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Quarantäne-Chaos: Elterninitiative wirft Regierung Dreyer Durchseuchung der Schüler vor

MAINZ. Nach Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, News4teachers berichtet aktuell, hat nun auch Rheinland-Pfalz den Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz, keine ganzen Klassen mehr in Quarantäne zu nehmen, auf eigenwillige Art interpretiert: Außer den infizierten Schülerinnen und Schülern selbst soll auch dort künftig gar kein Kind mehr zu Hause bleiben. Die Eltern-Initiative #BildungAberSicher Rheinland-Pfalz zeigt sich von dem Kurs  entsetzt. Die Rede ist von “Durchseuchung”.

Ihre Landesregierung legt die Beschlüsse der Gesundheitsministerkonferenz eigenwillig aus: die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Foto: Staatskanzlei RLP

„Tritt eine Infektion mit dem Coronavirus in Schulen auf, besteht für die Schülerinnen und Schüler innerhalb der Klasse, Lern- oder Betreuungsgruppe, in der die Infektion aufgetreten ist, sowie deren Lehrkräfte nur bei einer eigenen Infektion eine Absonderungspflicht“, so heißt es in der „26. Corona-Bekämpfungsverordnung“, die die Landesregierung von Rheinland-Pfalz nun beschlossen hat. „Alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Klassen- oder Lerngruppe müssen sich im Regelfall nicht absondern. Sie müssen sich stattdessen für den Zeitraum von fünf aufeinanderfolgenden Schultagen täglich mittels Selbsttest testen sowie eine Maske am Platz tragen. Die Testpflicht gilt dabei nicht für geimpfte und genesene Personen.“

Kinder unter 12 gelten als “geimpft” – “Taschenspielertrick aus der Feder der Juristen in der Staatskanzlei“

Von Elternseite kommt scharfe Kritik. „Mit Bestürzung und Entsetzen haben wir die Beschlüsse des Ministerrates zur Kenntnis genommen und missbilligen die Entscheidungen in Bezug auf die Schulen und Kindertagesstätten zutiefst“, so heißt es bei der Initiative #BildungAberSicher Rheinland-Pfalz. „Seit über einem Jahr fordert unsere Initiative wirksame Infektionsschutzmaßnahmen in den Bildungseinrichtungen, um den Präsenzunterricht so sicher wie möglich durchführen zu können. Kein Kind sollte gezwungen sein aus Kostengründen oder Nachlässigkeit mit einem potenziell tödlichen neuroinvasiven Multiorganvirus infiziert zu werden. Zwischenzeitlich ist allen Personen über 12 eine Impfung möglich. Die Impfquote stagniert allerdings auf einem Niveau, das die Ausbreitung der deutlich ansteckenderen Deltavariante nicht bremst. Trotzdem werden nun alle Schutzkonzepte für Kinder und Jugendliche zur Disposition gestellt.“

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„Da die Impfung aktuell erst ab 12 Jahren durch die STIKO empfohlen wird, zählten im Sinne der Verordnung Kinder bis einschließlich elf Jahren als geimpft“ – so stellt die Landesregierung fest. Die Eltern sprechen von einem „Taschenspielertrick aus der Feder der Juristen in der Staatskanzlei, die vermutlich jedem Virologen und Epidemiologen die Haare zu Berge stehen lässt“. Bekanntlich könne das Coronavirus die Verordnung nicht lesen und infiziere munter jede sich bietende ungeimpfte Person egal ob jünger oder älter als 12. Damit ist diese Feststellung falsch und gefährlich.

“In Bildungseinrichtungen gelten strengere Regeln als in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft“ – meint Hubig

Bildungsministerin Stephanie Hubig (SPD) führte aus: „Kinder und Jugendliche brauchen ihre Schule. Deshalb sorgen wir dafür, dass sie unter bestmöglichen Bedingungen und bei einem hohen Schutzniveau zur Schule gehen können. In Bildungseinrichtungen gelten deshalb strengere Regeln als in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft.“

#BildungAberSicher meint dazu: „Wenn der Landesregierung tatsächlich an einem hohen Schutzniveau gelegen wäre, gäbe es längst Luftfilter in jedem Klassenraum, 3 mal wöchentlich PCR-Pooltests, eine Fortführung der Maskenpflicht und kleine Lerngruppen in festen Kohorten. So ist die Aussage, dass in der Schule strengere Regeln als in anderen Bereichen der Gesellschaft gelten, blanker Hohn. Nirgendwo, außer in Schulen und Kitas, kommen täglich so viele ungeimpfte Personen ohne Abstand und ab Montag ohne Masken über Stunden in schlecht gelüfteten Innenräumen zusammen.“

Mit der faktischen Abschaffung der Quarantäne für Kontaktpersonen in Kindertagesstätten und Schulen schieße das Land „den Vogel ab und arbeitet an einer schleichenden Durchseuchung der Kinder“. Nur einen Tag, nachdem sich die Gesundheitsminister der Länder auf einheitliche Quarantänemaßnahmen geeinigt haben, News4teachers berichtete, werde diese Übereinkunft von Rheinland-Pfalz einseitig gebrochen.

„Die Quarantänevorgaben des Robert-Koch-Instituts finden somit überhaupt keine Anwendung mehr. Da ein Großteil der Übertragungen präsymptomatisch erfolgt, steigt das Infektionsrisiko der Kinder ohne Impfschutz dadurch an. Damit entscheidet sich die Landesregierung bewusst für eine ungebremste Kinderwelle und auf diese Weise auch für eine Zunahme schwerer und tödlicher Krankheitsverläufe.“ Sollte es im Herbst zusätzlich zu den zu nun nicht mehr eingedämmten massiven Coronainfektionen zu einer Infektionswelle mit Influenza und Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen (RSV) kommen, sei eine Überlastung der Kinder-Intensivstationen wahrscheinlich.

„Wir sind von diesen Entscheidungen schwer enttäuscht. Damit verfehlt die Landesregierung ihr vorgebliches Ziel, Präsenzunterricht auf hohem Schutzniveau durchzuführen. Insbesondere die Teilhabe vorerkrankter Kinder aus #Schattenfamilien wird somit unmöglich gemacht“, so heißt es. Die Forderungen der Initiative lauten:

Für erforderliche Maßnahmen wie Wechsel- oder Distanzunterricht müsse die Inzidenz in der jeweiligen Altersgruppe entscheidend sein. News4teachers

Hier geht es zur vollständigen “Corona-Bekämpfungsverordnung“ der Landesregierung.

Kinder vor Infektionen schützen! RKI-Chef Wieler schlägt Alarm – Lehrerverbände erwarten erneute Schulschließungen

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