
An sächsischen Schulen sollen künftig keine Sonderzeichen für eine geschlechterneutrale Sprache mehr verwendet werden. Ein entsprechendes Schreiben an die Schulleiter sei vor Beginn des neuen Schuljahres verschickt worden, erklärte eine Sprecherin des Kultusministeriums am Dienstag auf Anfrage. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.
Dabei geht es etwa um offizielle Schreiben, Briefe an die Eltern sowie Unterrichtsmaterialien. Laut Handlungsempfehlung «mit der Bitte um Umsetzung» soll dabei gänzlich auf Zeichen wie Gendersternchen, Doppelpunkt oder Unterstrich verzichtet werden. Diese Sonderzeichen erfüllten weder die Kriterien für eine gendergerechte Schreibung noch entsprächen sie den aktuellen Festlegungen des Amtlichen Regelwerks, hieß es in dem Schreiben.
Statt Empfehlungen auszusprechen, fordert die AfD-Fraktion ein Verbot von «Gender-Sprache» und die Androhung von Sanktionen
Stattdessen empfiehlt das Ministerium die Verwendung von Paarformen wie Schülerinnen und Schüler oder geschlechtsneutrale Formulierungen wie etwa Lehrkräfte oder Jugendliche. «Unser Ziel ist eine geschlechtergerechte und vor allem verständliche Sprache», betonte Kultusminister Christian Piwarz (CDU). Es gebe mit der deutschen Rechtschreibung klare Regeln, was Sprache und deren richtige Schreibweise angehe. «Diese gibt es und wir setzen sie um.» Gezielte Kontrollen oder Sanktionen soll es nach Ministeriumsangaben aber nicht geben.
Der AfD geht die Regelung nicht weit genug. Statt Empfehlungen auszusprechen, fordert die Fraktion ein Verbot von «Gender-Sprache» und die Androhung von Sanktionen. Die Linke im sächsischen Landtag spricht hingegen von einer Posse. Schulen würden nun aufgefordert, «etablierte Formen einer geschlechtersensiblen Sprache» nicht zu verwenden. Ein solches Sprechverbot ergebe keinen Sinn. «Lehrende und Lernende sollten frei das Ziel erreichen können, die Realität der gesellschaftlichen Vielfalt sprachlich abzubilden», so die Abgeordnete Sarah Buddeberg.
„Es ist gut, wenn Schülerinnen und Schüler in der Schule für geschlechtergerechte Sprache sensibilisiert werden, und das Thema Geschlechtergerechtigkeit ist ja auch im Bildungsplan verankert“, hatte Baden-Württembergs Kultusministerin Schopper (Grüne) Ende Juli erklärt, wie News4teachers berichtete. „Und gut ist es auch, wenn Lehrkräfte gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern eine Schreibweise bezüglich der Sonderformen beim Gendern vereinbaren.“
„Dadurch, dass jetzt jede Schule selbst entscheiden soll, setzt man sie dem Druck der meinungsstarken Elternschaft aus”
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg kritisierte seinerzeit, dass das Kultusministerium keine einheitliche Regelung vorgibt. „Das Ministerium erweist den Schulen damit einen Bärendienst“, klagt der VBE-Landesverbandsvorsitzende Gerhard Brand. „Dadurch, dass jetzt jede Schule selbst entscheiden soll, setzt man sie dem Druck der meinungsstarken Elternschaft aus. Wir erwarten eigentlich den Schutz der Lehrkräfte und Schulleitungen durch den Dienstherrn.“ Zudem bestehe die Gefahr, dass wenn Schulen unterschiedlich vorgingen, dies mittel- bis langfristig zu einer uneinheitlichen Schreibweise führe. Brand: „Wir fordern eine klare, einheitliche Regelung, orientiert am Duden und den Empfehlungen der Rechtschreibrats.“
Diese Regelung setzt jetzt Sachsen in Kraft. News4teachers / mit Material der dpa
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