedrohe.

Stecken sich Kinder gegenseitig mit dem Coronavirus an? Stecken sie ihre Eltern an? Gibt es diese Daten gar nicht? Werden solche Infektionsketten gar nicht nachvollzogen? „Ich glaube, es gibt solche Daten schon in den Gesundheitsämtern, vielleicht nicht in allen Gesundheitsämtern. Das ist ja ein buntes Bild und die sind unterschiedlich gut ausgestattet. Aber ich glaube, dass das im Moment einfach nicht so speziell gemeldet wird“, antwortete Drosten und betont: „Ich fände es gut, wenn das noch mal ein bisschen verbessert würde. Denn es ist schon so, man sollte eigentlich von den jeweiligen Landesämtern oder auch vom RKI erwarten, dass das jetzt sehr transparent veröffentlicht wird.“

Robert-Koch-Institut hat mehrere hundert Ausbrüche an Schulen bestätigt – Tendenz: steigend

Grundsätzlich sei es wichtig, auf Infektionen unter Lehrern und Schülern schnell zu reagieren – angemessen. Dafür sei es dann nicht unbedingt notwendig, gleich die ganze Schule zu schließen. Unter Umständen reiche es aus, „eine Infektionseinheit, zum Beispiel eine Klasse“ aus dem Betrieb zu nehmen. In jedem Fall aber komme es auf eine transparente Datenlage an. Sein Eindruck sei allerdings, „dass das nicht so veröffentlicht wird. Vielleicht auch, weil man sich in der Kommunikation vor den Sommerferien auch hier und da in einigen Bundesländern sehr stark auf eine bestimmte Interpretationsweise festgelegt hat, nämlich: ‚Es gibt gar keine Fälle in den Schulen.‘“ Dabei, so Drosten, sei ignoriert worden, dass die Daten von Studien, die solche Ergebnisse nahelegten, in zeitlicher Nähe zu den Schließungen erhoben worden seien – also gar nicht zeigen konnten, was bei einem stärkeren Infektionsgeschehen in Schulen passiert.

Mittlerweile hat das Robert-Koch-Institut bestätigt, dass es bundesweit bereits mehrere hundert Ausbrüchen an Schulen gegeben hat. Tendenz: steigend. Allein in Nordrhein-Westfalen befanden sich zum Stichtag 4. November 50.152 Schülerin Quarantäne, wie das Schulministerium am Dienstag mitteilte. Bei mehr als 3660 Schülerinnen und Schülern sei eine Corona-Infektion bestätigt worden – das waren mehr als doppelt so viel wie in der Woche zuvor. Bei fast 560 Lehrkräften wurde das Coronavirus bestätigt, fast 3500 Lehrer waren in Quarantäne.

Die Corona-Maßnahmen in den Schulen gehen Meidinger nicht weit genug. Der «Passauer Neuen Presse» sagte er: «In fast allen Bundesländern wurden die Hygienestufenpläne, die in den Corona-Hotspots wieder auf halbierte Klassen setzten, außer Kraft gesetzt. Schulen sollen auf Biegen und Brechen offen bleiben.»

Er hoffe, dass generelle Schulschließungen vermeidbar seien, sagte Meidinger. «Dazu müssen aber bei exponentiell wachsenden Infektionszahlen die präventiven Vorsichtsmaßnahmen an Schulen hochgefahren werden», fordert er. Dazu zähle neben der Maskenpflicht auch die vorübergehende Wiedereinführung der Abstandsregel, was halbierte Klassen und Wechselbetrieb bedeuten würde. News4teachers / mit Material der dpa

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