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Ist ein Erzkatholik als Schulminister geeignet? Spekulationen um Liminski (CDU)

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Aktuell: Wüst hat die Nachfolge von Yvonne Gebauer bekannt gegeben

DÜSSELDORF. Am morgigen Mittwoch will der alte und neue NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst seine Minister benennen – ein Gerücht sorgt heute schon für Wirbel: Wird der CDU-Politiker Nathanael Liminski zum neuen Schulminister des bevölkerungsreichsten Bundeslands ernannt? Liminski zog für Wüsts Vorgänger Armin Laschet in der Staatskanzlei die Strippen. Anstoß genommen wird an seinem Weltbild: Liminski, schon als junger Mann Fan von Papst Joseph Ratzinger, vertritt erzkatholische Positionen.

„Ich kenne viele Homosexuelle, und einige tun mir leid”: Der CDU-Politiker Nathanael Liminski wird als neuer NRW-Schulminister gehandelt. Foto: Land NRW / R. Sondermann

Wie steht er zur Abtreibung? „Finde ich ethisch nicht vertretbar, aber ich kann es noch verstehen, wenn es um Gesundheitsgefahren für die Mutter oder um eine Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung geht. Aber die allermeisten Abbrüche haben mit persönlicher Lebensplanung zu tun, darüber muss man reden.“ Homo-Ehe? „Ich kenne viele Homosexuelle, und einige tun mir leid. Der Staat muss schon aus reiner Selbsterhaltung die natürliche Form der Ehe und Familie fördern.“ Zölibat? „Ich bewundere die Priester, die ihre ganze Kraft in die Seelsorge in der Gemeinde stecken.“ Schwarz-grün? Die Option schließt er nicht aus. Er sieht Überschneidungen bei Bioethik und Umweltschutz, aber „verquere grüne Ansichten“ in der Familienpolitik.

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Der, der hier Antworten gibt, wird aktuell als möglicher neuer Schulminister von Nordrhein-Westfalen gehandelt: der CDU-Politiker Nathanael Liminski, als Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei in Düsseldorf der Strippenzieher hinter dem früheren NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet (ebenfalls CDU). Zur Einordnung muss eingeräumt werden, dass das oben zitierte Interview aus dem „Spiegel“ bereits 15 Jahre alt ist – und Liminski damals gerade mal 21 Jahre alt war (gleichwohl schon als Nachwuchshoffnung der Christdemokraten gehandelt wurde). Insbesondere seine Äußerung über Homosexuelle habe er mittlerweile „teilweise relativiert“, so berichtet der Deutschlandfunk (Liminski beteuerte später, damit nur homosexuelle Priester gemeint zu haben).

„Jemand wie Nathanael Liminski mit seinen radikal christlichen Vorstellungen sollte nicht die Bildungspolitik eines Landes bestimmen”

Gleichwohl schlagen Spekulationen darüber, dass Liminski – früher aktiver Teil der Initiative „Generation Benedikt“ – Nachfolger von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) werden könnte, Wellen. „Jemand wie Nathanael Liminski mit seinen radikal christlichen Vorstellungen sollte nicht die Bildungspolitik eines Landes bestimmen”, meint etwa Philipp Möller, Vorsitzender des Zentralrats der Konfessionsfreien. Der WDR-Journalist Martin von Mauschwitz („Aktuelle Stunde“) postet auf Twitter – unter Bezug auf ein Video, das Liminski bei einer Rede auf dem Forum Deutscher Katholiken zeigt:Liminski spricht unter einem Ratzingerbild über ‚krankhaften Umgang mit der Sexualität‘, meint aber nicht den Klerus… sondern die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.“

Kritik kommt auch aus den Reihen von Missbrauchsopfern katholischer Priester. „Dieser Mann darf keine politische Verantwortung für das Wohl von Kindern und Jugendlichen. Er hat sich von seinem kinderschutzfernen Herkunftsmilieu nie distanziert“, so schreibt eine Betroffene, die ehrenamtlich im Fonds Sexueller Missbrauch mitarbeitet. „Das ist so voll daneben. Es kann gar nicht sein, dass so jemand ein Amt in einer Regierung übernimmt“, meint die WDR-Journalistin Georgine Kellermann, ehemalige ARD-Korrespondentin in Paris.

Auch in der Politik gibt es Streit über die vermeintliche Personalie. „Ihr macht nicht wirklich einen religiösen Fundamentalisten zum Bildungsminister in NRW? Ihr bekommt mit was gerade in den USA passiert? Ihr habt den Terroranschlag am Vortag der Pride-Parade in Oslo mitbekommen? Ich frag nur“, so postet die innenpolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion Martina Renner.

Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz schlägt zurück: „Wenn jemandem vorgeworfen wird, politische Verantwortung übernehmen zu wollen, obwohl er katholisch ist, dann ist das das Allerletzte und geht gar nicht! Unser Rechtsstaat ist religiös neutral und niemand darf aufgrund seiner Weltanschauung od. Religion diskriminiert werden.“ Renner antwortet: „Das ist doch einfach am Thema vorbei: es geht bei Liminski doch nicht darum, dass er Katholik ist. Es geht darum, dass er Anhänger der fundamentalistischen religiösen Rechten ist. Diese Differenziertheit darf man den Kritiker:innen schon zutrauen.“

“Hey, Grüne NRW: Ein Schulminister Liminski ist ein Tabubruch und ein Verrat an unserer Vielfalt und Offenheit”

Der SPD-Politiker Alfonso Pantisano, gleichzeitig als Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverband Deutschlands (LSVD) aktiv, schreibt von einem „Tabubruch bei den Grünen“ – und betont: „Der Regenbogen der Grünen ist nichts wert, wenn sie es jetzt in ihrer neuen Koalition mit der CDUNRW zulassen, dass der homophobe Nathanael Liminski Schulminister wird. (…) Liminskis Elternhaus ist eng mit der ultrareaktionär-katholischen Vereinigung ‘OpusDei’ verbunden, er selbst Mitbegründer der ‘Generation Benedikt’. Dass der erzkatholische Fundamentalist Nathanael Liminski gegen Sex vor Ehe ist, hat er oft genug in allen möglichen Kontexten erzählt. Vermutlich wurde er vom Heiligen Geist gerade für seine radikale Haltung dann mit der Geburt seines ersten Kindes beschenkt – obwohl Nathanael Liminski noch nicht verheiratet war. Was für ein radikaler Heuchler!”

Liminski zelebriere eine Ideologie von Ausgrenzung, Hass und Spaltung, meint Pantisano. „Auch sein Vater Jürgen Liminski, der Publizist war, hetzte gegen Homosexuelle. Liminski war Redner bei der von Beatrix von Storch finanzierten und organisierten queerfeindlichen ‘Demo für alle’ und auch beim unsäglichen erzreaktionären ‘Forum Deutscher Katholiken’ und er schrieb auch Texte für die Beatrix-von-Storch-Propagandaseite ‘Freie Welt’. Wie der Vater, so auch der Sohn: Nathanael hat mehrfach für das Blatt der extrem rechten von Storch geschrieben. Hey, Grüne NRW: Ein Schulminister Liminski ist ein Tabubruch und ein Verrat an unserer Vielfalt und Offenheit – und ein Verrat an der queeren Community!“

Adrian Sondner, Landesgeschäftsführer der CDU in Baden-Württemberg (so weit schlagen die Wellen bereits), meint hingegen: „Diese Diffamierungen gegen Nathanael Liminski sind schwer zu ertragen. Er hat zahlreiche frühere Aussagen schon längst eingeordnet. Er hat ein klares Wertefundament. Und ja, er ist ein weltoffener und solidarischer Mensch.”

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