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Studie: Erfolg des frühen Englischunterrichts hängt von der weiterführenden Schule ab

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BOCHUM. Kinder, die früher mit dem Englischunterricht starten, haben in der neunten Klasse einen Vorsprung, zeigt eine neue Studie. Das liege allerdings vornehmlich am Unterricht in der weiterführenden Schule, vermuten die Forscher.

Die meisten deutschen Bundesländer starten in der dritten Klasse mit dem Englischunterricht. Auch wenn es insgesamt kaum angezweifelt wird, überhaupt Englisch in der Grundschule anzubieten, gehen die Meinungen auseinander, ab wann damit begonnen werden soll. Die Forschungslage zum Nutzen des frühen Englischunterrichts zeigt sich dabei erstaunlich dürftig. In einer aktuellen Studie hat nun ein internationales Team um Professor Markus Ritter von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und Dr. Nils Jäkel von der Universität Oulu untersucht, wie sich der Englischunterricht in der Grundschule auf die Leistungen im selben Fach in der weiterführenden Schule auswirkt.

Schüler, die frühzeitig bilingualen Unterricht erhalten, sind ihren Altersgenossen offenbar nicht nur fremdsprachlich voraus. Foto: libellule789 / Pixabay (CC0 1.0)

Kinder, die mit dem Englischlernen in der ersten Grundschulklasse starteten, schnitten in der neunten Klasse im Bereich des Hör- und Leseverstehens signifikant besser ab als Kinder, die erst in der dritten Klasse starteten, so das Ergebnis. Die Studie war eine Fortsetzung einer früheren Arbeit, die nur den Zeitraum bis zur siebten Klasse erfasst hatte und keinen derartigen Lernvorsprung feststellen konnte.

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In die Studie gingen Daten von rund 3.000 Schülerinnen und Schülern aus einer nordrhein-westfälischen Längsschnittstudie ein, die zwischen 2010 und 2014 durchgeführt worden war. Die gleichen Daten waren auch in die Vorgängerstudie eingeflossen, deren Ergebnisse die Forscherinnen und Forscher 2017 veröffentlicht hatten. Damals hatten sie zwei Kohorten verglichen, von denen eine in Klasse eins, die andere in Klasse drei mit dem Englischunterricht begonnen hatte. In den Klassen fünf und sieben hatten sie von beiden Kohorten das englische Lese- und Hörverständnis gegenübergestellt. In die neue Analyse ging ein weiterer Datensatz ein, der im Jahr 2016 erhoben wurde, um die Englischleistung derselben Kinder in der neunten Klasse zu messen.

Die Vorgängerstudie hatte ergeben: Kinder, die früher in der Grundschule mit dem Englischunterricht begonnen hatten, schnitten in der siebten Klasse schlechter beim Lese- und Hörverständnis ab als Kinder, die erst in der dritten Klasse in den Englischunterricht eingestiegen waren. Die neue Analyse zeigte jedoch: In der neunten Klasse schnitten die Englisch-Frühstarter besser ab als die Englisch-Spätstarter.

Zusätzlich erhobene Hintergrundvariablen wie Geschlecht, Herkunftssprache oder kognitive Fähigkeiten konnten den Unterschied zwischen dem schlechteren Abschneiden in der siebten Klasse und dem späten Lernzuwachs in der neunten Klasse nicht erklären.

Übergang zwischen Schulformen entscheidend

„Am plausibelsten erscheint uns die Annahme, dass der Unterricht im Bereich des Übergangs von der Grundschule zur weiterführenden Schule zunehmend an die Bedürfnisse der früh startenden Kinder angepasst wurde“, folgert Nils Jäkel. „Diese Erklärung steht im Einklang mit Forschungsarbeiten, die dem Übergang zwischen den Schulformen eine Schlüsselrolle für den langfristigen Erfolg des Englischunterrichts über Schulgrenzen hinaus beimessen.“ Vor diesem Hintergrund sei es entscheidend, die methodisch-didaktische Abstimmung und Ausrichtung des Englischunterrichts an der Schnittstelle der Schulformen zu optimieren. Darüber hinaus könne es sein, dass Schülerinnen und Schüler möglicherweise langfristig vom impliziteren Sprachlernen in der Grundschule profitieren.

Das Fazit der Forscherinnen und Forscher ist eine deutliche Aufforderung an die Schulpolitik: „Wir sehen hohen Forschungsbedarf, um Faktoren für einen erfolgreichen Sprachunterricht zu erarbeiten, und raten insgesamt zu gut abgestimmten, evidenzbasierten Maßnahmen in der Schulpolitik“, so die Autorinnen und Autoren.

Die Studie wird in der Ausgabe Juni 2022 der Zeitschrift „System“ veröffentlicht.
Nils Jaekel, Michael Schurig, Isabelle van Ackern, Markus Ritter: The impact of early foreign language learning on language proficiency development from middle to high school (open acces in System, Juni 2022)

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