OBERHAUSEN. Die Polizei ermittelt gegen einen 13-Jährigen Schüler, der seine Lehrerin an der Gesamtschule Osterfeld in der Ruhrgebietsstadt Oberhausen beleidigt und angegriffen haben soll. Die 38-Jährige habe eine Beule am Kopf und ein Hämatom am linken Arm davongetragen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Der Angriff ist längst nicht der einzige Vorfall an der Schule, wie die Polizei bestätigt.
Der Angriff datiert bereits auf den 18. Mai und wurde durch einen Bericht der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (WAZ) öffentlich. Laut Polizei zeigte die im Klassenzimmer angegriffene Frau den Fall selbst an. Gegen den Jungen wird wegen Beleidigung und vorsätzlicher einfacher Körperverletzung ermittelt. Die Schulleitung verwies auf die Bezirksregierung Düsseldorf. Die teilte mit, der Junge werde nicht mehr an der Schule unterrichtet und komme nach den Sommerferien auf eine Förderschule.
In einer Mail an die WAZ wird geschildert, dass die Lehrerin Vertretungsunterricht in einer sechsten Klasse gehabt habe. Sie ermahnte den Schüler, danach kam es zu Beleidigungen. Als die Lehrerin die Abteilungsleiterin anrief, sei der Schüler handgreiflich geworden, habe sie mit dem Rücken gegen die Tafel geknallt. Dabei sei auch das Kleid zerrissen worden, so dass die Lehrerin entblößt vor der Klasse gestanden habe. Der Schüler habe ihr auch an die Brust gefasst. Das kann die Polizei jedoch nicht bestätigen. Dies sei nicht zur Anzeige gebracht worden.
«Die Schule stellt sich mit großem Engagement den Herausforderungen einer sehr heterogenen Schülerschaft»
Die «WAZ» berichtete unter Berufung auf die Mail von ständiger Gewalt an der Schule. Gerade junge Lehrerinnen hätten Angst. Wie die Polizei mitteilte, wurden allein zwischen Januar und Mai 2022 insgesamt 27 Vorkommnisse an der Schule polizeilich bekannt – darunter auch Beleidigungen und Körperverletzungen. Die Schulleitung mochte sich laut WAZ dazu nicht äußern. Die Gesamtschule Osterfeld gehört zu den größten allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen. Im zu Ende gehenden Schuljahr hatte sie 1405 Schülerinnen und Schüler in 45 Klassen. Die Schülerschaft wird von rund 150 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet.
Die Bezirksregierung teilte mit, die Schule stelle sich «mit großem Engagement den Herausforderungen einer sehr heterogenen Schülerschaft». Das Kollegium sei entsprechend geschult, es werde etwa in den Bereichen Deeskalationstraining und Konfliktmanagement gefördert. Besonders jüngere Lehrkräfte würden bei Bedarf von erfahrenen Kollegen begleitet. Es gebe zahlreiche Aktionen zur Gewaltprävention. Zum Selbstverständnis des Schulteams gehöre, dass die Heterogenität der Schülerschaft auch eine Bereicherung des schulischen Lebens sei. Mögliche Probleme würden konsequent dokumentiert und analysiert, so die Behörde.
Welche Schlüsse die Schulleitung aus dem Vorfall ziehe, werde vertraulich behandelt, so berichtet die WAZ. Bekannt sei der Redaktion aber, dass es eine Mail an die Lehrerschaft gab, die daran erinnert, dass Verschwiegenheit über alle schulischen Angelegenheiten zu wahren sei. News4teachers / mit Material der dpa
Beleidigungen und Schläge: Mehr Schulleitungen berichten von Gewalt gegen Lehrer