BERLIN. In der vergangenen Woche sind offenbar drei Lehrkräfte oder Erzieher an Covid-19 verstorben. Das geht aus einer Statistik des Robert-Koch-Instituts hervor. Laut aktuellem Lagebericht gibt es bislang insgesamt zwölf Beschäftigte aus Kitas, Kindertagespflege, Schulen und Heimen, die eine Infektion mit dem Coronavirus nicht überlebt haben – 350 kamen seit Beginn der Pandemie ins Krankenhaus. In der Vorwoche (am Freitag, den 20. November 2020) wies die Statistik erst neun Verstorbene in diesem Bereich aus. Die SPD in Nordrhein-Westfalen hat auf der Grundlage von Daten des NRW-Schulministeriums zudem den Inzidenzwert von Lehrkräften errechnet. Ergebnis: Lehrer tragen ein deutlich höheres Risiko, sich zu infizieren, als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Nach der Statistik des RKI haben sich bislang in Deutschland 13.872 Menschen (Stand: 28. November 2020), die „in einer Einrichtung gemäß § 33 des Infektionsschutzgesetzes“ arbeiten – das sind Kitas, Kinderhorte, Schulen oder Heime –, mit dem Coronavirus infiziert. In der Vorwoche (20. November) waren es erst 11.826.
Das heißt: Allein in der vergangenen Woche haben sich den Daten des RKI zufolge, die sich auf Meldungen der Gesundheitsämter stützten, rund 2.000 Erzieher und Lehrer mit dem Coronavirus infiziert. Auch bei denjenigen, die in den genannten Einrichtungen betreut werden – Kindern und Jugendlichen also –, zeigt sich eine deutliche Steigerung bei den gemeldeten Infektionen: Gestern wies die Statistik in dieser Rubrik 29.830 Infizierte seit Beginn der Pandemie aus, in der Vorwoche waren es lediglich 25.401. „Hospitalisiert“ wurden bis gestern 329 (Vorwoche: 286). Verstorben sind bislang drei (ohne Veränderung).
Die Zahlen differenzieren gegenüber Daten, die die Kultusministerkonfernz herausgegeben hat. Am Freitag war von derzeit rund 3.169 infizierten Lehrern und 20.185 infizierten Schülern berichtet worden (News4teachers berichtete ausführlich über die Veröffentlichung der KMK von Schüler- und Lehrerdaten). Das Robert-Koch-Institut merkt dazu an: „Da Angaben zu Betreuung, Unterbringung und Tätigkeit bei vielen Fällen fehlen, ist die Anzahl der Fälle mit einer Betreuung, Unterbringung oder Tätigkeit in den einzelnen Einrichtungen als Mindestangabe zu verstehen.”
Weiter heißt es: „Für die übermittelten COVID-19-Fälle aus allen genannten Einrichtungen ist jedoch unbekannt, wie hoch der Anteil derer ist, die sich auch in dieser Einrichtung angesteckt haben.“ Im Lagebericht des RKI werden jedoch ausdrücklich auch „Gemeinschaftseinrichtungen“ (also Heime und Kitas) sowie Schulen als Ausbruchsorte genannt. Wörtlich: „In den meisten Kreisen handelt es sich zumeist um ein diffuses Geschehen, mit zahlreichen Häufungen in Haushalten, aber auch in Gemeinschaftseinrichtungen, Schulen, Alten- und Pflegeheimen.“
Der Inzidenzwert bei Lehrern in NRW lag zuletzt bei 361 – im Bevölkerungsschnitt dagegen nur bei 159
Nach Berechnungen der SPD-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen haben sich in den vergangenen Wochen landeweit überdurchschnittlich viele Lehrkräfte mit dem Coronavirus infiziert. Der Inzidenzwert – die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen bezogen auf 100.000 Menschen also – habe in der Kalenderwoche 44 (26. Oktober bis 1. November) mit 183 nur leicht über dem NRW-Schnitt von 162 gelegen.
Seitdem allerdings ist die Kurve bei den Lehrerinnen und Lehrern steil nach oben gegangen: In der Kalenderwoche 45 wird ein Inzidenzwert von 280 festgestellt (im Schnitt: 175), in der Kalenderwoche 46 ein Wert von 368 (im Schnitt: 171), in der Kalenderwoche 47 ein Wert von 361 (im Schnitt 159). Die Daten, so erklärte ein Sprecher der SPD-Fraktion auf Nachfrage von News4teachers, seien auf der Grundlage von Zahlen aus dem NRW-Schulministerium errechnet worden, die in Medienberichten oder im Schulausschuss des Landtages genannt wurden. Eine entsprechende Übersicht aus dem Ministerium gibt es bislang nicht.
Gebauer behauptet nach wie vor: “Unsere Schulen sind keine Hotspots”
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) zeichnet trotzdem ein anders Bild. Danach sei der Corona-bedingte Unterrichtsausfall an den Schulen in Nordrhein-Westfalen leicht zurückgegangen. In der vergangenen Woche habe an 3692 Schulen regulärer Präsenzunterricht stattgefunden, berichtete sie gestern. Der Anteil der Schulen mit regulärem Unterrichtsbetrieb sei damit gegenüber der Vorwoche von 79,9 auf 81,3 Prozent gestiegen. Landesweit 13 Schulen waren geschlossen. „Ich freue mich, dass die Zahlen sich in dieser Woche erkennbar stabilisieren und nochmals dokumentieren, dass unsere Schulen keine Hotspots sind“, sagte Gebauer.
Die SPD hat für die nächste Sitzung des Schulausschusses am 9. Dezember von Gebauer einen Bericht zur Entwicklung der Infektionszahlen von Schülern und Lehrern angefordert. News4teachers
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