ERFURT. Zu Beginn des neuen Schuljahres gibt es ein erhöhtes Aufkommen an Drohschreiben gegen Lehrer und Schulen, in Thüringen und Sachsen jedenfalls. Aus beiden Bundesländern werden verstärkt „Einzelfälle“ gemeldet. Die Drohungen kommen unter anderem von Reichsbürgern und Gegnern der Corona-Maßnahmen, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums in Erfurt auf Anfrage. Sie richteten sich dabei vor allem gegen die Testpflicht und die Maskenpflicht – und zunehmend gegen Impfungen.
Es handele sich nicht um ein flächendeckendes Phänomen, sondern immer noch um Einzelfälle, betonte der Sprecher. Aber es gebe mehr Drohungen und besondere Vorkommnisse als sonst. «Wir haben den Schulen signalisiert, dass sie sich davon nicht beeindrucken lassen sollten.» Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sei der Auffassung, dass jeder seine Meinung sagen könne, diese allerdings nicht an Schulen oder Lehrer adressiert werden sollte, sondern an das Ministerium.
In Sachsen war zuvor bekannt geworden, dass Schulleiter und Lehrer wegen geplanter freiwilliger Impfangebote an den Schulen mit Drohungen konfrontiert wurden. Das sei punktuell aus mehreren Regionen Sachsens gemeldet worden, sagte ein Sprecher des Landesamtes für Schule und Bildung. Solche Schreiben würden teils sogar an deren Privatadressen geschickt. «Das ist absolut inakzeptabel.» Zuvor hatte die «Freie Presse» berichtet, dass Impfgegner Schulleiter mit Strafanzeigen wegen Körperverletzungen gedroht und Kundgebungen vor Schulen angekündigt hätten, die offenbar Impfwillige abschrecken sollen.
«Es ist erschreckend, dass Menschen, die sich freiwillig entschieden haben, ein Impfangebot wahrzunehmen, dafür drangsaliert werden»
«Es ist sehr bedauerlich und erschreckend zugleich, dass Menschen, die sich freiwillig entschieden haben, ein Impfangebot wahrzunehmen, dafür drangsaliert werden», sagte ein Sprecher des sächsischen Kultusministeriums. Seit Schulbeginn sei die Impfbereitschaft zunächst anonym abgefragt worden. Die Rückmeldungen der Schulen lägen noch nicht vollumfassend vor, so dass noch keine Gesamtzahl der Impfwilligen Schüler genannt werden könne, erklärte Reelfs. Er bekräftigte jedoch, dass die Impfungen in der kommenden Woche beginnen werden.
Das Angebot richtet sich an Mädchen und Jungen ab zwölf Jahren. Sie werden für die Impfung vom Unterricht freigestellt. Vor allem in den ländlichen Regionen ist der Einsatz von mobilen Impfteams des Deutschen Roten Kreuzes an ausgewählten Stützpunktschulen geplant. Melden sich an einer Schule etwa 80 Impfwillige, sind bei entsprechenden Kapazitäten der mobilen Impfteams auch Impfungen an der jeweiligen Schule möglich.
Auch an Thüringer Schulen sind freiwillige Impfangebote geplant, wie das Thüringer Bildungsministerium mitteilte. Demnach können Schulen, die ein solches Angebot haben wollen, über das Thüringer Impfportal www.impfen-thueringen.de Kontakt zur Kassenärztlichen Vereinigung aufnehmen. Inzwischen sei dort die Seite «Impfen an Schulen» freigeschaltet. «Wir wollen Schulgemeinschaften, die ein schulortnahes Impfangebot wünschen, dabei unterstützen, das zu organisieren. Jetzt kann es flächendeckend losgehen», erklärte Bildungsminister Helmut Holter (Linke). News4teachers / mit Material der dpa
Impfaktionen für Schüler an Schulen: VBE ist wegen möglicher Konflikte besorgt
