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Bundesländer haben im vergangenen Jahr 33.000 Lehrer eingestellt – zu wenig

BERLIN. An den Schulen in Deutschland sind im vergangenen Jahr rund 33.000 Lehrkräfte neu eingestellt worden. Das geht aus einer Übersicht der Kultusministerkonferenz (KMK) hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Das klingt viel – ist aber zu wenig, um den durch Pensionierungen und Ausstiege entstehenden Bedarf zu decken. Der wird aufgrund der Flüchtlingskinder aus der Ukraine noch einmal deutlich steigen.

Prognosen sind schwierig – vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen (so lautet ein bekanntes Bonmot). Illustration: Shutterstock

In der KMK-Erhebung sind die jährlichen Einstellungen in den öffentlichen Schuldienst von 2011 bis 2021 aufgelistet. Die Einstellungen reichen allerdings nicht aus, um den Bedarf zu decken – trotz zahlreicher Seiteneinsteiger. Allein für die Grundschulen weist die KMK-Statistik für 2021 einen Fehlbedarf von rund 2.120 Vollzeit-Lehrkräften aus. Fast jede zehnte (9,3 Prozent) der 2021 neu eingestellten Lehrkräfte verfügte der Statistik zufolge nicht über ein abgeschlossenes Lehramtsstudium. Unrühmlicher Spitzenreiter dabei war Sachsen-Anhalt – mit einer Seiteneinsteiger-Quote von 46,9 Prozent.

Für den VBE hatte der Bildungsforscher Prof. em. Klaus Klemm unlängst eine Studie zum Personalbedarf an den Schulen vorgelegt. Klemms Berechnungen zufolge wird die Zahl der Absolventen, die neu in den Beruf eintreten könnten, deutlich niedriger liegen als von der KMK noch unlängst prognostiziert.

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Bei einem von Klemm errechneten Bedarf von 367.000 Lehrkräften ergibt sich eine Lücke von 81.000

Der renommierte Bildungsökonom nannte die Berechnungen der Kultusminister auf der Angebotsseite «abenteuerlich». Das Lehrkräfteangebot werde massiv überschätzt. Etwa die Hälfte der Länder würden die aktuellen Angebote von Absolventen bis 2030 einfach fortschreiben, ohne Rücksicht auf das, was sich verändern könnte. Er kritisierte speziell die Zahlen aus Sachsen, wo die prognostizierte Zahl von Absolventen in den kommenden Jahren genau mit denen der benötigten Lehrkräfte übereinstimmen. Rechnerisch entsteht daraus gar keine Lehrkräftelücke.

Der Bildungsforscher legte für seine eigenen Berechnungen die Zahl der Schulabgänger mit allgemeiner Hochschulreife und den Anteil davon, der ein Lehramtsstudium aufnimmt und abschließt, zu Grunde. Auf Basis dieser Rechnung kommt er mit 286.000 auf ein deutlich geringeres Angebot als die von den Ländern errechneten 350.000 neue Lehrkräfte. Bei einem von Klemm errechneten Bedarf von 367.000 Lehrkräften ergibt sich eine Lücke von 81.000.

Ein akutes Problem war dabei noch gar nicht absehbar: Die Präsidentin der KMK, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU), erwartet für die nächsten Monate mehrere Hunderttausend aus der Ukraine geflüchtete Kinder in deutschen Schulen – sie geht deshalb von einem zusätzlichen Stellenbedarf von 24.000 Lehrkräften aus.

Insgesamt gibt es in Deutschland rund 40.000 Schulen und Berufsschulen, etwa elf Millionen Schülerinnen und Schüler und mehr als 800.000 Lehrkräfte. Die Kultusminister haben vor Kurzem beschlossen, dass sich die Ständige Wissenschaftliche Kommission der KMK mit dem – seit Jahren bekannten – Problem des Lehrkräftemangels beschäftigen soll. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zur KMK-Statistik zur Einstellung von Lehrkräften.

Schon wieder falsch! VBE zeigt auf: Kultusminister schaffen es nicht, realistischen Lehrkräftebedarf zu ermitteln

 

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