BERLIN. Angesichts der drohenden Ausbreitung der Omikron-Variante hält der Deutsche Lehrerverband erneute massive Beeinträchtigungen für die Schulen für möglich. «Omikron kann leider dazu führen, dass wir doch wieder in Wechselunterricht und Distanzunterricht gehen müssen», sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Gestern waren die ersten beiden Fälle von Omikron an Schulen in Deutschland bestätigt worden. Dänemark, das noch im September alle Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus aufgehoben hatte, schließt bereits wieder seine Schulen – wegen Omikron.
Wenn sich die Omikron-Variante in Deutschland flächendeckend ausbreite, müssten die Schulen reagieren können, forderte Lehrervertreter Meidinger. Gerade weil viele Kinder und Jugendliche noch keinen oder keinen ausreichenden Impfschutz hätten, müsse es möglich sein, wieder auf sämtliche Instrumente der Pandemiebekämpfung an Schulen zurückzugreifen. «Angesichts von Omikron ist es gefährlich, heute zu versprechen, dass es Schulschließungen nie wieder geben wird.»
Weiter sagte er: «Bei sehr hohen Inzidenzen unter Schülern dürfen auch flächendeckende Schulschließungen kein absolutes Tabu sein.» Mit Omikron werde es vermutlich noch lange dauern, bis man wieder zur Normalität im Schulbetrieb zurückkehren könne.
In Nordrhein-Westfalen wurden unterdessen zwei Fälle bekannt: An einem Düsseldorfer Gymnasium und an einer weiterführenden Schule in Dinslaken ist die Omikron-Variante aufgetaucht. Zumindest bei den Düsseldorfer Fall scheint kein Zusammenhang mit einer Auslandsreise oder einem Kontakt zu einem Reiserückkehrenden zu bestehen. Das nährt die Sorge, dass Omikron bereits in Deutschland zirkuliert.
Wie die Düsseldorfer Stadtverwaltung mitteilte, wurden mit Stand Mittwoch, 8. Dezember, insgesamt acht Corona-Fälle am Comenius-Gymnasium gemeldet – wobei unklar blieb, ob es sich dabei um Schüler oder Lehrkräfte handelt. „Bei einem dieser Fälle wurde über eine Gesamtgenomsequenzierung die Omikron-Variante bestätigt. Weitere Testungen wurden durchgeführt sowie enge Kontaktpersonen klassifiziert“, heißt es. Alle Kontaktpersonen befänden sich in Quarantäne und werden regelmäßig getestet.
Im knapp 50 Kilometer entfernten Dinslaken wurde bei einem Schüler eine Omikron-Infektion bestätigt. Der Fall stehe im Zusammenhang mit einer anderen Infektion innerhalb derselben Familie aus Duisburg, teilte der Kreis Wesel am Abend mit. Das Gesundheitsamt des Kreises hat zunächst Quarantänen für 43 Mitschüler ausgesprochen und PCR-Tests für die Kontaktpersonen veranlasst.
«Wir müssen angesichts der laufenden Entwicklung alles auf den Prüfstand stellen»
Die neue Variante Omikron gilt als besorgniserregend. Der stellvertretende NRW-Regierungschef und Familienminister Joachim Stamp (FDP) erklärte bereits vor zwei Wochen: «Wir müssen angesichts der laufenden Entwicklung, insbesondere dessen, was uns möglicherweise da auch an neuen Mutationen ins Haus steht, alles auf den Prüfstand stellen.» NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) begründete unlängst die Wiedereinführung der Maskenpflicht im Unterricht nach nur vier Wochen ohne mit dem Auftauchen von Omikron: «In der gegenwärtigen Situation, in der wir uns auch mit einer neuen Virusvariante auseinandersetzen müssen, haben wir aus Gründen der Vorsicht entschieden, die Maskenpflicht im Unterricht am Sitzplatz wieder einzuführen»
In Dänemark war zuletzt ein rasanter Anstieg von Infektionen mit der Omikron-Variante verzeichnet worden, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtet – zuletzt 800 bestätigte Fälle, die sich längst nicht mehr alle zu Reiserrückkehrern oder deren Kontaktpersonen zurückverfolgen lassen. Man erwarte, dass Omikron mehr Infektionen bedeute, mehr Kranke und womöglich auch mehr Menschen im Krankenhaus, sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. «Die neue Variante birgt daher auch ein erhebliches Risiko, das Gesundheitssystem kritisch zu belasten, und deshalb müssen wir mehr tun», sagte sie.
Die Sicherheitsmaßnahmen im Land werden deshalb drastisch verschärft. Die Weihnachtsferien werden verlängert. Die Schulen bleiben ab kommendem Mittwoch bis mindestens 5. Januar geschlossen. News4teachers / mit Material der dpa
Omikron hat die Schulen erreicht: Zwei bestätigte Fälle in Nordrhein-Westfalen
