BERLIN. Heute wurden die ersten rund 250 Lehrkräfte in Berlin verbeamtet – die GEW gratuliert. Und kritisiert: Sie wirft dem Senat vor, viele Fragen dazu noch nicht beantwortet zu haben. «Nach wie vor gibt es keine Klarheit darüber, nach welchen Kriterien die Verbeamtung der circa 20.000 angestellten Lehrkräfte erfolgen soll», erklärte GEW-Vorstandsmitglied Udo Mertens am Donnerstag. Auch sei nicht klar, wie die Nachteile für Lehrkräfte, die nicht verbeamtet werden könnten oder wollten, ausgeglichen werden sollen.

Die Bildungsverwaltung hatte angekündigt, bei einem Festakt am Donnerstagnachmittag die Ernennungsurkunden an neu eingestellte Lehrerinnen und Lehrer zu überreichen. Zum Start sollen rund 220 Pädagoginnen und Pädagogen verbeamtet werden. Berlin hatte die Lehrerverbeamtung 2004 abgeschafft und kehrt nun dazu zurück. Berlins GEW-Vorsitzende Martina Regulin kritisierte, es sei nicht die Zeit für öffentlichkeitswirksame Festakte, sondern für Fleißarbeit und politische Verantwortung. «Wir appellieren an den Berliner Senat und die Koalitionsfraktionen, jetzt ihre Hausaufgaben zu machen.»
Die aktuelle Einstellungsrunde habe gezeigt, dass die Verfahren in der Senatsverwaltung und der Personalstelle verbessert und mit mehr zeitlichem Vorlauf geplant werden müssten. «Es knirschte an vielen Stellen», sagte Regulin – sogar im Vorfeld der Feierstunde. «Die Termine für die Amtsarztuntersuchung lagen mitunter so spät, dass die Verbeamtung nicht nahtlos am 7. Juli erfolgen kann. Die Kolleg*innen wurden erst vor einer Woche überhaupt informiert, dass sie heute persönlich ihre Ernennungsurkunde in Empfang nehmen müssen. Es war ein Kraftakt durchzusetzen, dass die Lehrkräfte, die schon lange vor der Entscheidung zur Verbeamtung ihren Urlaub gebucht hatten, die Ernennungsurkunde bereits vor dem 7. Juli erhalten konnten», so erklärte die GEW-Landeschefin.
Regulin: «Wir freuen uns, dass sich diese Kolleg*innen für den wunderbaren Beruf der Lehrkraft in Berlin entschieden haben. Die Berliner Schule erwartet sie händeringend! Die GEW hat in den vergangenen Wochen den Prozess der Einstellung und Verbeamtung intensiv begleitet. Wichtig war und ist uns vor allem, dass der Übergang vom Referendariat in das neue Dienst- oder Arbeitsverhältnis ohne Unterbrechung erfolgt und die neuen Kolleg*innen rechtzeitig ihre Bezüge und ihr Gehalt bekommen.»
“Berlin bildet zu wenig aus und die Arbeitsbedingungen an unseren Schulen sind zu unattraktiv”
Anne Albers, Leiterin des Vorstandsbereichs Beamten- und Angestelltenpolitik, stellte klar: «So sehr wir uns über die 250 neuen Kolleg*innen freuen – diese Zahl macht angesichts eines Einstellungsbedarfs von fast 3.000 Lehrkräften klar, wo die eigentlichen Ursachen des Lehrkräftemangels liegen: Berlin bildet zu wenig aus und die Arbeitsbedingungen an unseren Schulen sind zu unattraktiv. Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch: Wir brauchen dringend eine Ausbildungsoffensive, um mehr gut ausgebildete Lehrkräfte für Berlin zu gewinnen und wir brauchen einen Plan zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.“
Udo Mertens, Leiter des Vorstandsbereichs Beamten- und Angestelltenpolitik, weist erneut auf die vielen ungeklärten Fragen im Zusammenhang mit der Verbeamtung hin: «Der Nachteilsausgleich für Lehrkräfte, die nicht verbeamtet werden können oder wollen, steht bis jetzt nur als vollmundiges Versprechen im Koalitionsvertrag. Auch über die versprochene Anhebung der Altersgrenze auf das 52. Lebensjahr scheint es im Senat nun doch keine Einigkeit zu geben.»
Regulin: «Wir appellieren an den Berliner Senat und die Koalitionsfraktionen, jetzt ihre Hausaufgaben zu machen und die Spaltung in den Lehrerzimmern nicht durch neue Ungerechtigkeiten zu vergrößern.» News4teachers / mit Material der dpa
GEW rät Wahlsiegerin Giffey, auf Verbeamtung von Lehrern zu verzichten
