BERLIN. Die Schülerinitiative #WirWerdenLaut sorgt weiter für Wirbel in der Politik. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien, hatte die Initiatoren nach dem Start ihrer Petition zum Gespräch eingeladen – und sie hat sich jetzt auch mit Schülervertretern (online) getroffen, allerdings nicht mit den Vertretern von #WirWerdenLaut. Auf Twitter darauf angesprochen, reagiert die CDU-Politikerin schnippisch. Bei dem Gespräch kam, wie zu erwarten, nichts heraus. Unterdessen machen Schülerinnen und Schüler in immer mehr Städten mobil.
Warme Worte gab es vorab. „Mir ist extrem wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler gehört werden und wir uns regelmäßig miteinander austauschen. Die Schülerinnen und Schüler fordern zu Recht ein, rechtzeitig gehört zu werden. Auch bemängeln sie eine häufig zu späte Kommunikation. Hier müssen wir alle besser werden“, sagte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin, die in diesem Jahr die KMK als Präsidentin führt, im Vorfeld eines Treffens mit der Bundesschülervertretung und einigen Landesschülervertretungen.
“Wir sind weiterhin fest entschlossen, die Schulen soweit wie möglich offen zu halten“
Hinterher gab’s eine Pressemitteilung der Kultusministerkonferenz. „Wir haben uns rund anderthalb Stunden intensiv und sehr konstruktiv ausgetauscht“, erklärt Prien darin. Mit Blick auf die Länder stellten sich die Lagen derzeit sehr unterschiedlich dar, es gebe eine enge Korrelation im Infektionsgeschehen zwischen Gesamtbevölkerung und Schulen. „Das spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Positionen der Landesschülervertretungen wider. Aber wir sind weiterhin fest entschlossen, die Schulen soweit wie möglich offen zu halten und haben dafür bei den Schülervertreterinnen und -vertretern überwiegend Zustimmung erhalten“, so heißt es in der Mitteilung.
Beim Thema Luftfilter – offenbar eine von den Schülervertretern vorgebrachte Forderung – „folgen wir den wissenschaftlichen Empfehlungen und Richtlinien: Dort, wo nicht zu lüften ist, stellen wir Luftfilter auf. Aber Luftfilter können das Lüften nicht ersetzen.“ Wie gehabt: Die Logik bleibt bei der KMK schon mal auf der Strecke. Das Ansinnen vieler Schülerinnen und Schüler, den Coronaschutz in Schulen zu verbessern auch. „Immer wieder treten einzelne Regionen mit besonders hohem Infektionsgeschehen auf, in denen es unverantwortlich ist, Schulen in voller Präsenz offenzuhalten. In diesem Fall müssen die Länder auf der Grundlage von Experteneinschätzungen die Möglichkeit des Wechsel- bzw. Distanzunterrichts in Betracht ziehen“, so hatte die Bundesschülervertretung in einer Resolution Anfang Januar gefordert.
„Ich nehme als eine wichtige Anregung auf jeden Fall mit, dass die Impfaufklärung an den Schulen verstärkt werden muss”
Das war nun offensichtlich kein Thema mehr. „Weitere Themen des Austauschs (außer Luftfilter, d. Red.) waren Testungen, Maskentragen, kostenfreie Masken und 3G-Regeln bei Abschlussprüfungen sowie die psychische Belastung von Schülerinnen und Schülern“, so heißt es in der KMK-Pressemitteilung. Präsidentin Prien hat davon offenbar wenig mitbekommen. Ihr Punkt: „Ich nehme als eine wichtige Anregung auf jeden Fall mit, dass die Impfaufklärung an den Schulen verstärkt werden muss. Impfen bleibt weiterhin das wichtigste Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Über alle Themen aus diesem Gespräch werde ich nun auch mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Länder beraten.” Das war offenbar das einzige Ergebnis.
Warum denn zu dem Treffen nicht die – deutlich kritischeren– Initiatoren der Schülerinitiative #WirWerdenLaut eingeladen worden waren, die Sprecherinnen und Sprecher von immerhin mehr als 100 Schülervertretungen aus ganz Deutschland, wollte eine Schülerin von der KMK-Präsidentin via Twitter wissen. Die antwortete schnippisch: „Leute kommt mal runter, mein Gesprächsangebot steht seit Freitag, zunächst ohne Reaktion. Heute nochmal erneuert. Details werden noch geklärt.“
Unterdessen bekommt der Protest der Schülerinnen und Schüler wachsende Unterstützung. Mehr als 125.000 Menschen haben die Petition von #WirWerdenLaut, in der ein Ende der Durchseuchungspolitik gefordert wird, bereits unterzeichnet.
In immer mehr Städten melden sich Schülervertretungen zu Wort. „Viele Kinder sind psychisch total am Ende“, berichtet ein Duisburger Schülersprecher, der sich an der Aktion beteiligt, gegenüber der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. „Und das wird noch schlimmer, wenn sich die Maßnahmen nicht verändern.“ Eine seiner zentralen Forderungen sei, dass die Präsenzpflicht aufgehoben wird. Eltern und Schüler aus der Stadt haben am Duisburger Rathaus bereits auf die Petition aufmerksam gemacht. Sie postierten vor dem Eingang Figuren aus Luftballons und Krepppapier mit Zetteln, auf denen zu lesen war: „Sichere Schule sieht anders aus!“ Oder: „Wo bleibt das Recht auf Unversehrtheit?“
Auch im benachbarten Mülheim machen Schülerinnen und Schüler laut WAZ mobil. Nach zwei Jahren Pandemie sei neben den regelmäßigen Testungen das Lüften mittels offener Fenster die einzig flächendeckend ergriffene Maßnahme der Landesregierung – was das Lernen in den kalten Klassenräumen unerträglich mache. Die Kinder und Jugendlichen geben laut Bezirksschülervertretung „seit fast zwei Jahren ihr Bestes, halten Abstand, tragen Masken, verzichten auf Treffen mit Freundinnen und Freunden“ und trotzdem hätten sich die Unterrichtsbedingungen in den letzten zwei Jahren nicht ausreichend verbessert. Die Schüler-Organisation erteilt der Landesregierung dafür eine: 6. News4teachers / mit Material der dpa
Hier geht es zu der Petition von #WirWerdenLaut.
