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Lehrermangel: Grünen-Politikerin Hamburg will Elektriker oder Erzieherinnen unterrichten lassen

HANNOVER. Aufgrund des Lehrermangels in ganz Deutschland wird Niedersachsen voraussichtlich nach den Ferien nicht alle freien Stellen besetzen können. Die niedersächsische Grünen-Spitzenkandidatin Julia Willie Hamburg hat eine Idee für den Übergang.

Die Absage an die Anpassung der Gehälter würde den Fachkräftemangel noch verschärfen»: Grünen-Fraktionschefin Julia Willie Hamburg. Foto: Grünen-Fraktion Niedersachsen

Weil Lehrkräfte an den Schulen fehlen, will die Spitzenkandidatin der Grünen in Niedersachsen, Julia Willie Hamburg, Menschen ohne pädagogische Ausbildung einsetzen. «Schulen würde ja auch anderes Personal sehr helfen, wenn etwa Elektriker Versuche mit den Schülerinnen und Schülern machen», sagte die Grünen-Fraktionschefin im Landtag von Hannover im Sommerinterview des NDR Niedersachsen. Auch Erzieherinnen oder Ergotherapeuten kämen in Frage.

«Aber wir haben grade keine Lehrkräfte und derzeit fällt haufenweise Unterricht aus»

Die Schulen sollten dafür das Geld bekommen, das das Land derzeit nicht ausgeben könne, weil Lehrerstellen unbesetzt seien. Das zusätzliche Personal solle aber nicht die Lehrkräfte ersetzen, betonte Hamburg: «Das ist eine Übergangslösung, dass wir das so weit öffnen wollen. Aber wir haben grade keine Lehrkräfte und derzeit fällt haufenweise Unterricht aus.» Allerdings klagen auch die Handwerksbetriebe über zu wenige Fachkräfte – und die Kitas über einen geradezu dramatischen ErzieherInnen-Mangel.

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Das stellt auch der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL) fest. «Gerade in den von Hamburg angesprochenen Berufen besteht ebenfalls ein Fachkräftemangel, so dass kaum passende Bewerberinnen oder Bewerber zur Verfügung stehen werden. Die Möglichkeit, Unterstützungspersonal einzustellen, haben die Schulen auch jetzt schon, nur fehlt es an Bewerbungen», erklärte VNL-Vorsitzender Torsten Neumann.

Zusätzlich müsse es aber auch mehr Lehramts-Studienplätze geben, meint Hamburg. Die Grünen-Spitzenkandidatin forderte außerdem, die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte zu verbessern und sie an allen Schulformen gleich gut zu bezahlen. Mit Blick auf den Fachkräftemangel will Hamburg in die Berufsbildenden Schulen investieren. Diese müssten attraktive Ausbildungsangebote machen und sich mit modernen Themen befassen, etwa mit ökologischer Landwirtschaft.

«Wir warnen davor, Lehrpersonal ohne Masterabschluss oder Staatsexamen in den Schuldienst einzustellen»

VNL-Chef Neumann kritisierte aber: «Nicht-Pädagogen können nicht ohne weiteres im Unterricht eingesetzt werden.» Der Verband unterstütze Hamburgs Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte und deren gerechter Bezahlung an allen Schulformen sowie nach Ausweitung von Studienplätzen für das Lehramtsstudium. «Leider haben auch die Grünen in der Vergangenheit während der Zeit ihrer Regierungsbeteiligungen im Lande nichts davon umgesetzt.

Neumann unterstrich: «Den Einsatz von Quereinsteigerinnen bzw. Quereinsteigern sehen wir im Übrigen grundsätzlich und ganz besonders ohne Hochschulabschluss sehr kritisch. Wir warnen davor, Lehrpersonal ohne Masterabschluss oder Staatsexamen in den Schuldienst einzustellen, wenn auch nur zeitlich begrenzt. Wir warnen davor, die bisherigen Einstellungsvoraussetzungen für Lehrkräfte, Masterabschluss und Staatsexamen, aufzuweichen. Noch immer sind von den ausgeschriebenen Lehrkräftestellen zum neuen Schuljahr nur ein Teil besetzt worden. Gerade im ländlichen Bereich liegt die Einstellungsquote teilweise unter 50 Prozent, da werden Julia Willie Hamburgs Vorschläge leider nicht weiterhelfen.» News4teachers

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