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Verpflichtender „Tag des Handwerks“ – Philologen: Hört auf, Schule zu überfrachten!

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MÜNCHEN. Deutschland leidet unter Fachkräftemangel. Das betrifft auch das Handwerk. Für die bayerische Landesregierung ist das Anlass genug, allen weiterführenden Schulen im Freistaat einen „Tag des Handwerks“ vorzuschreiben, an dem Schülerinnen und Schülern die entsprechenden Berufsfelder begleitend zum Unterricht praxisnah erleben sollen. Der Philologenverband warnt davor, die Schulen mit solchen Sondertagen zu überfrachten.

Einen “Tag des Handwerks” zu organisieren, ist für Schulen nicht ohne Aufwand. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Der gestrige Beschluss des Ministerrats, an allen allgemeinbildenden Schulen in Bayern einen verpflichtenden „Tag des Handwerks“ einzuführen, sei kurzfristig und durchaus überraschend gekommen – erklärt der Bayerische Philologenverband (bpv) aktuell in einer Presssemitteilung. Denn speziell an den Gymnasien seien im Rahmen des neuen neunjährigen Gymnasiums Elemente der beruflichen Orientierung gestärkt und diversifiziert worden. Daher fordert der bpv: Die Schulen nicht mit Sondertagen überfrachten!

Vorsitzender Michael Schwägerl meint: „Nachwuchs im Handwerk zu
gewinnen ist ein berechtigtes und drängendes Anliegen. Doch ein Schuljahr besteht nur
aus rund 200 Schultagen.” Erst vor kurzem sei mit der Projektwoche zu den
Alltagskompetenzen ein neues Instrument geschaffen worden, um mehr Lebenspraxis an die Schulen zu bringen.

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Auch die berufliche Orientierung sei im neuen neunjährigen Gymnasium gestärkt worden: „Es wurde unter anderem eigens ein Modul zur beruflichen Orientierung in der 9. Jahrgangsstufe eingerichtet. Genau in dieser Altersstufe bereiten sich Schülerinnen und Schüler anderer Schularten auf eine Ausbildung in einem handwerklichen Beruf vor. Und hier oder auch im Rahmen der Alltagskompetenzen wäre eine stärkere praxisnahe Einbindung von Handwerksbetrieben gut angesiedelt“, so Schwägerl.

“Berechtigte, gesellschaftliche Anliegen für solche Tage gäbe es genug – Tag der Pflege, Tag der Nachhaltigkeit, Tag der Toleranz”

Aber: „Wir warnen ausdrücklich davor, die Schulen mit weiteren Sondertagen zu überfrachten! Denn berechtigte, gesellschaftliche Anliegen für solche Tage gäbe es genug – Tag der Pflege, Tag der Nachhaltigkeit, Tag der Toleranz, um nur einige zu nennen. Im
gymnasialen Fächerkanon werden aktuelle gesellschaftspolitische Themen kontinuierlich
im Rahmen des Unterrichts thematisiert, ganz ohne Aktionstage. Unser Kerngeschäft ist
und bleibt der Unterricht in den Fächern! Und für den brauchen wir genug Zeit.“

Ab dem Schuljahr 2022/2023 sollen alle Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in Bayern einen verpflichtenden «Tag des Handwerks» absolvieren – auch die Gymnasiasten. Ziel sei es, dabei den Mädchen und Jungen handwerkliche Tätigkeiten näher zu bringen, so verlautete die Staatsregierung. Auf diese Weise sollen die Berufsfelder des modernen Handwerks begleitend zum Unterricht praxisnah vorgestellt werden, etwa durch Betriebsbesichtigungen, Projektarbeiten in den Betrieben oder die Vorstellung der Ausbildungsberufe durch Auszubildende.

Die Durchführung des «Tags des Handwerks» sei für die allgemeinbildenden weiterführenden Schulen verbindlich und in erster Linie für die Jahrgangsstufen vorgesehen, in denen ein besonderer Fokus auf der Berufsorientierung liege, hieß es weiter. Den Schülerinnen und Schülern sollten insbesondere die Vorzüge der dualen Ausbildung und die daran anschließenden vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten dargestellt werden. News4teachers / mit Material der dpa

Bayerns Schüler müssen künftig „Tag des Handwerks“ absolvieren (auch die Gymnasiasten)

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