BERLIN. Das Infektionsgeschehen nimmt schon jetzt, vor den Sommerferien, rasant an Fahrt auf. Was den Kitas und Schulen im Herbst blüht, wenn die Kinder aus dem Urlaub zurückkehren und wie in den beiden Vorjahren ihre Virenlast in die Gruppen und Klassen tragen, lässt sich unschwer erahnen. Die verantwortlichen Politiker von Bund und Ländern ficht das allerdings nicht an – sie erklären lediglich, was es auf keinen Fall geben soll: Schulschließungen. Wie sie die verhindern wollen, verraten sie nicht. News4teachers-LeserIn Echt ahnt, worauf das hinausläuft. Wir veröffentlichen den Leserkommentar hier noch einmal prominent.
Echt, 30. Juni 2022, 12:58 Uhr.
Mein Sohn sagte mir heute noch, dass wir für den nächsten Winter schon mal dicke Pullover kaufen sollten. Vielleicht fangen die Schüler ja auch wieder an, Wollsocken zu stricken. Handlungsplanung, Feinmotorik wird alles dabei geschult und das Kratze der Socken trägt zur Förderung der Wahrnehmung bei. Feines Alternativprogramm zur Digitalisierung. Ist gleichzeitig lebenspraktische Förderung und hält warm.
Es gab Zeiten, da brachten die Schüler Holz oder Kohle mit, um im Unterricht nicht zu frieren. Bin gespannt, was da noch so kommt. Bisher sehe ich nur eine ideologiegetriebene Verweigerung sich umfänglich und unvoreingenommen mit den Themen dieser Zeit zu beschäftigen und verschiedene Konzepte zu entwickeln. Wozu braucht man politisch Verantwortliche, die keine Verantwortung übernehmen wollen und in erster Linie nur Kritik äußern, statt alternative Konzepte zu erarbeiten?
“Die Konsequenzen einer nicht gut verlaufenden Infektion hat jeder für sich zu tragen”
Es wird so bleiben wie gehabt. Man kann nur darauf hoffen, irgendwie wieder durch den Winter zu kommen. Die Konsequenzen einer nicht gut verlaufenden Infektion hat jeder für sich zu tragen. Die Sorge eines Schülers deswegen im Unterricht nicht mitzukommen und die Klausur zu verhauen (ggf mit Konsequenzen für Versetzung oder Abschluss). Der Druck eines Lehrers den Stoff irgendwie durchzubekommen. Die Schulleitung und Koordinoren, die kurzfristig für Vertretungen oder parallele Beaufsichtigungen sorgen müssen.
Letzlich sind viele Maßnahmen zu organisieren, die oftmals nur dem Schein genüge tun, dass alles „Nomal“ wäre. Die psychischen Probleme, die aus diesem Druck entstehen, finden keine Beachtung. Gemäß dem Motto “ Sind sie zu stark, bist du zu schwach“. Die Empathie wird in dieser Gesellschaft weiter schwinden. Die Politik lebt es ja vor, dass jeder sich selbst der Nächste ist.
Lehrer sollen berufsmäßig superresilient sein – mit Hyperverständnis und Opferbereitschaft für diese Gesellschaft
Dies wird Lehrern, Erziehern, sonstigen Pädagogen und Pflegekräften aber nicht zugestanden. Diese sollen berufsmäßig superresilient sein oder „hart wie Stahl“ mit Hyperverständnis und Opferbereitschaft für diese Gesellschaft, der immer mehr Verantwortung von Seiten der Politik abgenommen wird, damit sie der Wirtschaft unbelastet von (familiären) Verpflichtungen zur Verfügung steht.
Ach, eigentlich sprach ich ja vom Stricken. Vielleicht hilft es ja gegen Corona, Gasmangel, teurem Strom und Krieg („Stricken für den Frieden“ – Überschrift in der Lokalzeitung mit Foto vom Kultusminister und Bürgermeister). Immerhin wäre das mal ein handlungsorientiertes Konzept.
Der Strom für das Whiteboard und die I-pads kann ja mit dynamobetriebenen Fahrrädern (aufgebockt) generiert werden. Somit haben die Schüler auch Bewegung, es hilft gegen das Übergewicht, wärmt und nennt sich „gesundheitsfördernde Digitalisierung“ (Foto mit Gesundheitsminster, Schuldezenent und X/Y- Wichtig(nichts)tuer). Problem gelöst. Es gibt schöne Bilder, welche die Zukunftsorientheit der Schulen zeigen und alle (Politiker) sind glücklich. FAZIT: Die Schulen bleiben offen!
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Resignierter Lehrer: „Lemming-Eltern, schickt eure Kinder zu uns. Schulen sind sicher.“
