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Ärzte-Funktionäre drängen (schon wieder!) darauf, Maskenpflicht an Schulen zu streichen – Virologin Brinkmann: “dumm”

BERLIN. Der Streit um die Maskenpflicht an Schulen tobt weiter. Ärztevertreter – die seit Beginn der Pandemie die Corona-Folgen für Kinder und Jugendliche verharmlosen – plädieren für einen generellen Wegfall der Maßnahme. Eine bekannte Virologin stellt sich mit deutlichen Worten dagegen.

Freie Bahn für das Coronavirus? Immer mehr Bundesländer streichen die Maskenpflicht im Unterricht. Foto: Shutterstock

In der Debatte um eine Maskenpflicht an Schulen hat sich der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, gegen eine allgemeine Fortführung der Maßnahme ausgesprochen. «Ich halte eine generelle Fortsetzung einer Maskenpflicht in Schulen für unangemessen», sagte Fischbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Er sehe etwa keinen Grund, warum Grundschüler im Unterricht grundsätzlich weiterhin Maske tragen sollten, zumal sie erheblich weniger zum Infektionsgeschehen beitrügen als Jugendliche und Erwachsene. Die Entscheidung müsse sich jeweils an den Inzidenzwerten und am Lebensalter der Kinder ausrichten. Fischbach kritisierte, es könne nicht sein, dass den Jüngsten das Maskentragen «weiterhin von der Gesellschaft zugemutet wird, um auf diejenigen Rücksicht zu nehmen, die sich einer Impfung verweigern».

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«Es ist völlig unangemessen, dass Kinder und Jugendliche stundenlang im Unterricht eine Maske tragen müssen»

Fischbach hatte schon im vergangenen Jahr Stimmung bei den Kultusministern gegen Schutzmaßnahmen an Schulen gemacht, wie News4teacheres berichtet. Im August vergangenen Jahres behauptete er dann, Infektionen an Schulen gingen nur von Lehrern aus – weshalb Schüler keine Masken zu tragen bräuchten. Noch im März 2021 wandte sich der BVKJ-Präsident öffentlich gegen Corona-Tests an Schulen.

Der Ärztepräsident Klaus Reinhardt – der sich im Juni gegen eine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ausgesprochen hatte – äußerte sich ähnlich. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er: «Es ist völlig unangemessen, dass Kinder und Jugendliche stundenlang im Unterricht eine Maske tragen müssen, während die Erwachsenen abends maskenlos ins Lokal gehen können.» Er betonte: «Die Maskenpflicht im Unterricht muss jetzt bundesweit in allen Schultypen entfallen.»

Reinhardt polemisierte bereits im vergangenen Herbst gegen die Maskenpflicht – er sprach von einem “Vermummungsgebot”. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach bezeichnete das seinerzeit als „unentschuldbar“ für den „ranghöchsten deutschen Ärztefunktionär“. „Aus meiner Sicht ein Rücktrittsgrund, wenn er das nicht sofort zurücknimmt“, schrieb er seinerzeit auf Twitter. Reinhardt trat nicht zurück – und macht weiter gegen Masken mobil.

Und das zeigt jetzt Wirkung: In Bayern beispielsweise soll die Maskenpflicht ab nächster Woche im Unterricht wegfallen, in Baden-Württemberg ab dem 18. Oktober. Auch in Sachsen und Schleswig-Holstein wird ein solcher Schritt für die nächste Zeit erwogen. Im Saarland muss seit Freitag generell keine Maske mehr in der Schule getragen werden. An Berliner Schulen wird sie bis zur sechsten Klasse aufgehoben. In Brandenburg ist das bereits der Fall.

Der Deutsche Lehrerverband bewertete das Vorgehen skeptisch, die Bildungsgewerkschaft VBE rief ebenfalls zur Vorsicht auf. Das Coronavirus geht nach RKI-Daten besonders stark bei Kindern ab dem Vorschulalter und Jugendlichen bis 19 Jahren um. Lauterbach warnte zuletzt vor einer Corona-Welle im Herbst und Winter.

«Bei der hohen Anzahl an Nicht-Geimpften, und hierzu zählen die Kinder, halte ich diese Entscheidung für verfrüht»

Die Frage der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch Covid-19 wird kontrovers diskutiert. Befürworter strengerer Sicherheitsmaßnahmen an Schulen argumentieren, dass auch Kinder schwer erkranken könnten, und weisen auf mögliche Langzeitfolgen («Long Covid») hin. Kinder- und Jugendmediziner hatten Anfang September dagegen in einem offenen Brief für weniger strenge Maßnahmen geworben: Es sei wissenschaftlicher Konsens, dass Kinder und Jugendliche selbst nur in seltenen Fällen schwer durch eine Corona-Infektion erkrankten und dass sie in der Regel schnell genesen würden.

Die Virologin Prof. Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, die zum Beraterstab der Bundesregierung gehört, hält die Abschaffung der Maskenpflicht an Schulen für verfrüht. «Wenn man etwas abschaffen möchte, dessen Nutzen wissenschaftlich erwiesen ist und das fast nichts kostet, kann man das machen. Die Frage ist nur, ob es klug ist», sagte sie der «Rheinischen Post». «Bei der hohen Anzahl an Nicht-Geimpften, und hierzu zählen die Kinder, halte ich diese Entscheidung für verfrüht – und ehrlich gesagt auch für ziemlich dumm.»

Aktuelle Studien bestätigen, dass die Maskenpflicht im Unterricht eine recht wirksame Schutzmaßnahme ist. Das „Ärzte-Blatt“ berichtet von den übereinstimmenden Ergebnissen zweier US-Untersuchungen, dass es «in den USA nach dem Ende der Sommerferien an Schulen ohne Masken­pflicht deutlich häufiger zu Ausbrüchen von COVID-19 gekommen als an Schulen, die den Empfehlungen der Centers for Disease Control and Prevention folgen und alle Schüler und Lehrer verpflichten, in Innenräumen eine Maske zu tragen. » Die Wissenschaftler schätzen das Infektionsrisiko ohne Maskenpflicht im Unterricht um den Faktor 3,5 höher ein als mit. News4teachers / mit Material der dpa

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