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Ausgerechnet! Kinderärzte-Verband greift Lehrer an: “Hygienekonzepte an Schulen konsequenter umsetzen…”

BERLIN. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat dazu aufgerufen, den Betrieb an den Schulen auch bei steigenden Corona-Zahlen aufrechtzuerhalten – und seine Forderung mit scharfer Kritik an Lehrkräften verbunden: Die müssten für bessere Hygiene an Schulen sorgen. Dabei hat der BVKJ selbst bislang praktisch jede wirkungsvolle Schutzmaßnahme in Schulen abbauen wollen.

Der Kinderärzte-Verband trommelt seit Pandemiebeginn für weit offene Kitas und Schulen. Foto: Shutterstock

Es gebe eine Reihe an Möglichkeiten, trotz anziehender Pandemielage Schulschließungen zu vermeiden, sagte Verbandspräsident Dr. med. Thomas Fischbach der «Ärzte Zeitung». So müssten vorliegende Hygienekonzepte konsequenter umgesetzt und Lehrerinnen und Lehrer entsprechend fortgebildet werden.

Der BVKJ hat sich stets für weit offene Schulen eingesetzt und die Kultusministerinnen und Kultusminister entsprechend beraten. Stärkere Schutzmaßnahmen waren dabei nie ein Thema – im Gegenteil: BVKJ-Präsident Thomas Fischbach machte schon zu Beginn der Pandemie Stimmung gegen jegliche Einschränkungen im Kita- und Schulbetrieb, wie News4teacheres berichtete. Im August 2020 behauptete er, Infektionen an Schulen gingen nur von Lehrern aus – weshalb Schüler keine Masken zu tragen bräuchten. Im März 2021 dann wandte sich der niedergelassene Kinderarzt aus Solingen öffentlich gegen Corona-Tests an Schulen.

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Anfang Oktober schließlich – bei bereits stark steigenden Inzidenzen insbesondere unter Kindern und Jugendlichen – sprach sich Fischbach gegen eine Maskenpflicht im Unterricht aus. «Unangemessen», so nannte Fischbach die Schutzmaßnahme. Er sehe keinen Grund, warum etwa Grundschüler im Unterricht grundsätzlich weiterhin Maske tragen sollten, zumal sie erheblich weniger zum Infektionsgeschehen beitrügen als Jugendliche und Erwachsene. Dass es auch darum geht, Kinder selbst vor Infektionen zu schützen? Focht den Mediziner nicht an. «Die Covid-Verharmlosung bei Kindern muss enden», schimpfte der Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach (SPD), mittlerweile Bundesgesundheitsminister, auch in Richtung der Kinderärzte.

Zahlreiche Bundesländer, darunter Nordrhein-Westfalen, folgten im Herbst dem Rat des BVKJ und hoben die Maskenpflicht im Unterricht auf – mit der Folge, dass das Infektionsgeschehen unter Schülerinnen und Schülern geradezu explodierte. Anfang Dezember wurden die Masken in den Klassen dann bundesweit wieder eingeführt.

“… dann ist das im Grunde eine Bankrotterklärung des Schulsystems in Deutschland”

Nach wie vor liegen die Inzidenzen unter den Fünf- bis 14-Jährigen trotz der Weihnachtsferien doppelt so hoch (rund 500) wie im Durchschnitt der Bevölkerung (232). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet aufgrund der Feiertage mit einer hohen Dunkelziffer – er schätzt die tatsächlichen Werte doppelt oder sogar dreimal so hoch. Und jetzt kommt noch Omikron obendrauf.

Baut der Kinderärzte-Verband mit seiner jüngsten Wortmeldung schon mal vor, um bei einer großen neuen Corona-Welle nicht in Verantwortung für seine Informationspolitik genommen zu werden? Grundsätzlich sei an den Schulen bislang zu wenig passiert, um sich umfassend auf die Pandemielage einzustellen, moniert Fischbach plötzlich – und greift die Lehrkräfte an. «Wenn Vertreter von Lehrerverbänden bei steigender Inzidenz dann immer sofort nach Schulschließungen rufen, dann ist das im Grunde eine Bankrotterklärung des Schulsystems in Deutschland», meint er.

Länder und Kommunen sollten zudem ausreichend mobile Luftfilter für die Bildungseinrichtungen bereitstellen. «Die Mittel dafür sind da, sie werden aber noch nicht überall abgerufen», sagt Fischbach – für den mobile Luftfilter in Kitas und Schulen bislang kein Thema waren.

“Jungen Menschen machen wir jetzt die Zukunft kaputt, indem wir ihnen die Bildung klauen”

Deutschland dürfe seine «nachwachsende Generation nicht weiter mit Bildungsentzug in der Pandemie knechten», warnt der Ärzte-Funktionär. Schon jetzt kämen viele Schülerinnen und Schüler, insbesondere jene aus sozial schwächeren Schichten, kaum hinterher, verpasste Lehrinhalte aufzuholen. Das könne sich auch gesamtgesellschaftlich rächen, so der BVKJ-Chef. «Viele Berufszweige – auch und gerade im Gesundheitsbereich – kämpfen um Nachwuchs. Und diesen jungen Menschen machen wir jetzt die Zukunft kaputt, indem wir ihnen die Bildung klauen.»

Zur Mitverantwortung des Kinderärzte-Verbandes dafür, dass es zu wenig Corona-Schutz an Schulen gibt? Kein Wort. News4teachers / mit Material der dpa

Durchseuchung der Kinder läuft: Kinderärzte-Verbände machen Druck, dass Kitas und Schulen offenbleiben – um jeden Preis

 

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