KIEL. Für die CDU-Fraktion im Landtag von Schleswig-Holstein ist ein Ende der Maskenpflicht und die Abschaffung der Tests in den Schulen im Herbst realistisch. «Mit steigender Impfquote und weil Schulen sichere Orte sind, werden wir für die Zeit spätestens nach den Herbstferien einen Plan brauchen, die anlasslosen Antigentests und die Maskenpflicht an Schulen abzuschaffen», erklärte der Bildungspolitiker Tobias von der Heide am Montag nach einer Expertenanhörung. Dass die Schulen keineswegs sichere Orte sind, ließ dabei allerdings die Grünen-Politikerin Ines Strehlau durchblicken – eine Durchseuchung der Kinder ist ihr zufolge unvermeidlich.

«Tests machen nur Sinn, so die Experten, wenn man sich auf symptomatische Personen und Infektionsfälle konzentriere. Das müssen wir nun vorbereiten», erklärte CDU-Politiker von der Heide. Die Expertenanhörung habe die Corona-Strategie für die Schulen klar bestätigt. «Unsere Maßnahmen in den letzten Monaten waren angemessen und haben gewirkt.» Von der Heide verwies auch auf die Impfquote bei Lehrkräften mit 98 Prozent bei Erst- und 94 bei Zweitimpfungen.
Der (oppositionelle) SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat stellte eine ganz andere Schlussfolgerung heraus: «Über kurz oder lang werden sich nahezu alle Kinder unter zwölf Jahren mit Covid-19 infizieren». Das sei auch ihre einzige Möglichkeit, Immunität zu erwerben. Aktuelle Schutzmaßnahmen in Kitas und Schulen dienten dem Zweck, das Ausbruchsgeschehen zu verlangsamen und Älteren die Gelegenheit zu geben, sich impfen zu lassen. «Das ist die wesentliche Botschaft des heutigen Expertengesprächs – und eine Nachricht, die ich als Abgeordneter logisch verstehe, als Vater aber dennoch erst einmal verdauen muss.»
“In der Zukunft muss bei jedem Schul- und Kitaneubau eine fest installierte Lüftungsanlage verpflichtend sein”
Es sei deutlich geworden, dass nach aktuellem Wissensstand eine Corona-Infektion für Kinder und Jugendliche nicht gefährlicher sei als andere Krankheiten, meinte die Grüne Ines Strehlau – aber auch: dass sich früher oder später alle Kinder infizieren werden, da kein Impfstoff für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen ist. Es sei eine große kommunikative Herausforderung, dies besorgten Eltern zu erklären.
Bereits im Juli hatte sich die Landtagsabgeordnete der mitregierenden Grünen für Luftfilter in Kitas und Schulen des Landes eingesetzt – bislang vergeblich. «Es ist gut, dass der Bund jetzt anscheinend die Schulträger bei den Luftfiltern unterstützen will. Dem Wahlkampf sei Dank. Wir Grüne erwarten klare Finanzierungszusagen und technische Leitlinien, um nach den Sommerferien bundeseinheitlich die Schüler*innen vor der Delta-Variante schützen zu können», erklärte sie. Und: «In der Zukunft muss bei jedem Schul- und Kitaneubau eine fest installierte Lüftungsanlage verpflichtend sein, um auf weitere Infektionslagen vorbereitet zu sein. Auch dafür müssen technische Leitlinien erarbeitet werden.»
Wann die ersten Luftfilter in die Schulen in Schleswig-Holstein kommen, steht – trotz des Bundesprogramms – in den Sternen. News4teachers / mit Material der dpa