DÜSSELDORF. Die Schulleitungsvereinigung NRW fordert, dass Lehrerinnen und Lehrer früher als derzeit vorgesehen geimpft werden. Medizinisches Personal und Pflegepersonal in Hotspots müssten sicherlich Vorrang haben, so der Vorsitzende Harald Willert. Es könne aber auch nicht sein, dass Lehrerinnen und Lehrer erst “irgendwann im Sommer” an der Reihe seien.
In einem Brief an Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), den wir unten dokumentieren, schreibt Willert: «Wer flächendeckenden Präsenzunterricht bei 200er Inzidenzwerten fordert, muss dafür sorgen, dass diejenigen, die diesen Unterricht erteilen, vorher geimpft wurden.»
Überall dort, wo die Impfungen nicht rechtzeitig zum Schulbeginn nach den Weihnachtsferien ermöglicht werden könnten, müssten die Schulleiterinnen und Schulleiter selbstständig über die Organisation des Unterrichts ab 11. Januar entscheiden.
Es gehe nicht darum, sich in Konkurrenz zu anderen Gruppen nach vorne zu drängen, sagt Willert. Man müsse aber auch berücksichtigen, dass die Lehrer, die geimpft wären, nicht mehr ausfallen würden, weil sie in Quarantäne müssten. Das wäre ein erheblicher Vorteil für alle. dpa
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
die aktuelle Pandemie-Entwicklung zeigt, dass die erhoffte Entspannung im Januar 2021 nicht eintritt. Es ist mit hohen Inzidenzzahlen in vielen Kommunen und damit auch in den Schulen zu rechnen. Wir stehen am Ende der verlängerten Weihnachtsferien am selben Punkt wie zu Beginn.
Die SLV NRW gibt zu bedenken, dass:
• das RKI, Prof. Drosten, Streek u.a. inzwischen davon ausgehen, dass Kinder und Jugendliche das Virus, ohne selber sichtbar zu erkranken, verbreiten.
• eine aggressivere Virusmutation absehbar die Ansteckungssituation verschärft.
• die Einschätzung der Ständigen Impfkommission wonach Lehrerinnen und Lehrer eine hoch gefährdete, systemrelevante Gruppe sind, durch das Bundesgesundheits- ministerium negiert wurde.
• die Ergebnisse englischer Studien negiert wurden, wonach der Gefährdungsgrad von pädagogischem Personal direkt nach medizinischem Fachpersonal anzusiedeln ist.
Deswegen fordert die SLV NRW, dass:
• Grenzwerte, die für das gesamte öffentliche Leben, Wirtschaft, Kultur und Sport gelten, für Schulen ebenso gelten.
• die Vorgaben des Arbeits- und Gesundheitsschutzes für alle in Schule Beschäftigte ernst genommen umgesetzt werden – analog zu den Branchenregeln in Gewerbe und Industrie.
• wirksame Infektionsschutzmaßnahmen wie FFP2- Masken, mobile Raumluftreiniger, transparente Trennwände und Möglichkeiten der Handdesinfektion ab sofort zuverlässig durch den Dienstherrn zur Verfügung gestellt werden.
Die Erfahrungen der letzten Monate zeigen: Der Präsenzunterricht ist die relevante Größe zur Erhaltung des Systems, damit Eltern die Wirtschaft des Landes aufrechterhalten können. Das bedeutet: Alle in Schule Beschäftigten sind unverzichtbar.
Deswegen fordert die SLV NRW konsequenterweise: Alle in Schule Beschäftigten, vor allem Lehrerinnen und Lehrer, müssen analog zu Ärzten und medizinischem Fachpersonal, einen früheren Impftermin erhalten als jetzt vorgesehen.
Wer flächendeckenden Präsenzunterricht bei 200er Inzidenzwerten fordert, muss dafür sorgen, dass diejenigen, die diesen Unterricht erteilen, vorher geimpft wurden.
Überall dort, wo dies nicht rechtzeitig ermöglicht werden kann, muss klar sein:
Die eigenverantwortlichen Schulleiterinnen und Schulleiter vor Ort entscheiden selbstständig und mit voller Rückendeckung der Schulministerin und des Ministerpräsidenten von NRW über die Organisation und die konkrete Durchführung des Unterrichts an ihrer Schule ab dem 11.1.2021 in Abhängigkeit von:
• den aktuellen Inzidenzwerten des Schulstandortes,
• den räumlichen, sächlichen und personellen Bedingungen ihrer Schule,
• der digitalen Ausstattung und IT-Infrastruktur ihres Schulstandortes,
• den Bedarfen, Bedürfnissen und Möglichkeiten ihrer Schülerschaft und deren Elternhäusern.
Es ist nun dringlicher als jemals zuvor, dass der Dienstherr seiner Fürsorgepflicht nachkommt und Lehrkräfte und Schulleitungen das Vertrauen in den Dienstherren zurückgewinnen.
Für die SLV NRW
Harald Willert
2.1.2021
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