Website-Icon News4teachers

“Völlig unprofessionell”: Schulleitungsverband sieht Chaos beim Testpflicht-Start

HANNOVER. Der Start der verpflichtenden Corona-Selbsttests für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte in Niedersachsen ist aus Sicht des Schulleitungsverbandes chaotisch verlaufen. Einige Schulen hätten viel zu wenige Testkits erhalten, manche die falschen, sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Rene Mounajed, am Montag. «Das ist völlig unprofessionell.» Viele Schulleitungen seien wütend. Die Kommunikation des Kultusministeriums sei zudem viel zu kurzfristig und unklar, kritisierte Mounajed.

«Hier macht jeder, was er für richtig hält.» Foto: Shutterstock / nitpicker

Der erste Tag nach den Osterferien wurde demnach unterschiedlich organisiert. An manchen Schulen wurden nur Testkits ausgegeben, Unterricht und Notbetreuung gab es nicht. Andere Schulen boten lediglich Notbetreuung an, wiederum andere starteten mit dem Unterricht, ohne die Kinder zu testen. «Hier macht jeder, was er für richtig hält», so Mounajed. Die Tests seien zwar sinnvoll, aber für den Gesundheitsschutz des Personals reiche das nicht aus. «Unsere Leute sind gefährdet. Sie müssen geimpft werden, und zwar jetzt.»

«Zwei Tests in einer Woche sind geeignet, um effektiv Verdachtsfälle herauszufiltern»

Von diesem Montag an müssen sich Kinder, Jugendliche und Schulpersonal zweimal pro Woche vor Unterrichtsbeginn zu Hause auf das Coronavirus testen. Die Schulen verteilen dafür sogenannte Laientests für den vorderen Nasenbereich, die das Ergebnis nach rund 15 Minuten anzeigen. «Zwei Tests in einer Woche sind geeignet, um effektiv Verdachtsfälle herauszufiltern», sagte der Sprecher des niedersächsischen Kultusministeriums, Sebastian Schumacher, mit Verweis auf eine wissenschaftliche Empfehlung. Wer ein positives Test-Ergebnis hat, muss die Schule informieren und einen noch zuverlässigeren PCR-Test machen lassen. Dieser klärt, ob der oder die Betroffene tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert ist.

Anzeige

Die Testpflicht gilt nur für den Präsenzunterricht. Schülerinnen und Schüler, die zuhause lernen, müssen sich nicht testen. In Landkreisen oder kreisfreien Städten mit einer Inzidenz von mehr als 100 sind in der Regel nur Grundschulen und Abschlussklassen in der Schule, die anderen lernen per Distanzunterricht zuhause. Die Inzidenz zeigt, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Da die Präsenzpflicht derzeit aufgehoben ist, können Eltern und Erziehungsberechtigte ihre Kinder zudem ohne Angabe von Gründen vom Präsenzunterricht abmelden. Diese Schüler erhalten Arbeitsmaterial für zuhause.

«Das können wir langsam so nicht mehr stemmen»

Bis Anfang April hatte das Land Niedersachsen rund 13 Millionen Testkits bei verschiedenen Anbietern für Landesbedienstete und Schulen gekauft. Die Preise lagen dabei zwischen 3,42 Euro und 5,35 Euro pro Selbsttest inklusive Mehrwertsteuer, wie der Sprecher des für die Beschaffung zuständigen Innenministeriums, Pascal Kübler, mitteilte. Weitere Beschaffungen von Selbsttests seien geplant.

An den Corona-Regeln für den Schulalltag ändert sich durch die Testpflicht nichts. Abstands- und Hygieneregeln, Lüftkonzepte und die Pflicht zum Tragen einer Maske außerhalb und zum Teil im Unterricht bleiben bestehen. Die Klassen werden derzeit in kleinen Gruppen abwechselnd zuhause und in der Schule unterrichtet. Das Personal ist dem Schulleitungsverband zufolge durch die vielen kurzfristigen Erlasse und die zahlreichen Anforderungen stark belastet. «Das können wir langsam so nicht mehr stemmen», sagte Mounajed. News4teachers / mit Material der dpa

Jetzt führt auch Niedersachsen Corona-Testpflicht für Schüler ein – zu Hause

 

Die mobile Version verlassen