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Immer mehr infizierte Kinder: Lauterbach schlägt Alarm – GEW-Chefin Finnern meint: Schulen können geöffnet bleiben

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BERLIN. Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), hält die Schulen für den bevorstehenden Coronaherbst besser gerüstet als im vergangenen Jahr. Die Impfquote unter den Beschäftigten in den Schulen sei außerordentlich hoch, so sagt sie. Wörtlich: »Wird der Präventionsweg weiter konsequent beschritten, können die Schulen geöffnet bleiben.« Von Prävention in Schulen kann allerdings keine Rede sein: Noch immer bauen Landesregierungen den ohnehin schon löchrigen Coronaschutz weiter ab. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht deshalb auch keinen Grund, Entwarnung für Schüler und ihre Eltern zu geben – im Gegenteil.

»Wird der Präventionsweg weiter konsequent beschritten, können die Schulen geöffnet bleiben»: Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Foto: GEW

Wörtlich erklärte Finnern gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Mit Blick auf die wieder steigenden Inzidenzwerte, insbesondere in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen, sind die Schulen wachsam. Weiterhin gilt: Den bestmöglichen Gesundheitsschutz für Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und die Lehrkräfte bietet das Zusammenspiel eines Maßnahmenbündels. Zu diesem gehören die AHA-Regeln, regelmäßige Tests, der flächendeckende Einbau von Luftfilteranlagen an den Schulen – eingebettet in Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte – und, die Impfkampagne vor allem bei den 12- bis 17-Jährigen weiter voran zu treiben. Mit Luftfiltern sind viele Schulen immer noch nicht so ausgestattet, wie es notwendig ist. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf.”

Allerdings sagte sie dann auch im Wortlaut: “Bundesweit betrachtet sind die Schulen in diesem Herbst in Sachen Gesundheitsprävention besser aufgestellt als vor einem Jahr, die Impfquote unter den Beschäftigten in den Schulen ist außerordentlich hoch. Wird der Präventionsweg weiter konsequent beschritten, können die Schulen geöffnet bleiben und die Gesundheitsämter bei Coronafällen kurze Quarantänezeiten möglich machen.“

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Im Sommer hatte sie klargestellt: «Wenn die Schulen krisenfest werden sollen und es nach den Sommerferien wieder regelmäßigen Präsenzunterricht geben soll, dann sind Luftfilter – neben einem Hygienekonzept inklusive regelmäßiger Tests – in allen Klassenräumen erforderlich.» Was hat sich seitdem getan? Luftfilter gibt es bis heute nur in den wenigsten Klassenräumen, die Hygienekonzepte einschließlich Maskenpflicht in Schulen werden zunehmend aufgeweicht oder komplett gestrichen – und mit Thüringen hat das erste Bundesland die Schnelltests unter Schülern komplett gestrichen.

Die Ansteckungsquoten unter Kindern und Jugendlichen erreichen in den Bundesländern, wo noch keine Herbstferien waren, Rekordwerte. Gab es Anfang vergangener Woche 13 Städte und Landkreise mit Inzidenzen über 500 bei Fünf- bis 14-Jährigen, sind es nun – nur eine Woche später – 40. Vier Landkreise, in Thüringen der Kyffhäuserkreis sowie der Landkreis Sonnenberg, in Bayern die Landkreise Straubing-Bogen und Berchtesgadener Land, weisen in der Altersgruppe sogar Werte jenseits der 1.000 auf. Das Robert-Koch-Institut registriert immer mehr Schul-Ausbrüche – und zwar so viele wie nie.

«Bundesweit betrachtet sind die Schulen in diesem Herbst in Sachen Gesundheitsprävention besser aufgestellt als vor einem Jahr«

Für den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach sind das Gründe genug, Alarm zu schlagen – er warnt vor stark steigenden Corona-Infektionszahlen insbesondere bei Kindern. «Wir werden nach den Herbstferien deutlich mehr Ausbrüche in den Schulen erleben, weil die nicht mehr lange lüften können», sagt er mit Blick auf den heranziehenden Winter dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Lauterbach schlägt folgendes Vorgehen an Schulen vor, um den Schulbetrieb zu sichern: «Dreimal in der Woche testen, das wäre mein Vorschlag, morgens mit Antigen-Tests, weil diese die vorherrschende Delta-Variante sehr zuverlässig erfassen. «Dazu solle es fünf Testtage hintereinander für Kontaktpersonen von Infizierten geben. «So könnten wir die unkontrollierte Pandemie an den Schulen praktisch beenden.» Ihm täten die Kinder leid, die jetzt – bei unzureichendem Schutz in den Schulen – dem Long-Covid-Risiko ausgesetzt seien.
Auf Twitter erklärte er – unter Bezug auf eine neue Studie der Universität Dresden, die in Kooperation mit dem Robert-Koch-Institut erstellt worden sei –, dass vergleichbar viele Kinder an Long-Covid erkranken wie Erwachsene. «Die Daten sprechen für die Impfung von Kindern und gegen eine Durchseuchung», so schrieb er.

«Fehlende / reduzierte Infektionsschutzmaßnahmen an den Schulen werden zu einem Anstieg der Infektionen im Winter führen…»

Die Virologin Prof. Dr. med. Isabella Eckerle appellierte angesichts der Entwicklung an noch ungeimpfte Eltern schulpflichtiger Kinder, «ihre Entscheidung dringend zu überdenken». Sie twitterte: «Fehlende / reduzierte Infektionsschutzmaßnahmen an den Schulen werden zu einem Anstieg der Infektionen im Winter führen… Die Inzidenz liegt jetzt über 100. Sie steigt in allen Altersgruppen. Die Krankenhausrate und die Intensivrate steigen. Auch die Zahl der Toten.» Lauterbach kommentierte den Post der Medizinerin: «Das sehe ich auch so. Die ungeimpften Eltern von Schulkindern werden bald sehr steil in das Covid Risiko gehen.»

Die Gewerkschafterin: «Wir wollen, dass die Schulen geöffnet bleiben. Gerade deshalb, das zeigt die aktuell steigende Zahl der Infektionen in Schulen, müssen die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz wie die AHA-Regeln, regelmäßige Tests, der flächendeckende Einbau von Luftfilteranlagen an den Schulen – eingebettet in vorhandene Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte – weiter strikt beachtet und die Impfkampagne vorangetrieben werden. Das Zusammenspiel aller Maßnahmen zur Gesundheitsprävention bietet den bestmöglichen Schutz für Schülerinnen und Schüler, deren Eltern sowie der Lehrkräfte. Wir müssen wachsam bleiben!»

Die Thüringer GEW-Vorsitzende Kathrin Vitzthum erklärte dann auch noch vor drei Tagen: «Wir sehen die Schulen nicht wirklich gut für die immer noch vorhandene Pandemie aufgestellt.» Das zeigten vor allem die deutlich gestiegenen Inzidenzen bei Kindern. News4teachers / mit Material der dpa

Hinweis: Wir haben den Beitrag auf Wunsch der GEW um das vollständige Zitat von Frau Finnern ergänzt.

Inzidenzen über 1000, massenhaft infizierte Kinder – und ignorante Politiker: Den Schulen droht ein zweiter Krisen-Winter

 

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