HANNOVER. Wie geht es weiter an den Schulen? Eine erneute flächendeckende Schließung wollen die Kultusminister um fast jeden Preis vermeiden. Ein Unterricht im Wechselbetrieb mit geteilten Klassen ist dagegen wieder eine Option – in Niedersachsen jedenfalls, das als erstes Bundesland den Schulen einen Weg hin zu kleineren Lerngruppen und damit zur Abstandsregel im Klassenraum eröffnet hat. Hintergrund sind die rasant steigenden Infektionszahlen auch unter Schülern.
Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne will die Schulen in der zweiten Corona-Welle «mit einem verantwortungsvollen Blick auf den Infektionsschutz» geöffnet halten. Nicht ausschließen will der SPD-Politiker dabei eine landesweite Rückkehr zu einem Wechselbetrieb zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling mit geteilten Klassen, wie er der «Neuen Osnabrücker Zeitung» sagte. Die Zahl der Schulen mit coronabedingten Einschränkungen ist in Niedersachsen seit Wochenbeginn deutlich gestiegen. Schon jetzt befinden sich mehr als 100 Schulen im Wechselbetrieb – dem sogenannten Szenario B. Am Montag waren es erst zwölf gewesen.
Immer mehr Schulen in Niedersachsen müssen ihren Unterricht beschränken
In Niedersachsen gibt es den Angaben zufolge rund 35.000 Klassen an 3000 Schulen. Am Montag galten erst in 137 Schulen Einschränkungen des Schulbetriebs. Am Mittwochmorgen waren dann bereits 188 Schulen einzelne Klassen, Lerngruppen oder Jahrgänge coronabedingt vom Präsenzunterricht ausgeschlossen. Wie die «NOZ» unter Berufung auf das Kultusministerium berichtete, gab es am Donnerstag dann bereits an rund 340 Schulen Einschränkungen des Schulbetriebs. Am Freitag waren es einem Ministeriumssprecher zufolge schließlich 396 Schulen: Darunter fielen sechs Schulschließungen, 263 Schulen ohne Präsenzunterricht und 127 Schulen mit geteilten Klassen.
Die CDU im Landtag nahm die Überlegungen des Kultusministers zum Wechselmodell wohlwollend auf. «Das würden wir, wenn sich die Infektionszahlen weiter so entwickeln, begrüßen», sagte Fraktionschef Dirk Toepffer. Generell müsse das Land wegen der vielen Corona-Neuinfektionen eine Ausweitung des Teil-Lockdowns erwägen. Vorgesehen ist das Szenario B für die Schulen derzeit in Regionen mit mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche, wenn an der jeweiligen Schule eine Infektionsschutzmaßnahme angeordnet wurde, etwa eine Quarantäne für eine Lerngruppe.
Die Zahl der infizierten Schüler steigt immer schneller – 366 binnen 24 Stunden
Vorgesehen ist das Szenario B in Regionen ab 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen, wenn an der jeweiligen Schule eine Infektionsschutzmaßnahme wie Quarantäne für eine Lerngruppe angeordnet wurde. Das sieht die neueste Corona-Verordnung des Landes vor. In Nordrhein-Westfalen oder Hessen zum Beispiel gibt es dagegen eine solche landesweite Regelung nicht, dort bleiben Schulen auch bei hoher Sieben-Tages-Inzidenz komplett offen. Der Wert lag am Mittwoch in 14 niedersächsischen Kommunen über 100. Die örtlichen Gesundheitsämter können auch noch striktere Vorgaben verfügen.
In Niedersachsen wurden laut einem tagesschau-Bericht in der Woche ab dem 12. Oktober 485 infizierte Schülerinnen und Schüler registrierte, eine Woche später 686 – und in der Woche ab dem 26. Oktober sogar 1255 Fälle. In der laufenden Woche waren es allein von Montag bis Dienstagmorgen bereits 366 Fälle. dpa
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