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Aus für Maskenpflicht: Lehrerverbände sorgen sich um den Schulfrieden – werden Schüler gemobbt?

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BERLIN. Lehrerverbände befürchten nach dem Wegfall der Maskenpflicht in den Schulen Konflikte. «In der Tat droht jetzt die Gefahr, dass einerseits Kinder, die Maske tragen, von Mitschülern als Weicheier und überängstlich gehänselt werden oder auch umgekehrt Druck auf Nicht-Maskenträger ausgeübt wird», sagt Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Tatsächlich berichten Lehrkräfte auf Twitter von Übergriffen insbesondere gegen vulnerable Kinder und Jugendliche.

Die Maske ist mittlerweile ideologisch aufgeladen – gut möglich, dass der politische Streit darum in die Klassenräume getragen wird. Foto: Shutterstock

Meidinger spricht sich für eine Selbstverpflichtung von Lehrkräften und Schülern aus, in jeder Klasse bis einschließlich der Woche nach den Osterferien weiter Masken im Unterricht und auf dem Schulgelände zu tragen.

Allerdings hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in der vergangenen Woche bereits deutlich gemacht, dass es Schulen nicht gestattet sei, sich schulinterne Maskenpflichten zu geben. Im Herbst, als die Landesregierung schon einmal die Maskenpflicht ausgesetzt hatte – bis ein explodierendes Infektionsgeschehen die Wiedereinführung erzwang, warnte sie Lehrerinnen und Lehrer vor unzulässiger Einflussnahme auf die Schüler gewarnt, die Masken aufzubehalten. „Es darf weder über Lehrkräfte, noch über Schulleitungen Druck ausgeübt werden auf die Schülerinnen und Schüler – auch nicht über die Kommunen vor Ort, dass das umgangen wird“, erklärte Gebauer seinerzeit.

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“Schulleitungen und Lehrkräfte wurden bei der Umsetzung der Infektionsschutzmaßnahmen Opfer von Gewalt”

«Es besteht die Gefahr, dass das Thema ‘Maske ja oder nein’ in jedes Klassenzimmer getragen wird und damit Schulfrieden und Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler gefährdet», sagt aber nun auch die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern. Die GEW halte das Tragen von Masken «in der aktuellen sehr angespannten Infektionslage» zumindest bis zu den Ferien für vernünftig und richtig, fügt sie hinzu, «obwohl wir die pädagogischen Bedenken gegen das Tragen von Masken grundsätzlich teilen».

Auch der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft VBE, Udo Beckmann, sieht die «Gefahr eines neuen Konflikts», der in die Schulen getragen werden könnte. «Nach den Auseinandersetzungen der letzten beiden Jahre, in denen Schulleitungen und Lehrkräfte bei der Umsetzung der Infektionsschutzmaßnahmen teilweise sogar Opfer physischer und psychischer Gewalt wurden, muss sichergestellt werden, dass politische Entscheidungen nicht wieder durch das pädagogische Personal vermittelt werden müssen.» Beckmann spricht sich dafür aus, dass Lehrkräfte und Schüler «verantwortungsbewusst» handeln und weiterhin Masken tragen sollten, wenn sich das Infektionsgeschehen an den Schulen weiterhin auf hohen Niveau bewege.

Dass die Schutzmasken tatsächlich zu Konflikten unter Schülerinnen und Schülern führen, lässt eine Diskussion erkennen, die der Kinder- und Jugendpsychologe Eberhard Schlie auf Twitter angestoßen hat. Er schreibt: „Patient:innen berichten immer wieder, dass Mitschüler:innen im Klassenraum die Masken absetzen & ihnen mit voller Absicht ins Gesicht niesen. Auch gibt es Beleidigungen gegen jene, die in den Pausen ihre Masken aufbehalten. Mobbing in Zeiten der Höchstinzidenzen. Und ein Vorgeschmack auf das, was den vernünftigen Schüler:innen blüht, wenn demnächst die Maskenpflicht fällt.“ Die Reaktionen auf den Post sind bezeichnend.

“Selbst als die Maskenpflicht fiel, trugen sie letztes Jahr 80 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler weiter”

Eine Lehrerin reagiert so: „Hier gabs massives Mobbing mit Aussagen wie: ‚wenn du wieder kommst (in die Schule), spucke ich dir ins Gesicht.‘ ‚Du kannst dich nicht ewig verstecken, es erwischt dich sowieso irgendwann.‘ usw Seit dem Fall der Maskenpflicht gibts 3 Maskenträger von 24 SuS in der Klasse.“ Eine andere Lehrerin schreibt: „Da bin ich echt froh, dass ich an einer Schule unterrichte, an der man sehr respektvoll miteinander umgeht. Selbst als die Maskenpflicht fiel, trugen sie letztes Jahr 80% weiter. Unter den Lehrer*innen trugen sie alle. Schwurbler sind die große Ausnahme. Landschule.“

Eine Mutter berichtet: „In der bisherigen Schule meines Sohnes sind die Kinder auch so drauf. Darum wollte er da auch während der Pandemie niemals hin. Die haben solche „Scherze“ bereits im März 2020 gemacht. Und fanden das witzig. Und cool…. Es ist ja so cool, wenn man keine Angst vor Covid hat.“ Ein Vater: „Kann das nur bestätigen. Mobbing wegen Maske im Klassenzimmer ist vorprogrammiert. Entsprechende Erfahrungen durften meine Kinder im Herbst bereits sammeln. Sie werden sogar von wildfremden Erwachsenen angesprochen, sie sollten die Maske abnehmen. Das sei für Kinder ungesund.

Eine Lehrkraft: „Anderen die Maske runter zu reißen, ist schon lange Schulsport. Kein Wunder, wenn selbst das Ministerium vorsichtige Familien offen verhöhnt.“ Eine andere antwortet: „Ja, an manchen Schulen ist dies so, ich höre solche Berichte auch von LuL. An anderen Schulen geht man respektvoller, aber unbedarft miteinander um. Ins Gesicht niesen kenne ich nicht, wohl aber viele, die immer wieder die Masken absetzen.“ Eine dritte meint: „Nicht in meinen Klassen, dann setzt es was: Verweis vom Direktor, Klassenbucheintrag, Betragensnote und Information an die Eltern. Wer sich gar nicht benehmen kann, soll sich eine andere Schule suchen (oder arbeiten gehen, meine sind zwischen 14 und 19). Mobbing muss man unterbinden!“

Es geht offenbar tatsächlich auch anders – wie der Post einer weiteren Lehrerin nahelegt: „Meine Schüler_innen nehmen Rücksicht aufeinander. Halten Abstand, wollen weiterhin Masken in der Schule tragen, weil viele Schüler_innen an unserer Schule ein erhöhtes Risiko haben. So wohltuend.“ News4teachers / mit Material der dpa

„Unverantwortlich“: Lehrerverbände kritisieren Ende der Maskenpflicht an Schulen

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