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Chaos-Kurs: Gebauer stellt Präsenzunterricht nächste Woche doch wieder infrage

DÜSSELDORF. Neue Runde im Wirrwarr um den Schulbetrieb: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat einen Zeitpunkt für die Rückkehr der Mehrheit der Schüler in ihre Klassenräume ausdrücklich offen gelassen. «Wenn wir die Glaskugel hätten, dann wäre es einfacher für alle Beteiligten», sagte sie am Montagmorgen dem WDR auf die Frage, wie die Situation in der kommenden Woche aussehen werde. Vor gerade einmal vier Tagen hatte das aber noch anders geklungen.

Zu oder auf? NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Foto: Land NRW

In Nordrhein-Westfalen hat der Unterricht nach den Osterferien am Montag wieder im Homeschooling begonnen – mit Ausnahme der Abschlussklassen. Noch am vergangenen Donnerstag hatte Gebauer dazu eine Pressemitteilung herausgeben lassen mit der Überschrift: “Eine Woche Distanzunterricht für größtmögliche Sicherheit an Schulen”. Darin hieß es: “Ab dem 19. April 2021 soll der Unterricht an den Schulen dann – sofern es das Infektionsgeschehen zulässt – wieder mit Präsenzanteilen (Wechselunterricht) fortgesetzt werden.”

Das Infektionsgeschehen habe sich in den vergangenen Tagen nochmals dramatisch verändert, so begründete Gebauer ihren erneuten Schwenk. «Das müssen wir uns natürlich alles genau anschauen, um dann zu entscheiden, wie es ab kommender Woche weitergeht», sagte die Schulministerin. Eine Entscheidung solle so schnell wie möglich getroffen werden. Die Situation sei aber «sehr instabil».

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«Die Schulen sind keine Treiber der Pandemie»

Was genau sich in den vergangenen vier Tagen im Infektionsgeschehen verändert hat und in der letzten Woche nicht absehbar war, ist allerdings unklar. Am vergangenen Donnerstag lag der Inzidenzwert für NRW bei 107 – Tendenz steigend. Gebauer versicherte trotzdem einmal mehr: «Die Schulen sind keine Treiber der Pandemie.» Gestern wies das RKI für NRW einen Inzidenzwert von 125 aus. Den Verdacht, dass der Präsenzunterricht abgesagt worden war, weil die Test-Kits nicht rechtzeitig an die Schulen ausliefern worden waren, hatte das Ministerium zurückgewiesen.

Vor den Osterferien drängte Gebauer allerdings noch massiv auf Präsenz in den Schulen. Zwei Wochen vor den Osterferien ordnete sie deshalb Wechselunterricht an. Für die Schülerinnen und Schüler galt dann auch wieder eine Präsenzpflicht. Einige Städte und Landkreise, darunter Dortmund und Duisburg, hatten auf einen Aufschub wegen steigender Infektionszahlen gedrungen. Die Landesregierung gab dem allerdings nur in Einzelfällen statt. Der Stadt Duisburg etwa wurde der Distanzunterricht ausdrücklich untersagt – bei einem Inzidenzwert von 123.

Tatsächlich haben zum Unterrichtsbeginn am Montag noch immer nicht alle Schulen die zugesagten Selbsttest-Lieferungen erhalten. Die seien noch nicht an allen Schulen angekommen, so monierte der Philologenverband NRW. Es gebe einzelne Ausnahmen, «bei denen eine Erreichbarkeit vor Ort nicht sichergestellt werden konnte», ansonsten seien alle Schulen versorgt, hieß es dagegen aus dem Schulministerium in Düsseldorf. Es könne planmäßig im Laufe dieser Woche zwei Mal getestet werden. Das gilt zunächst für Schüler der Abschlussklassen – für sie gibt es Präsenzunterricht – und für Kinder bis zur sechsten Klasse, für die eine Notbetreuung sichergestellt ist.

«Die Lehrkräfte haben während der Beaufsichtigung der Tests ein sehr ungutes Gefühl»

Aber auch dort, wo die Tests angekommen sind, herrscht Versunsicherung, wie die Philologen-Landesvorsitzende Sabine Mistler betonte: «Die Lehrkräfte haben während der Beaufsichtigung der Tests ein sehr ungutes Gefühl, fühlen sich im Rahmen des Gesundheitsschutzes nicht sicher.» Das treffe auch auf viele Schüler zu. Mistler zufolge meldeten sich bereits Abiturienten vom Präsenzunterricht ab, weil sie nicht riskieren wollten, sich anzustecken oder während der Prüfungen in Quarantäne gehen zu müssen. Es sei ärgerlich, dass die Tests noch von der wertvollen Unterrichtszeit abgeknapst würden, sie sollten besser vorher und von geschulte Personen durchgeführt werden, so forderte die Verbandschefin.

Auch unter den Eltern wächst der Unmut. Die Landeselternschaft der integrierten Schulen hält zwar eine Einschränkung des Präsenzunterrichts für dringend geboten, wie sie am Montag mitteilte. Die erneute kurzfristige Einführung des Distanzunterrichts schaffe aber mehr Probleme als sie löse, die vorgesehenen Ausnahmen seien «fehlerhaft gesetzt». Eltern bräuchten nun schnell klare Perspektiven zur weiteren Planung bis zu den Sommerferien. News4teachers / mit Material der dpa

Hin und Her: NRW schickt Schüler wieder in den Distanzunterricht – weil Gebauer nicht genügend Selbsttests organisieren konnte?

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