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Lehrermangel! SPD fordert, die Stundentafel zu beschneiden – “weil sich zu viel Fachunterricht negativ auswirkt”

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BERLIN. In Berlin ist der Unterricht wieder losgegangen. Und viele Probleme aus dem vergangenen Schuljahr bestehen im neuen Schuljahr fort. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel an Schulen hat die SPD einen neuen Vorschlag (der schon seit Wochen in der Bundeshauptstadt herumgeistert): das Pflichtprogramm zusammenstreichen. Das komme den Schülerinnen und Schülern sogar zugute. 

“Ich sehe mit Sorge, dass die Unterrichtsbelastung für Schüler, insbesondere in weiterführenden Schulen, hoch ist.” Foto: Shutterstock

Nach rund sechseinhalb Wochen Sommerferien hat am Montag in Berlin das neue Schuljahr begonnen. Einmal mehr wird es kein normales werden, denn die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden – es gibt an den Schulen weiterhin das Angebot freiwilliger Tests. Außerdem müssen die Schulen Energie sparen. Auch immer mehr Schüler aus ukrainischen Flüchtlingsfamilien drücken die Schulbank.

Wie in den Vorjahren schlägt der bundesweite Fachkräftemangel erneut an Berlins Schulen durch. Nach Angaben der Bildungsverwaltung lag der Einstellungsbedarf bei 2645 unbefristeten Vollzeitstellen, allerdings konnten bisher nicht alle besetzt werden. Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) bezifferte die Lücke unbesetzter Stellen vor einigen Tagen auf 875 – bei insgesamt mehr als 34.000 Lehrkräften. Etliche der neu eingestellten Lehrerinnen und Lehrer sind Quereinsteiger ohne Lehramtsstudium.

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«Ich sehe mit Sorge, dass die Unterrichtsbelastung für Schüler, insbesondere in weiterführenden Schulen, hoch ist»

SPD-Bildungsexperte Marcel Hopp forderte angesichts des anhaltenden Lehrkräftemangels Kürzungen bei der sogenannten Stundentafel, die festlegt, wie viele Stunden in welchem Fach unterrichtet werden. Die Rückkehr zur Verbeamtung in Berlin werde zwar einen positiven Effekt haben, sagte Hopp im Gespräch. Der Lehrkräftemangel werde in den nächsten Jahren aber bleiben.

«Ich sehe mit Sorge, dass die Unterrichtsbelastung für Schüler, insbesondere in weiterführenden Schulen, hoch ist. Und wir wissen aus der Lernpsychologie, dass sich zu viel Fachunterricht negativ auf nachhaltige Lernprozesse auswirkt.» Gleichzeitig verdränge der Fachunterricht zunehmend den qualitativen Ganztag, der auch wichtig für ganzheitliches Lernen sei, sagte Hopp.

«Man kann durchaus an einigen Fächern behutsam reduzieren oder die Situation nutzen, um beispielsweise im Bereich Gesellschaftswissenschaft mit Geschichte, Politik, Ethik und Geografie fächerübergreifend zu arbeiten. Das ist das Gleiche im naturwissenschaftlichen Bereich mit Physik, Chemie, Bio und Mathe, man muss das nicht alles getrennt voneinander unterrichten.» Die Diskussion darüber müsse auch mit Eltern und Schülern geführt werden.

«Das ist unzumutbar für alle Beteiligten. Das Berliner Bildungsniveau würde noch mehr sinken»

Im neuen Schuljahr lernen in den Berliner Schulen so viele Schülerinnen und Schülern wie noch nie. Ihre Zahl stieg an den allgemeinbildenden Schulen im Vergleich zum vergangenen Schuljahr um gut 6.800 auf 383.290, so die Bildungsverwaltung.

Der Deutsche Philologenverband hatte sich vor Tagen bereits entschieden gegen eine Kürzung der Stundentafel gewandt. Weniger Pflichtunterricht etwa in Deutsch, Mathematik oder Englisch diene weder den Schülerinnen und Schülern noch ihren Lehrkräften, sondern senke die Leistungsstandards – meinte Bundesvorsitzende Prof. Susanne Lin-Klitzing. Zudem müssen die zu wenigen Lehrkräfte parallel mehr Klassen bedienen. „Das ist unzumutbar für alle Beteiligten. Das Berliner Bildungsniveau würde noch mehr sinken“, prophezeite sie (News4teachers berichtete). News4teachers / mit Material der dpa

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