BERLIN. In Berlins Schulen werden nach Einschätzung von Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) auch künftig Lehrkräfte fehlen. «Ich bedauere das zutiefst, aber damit werden wir noch viele Jahre leben müssen», sagte Busse dem «Tagesspiegel». «Deshalb müssen wir zusehen, dass wir das Optimale aus dieser Mangellage herausziehen. Das hat ja demografische Ursachen.»
Die geburtenstarken Jahrgänge, zu denen sie selbst gehöre, gingen in den Ruhestand. «Gleichzeitig dauert es noch viele Jahre, bis Kohorten wieder so stark sind, dass genügend junge Menschen ausgebildet werden», sagte Busse. Dieses Problem gebe es in allen Bundesländern. Warum die Kultusministerkonferenz (KMK) dann nicht vorausschauend Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung ergriffen hat? Schließlich sind die Schülerzahlen ja auf (sechs) Jahre im Voraus erkennbar, Flüchtlingskinder mal ausgenommen. Darauf geht die Bildungssenatorin nicht ein.
Einige Hoffnung setzt Busse in die Rückkehr zur Verbeamtung von Lehrkräften, nachdem Berlin als letztes Bundesland darauf verzichtet hatte. Sie sei glücklich, dass vor den Sommerferien noch die Berliner Referendarinnen und Referendare verbeamtet worden seien.
„Wenn ich könnte, würde ich schnipp machen – und alles wäre erledigt. Aber leider Gottes habe ich nicht die alleinige Macht, das durchzusetzen“
«In den letzten Jahren sind mehr als 4000 gut ausgebildete Kolleginnen und Kollegen mit der S-Bahn und dem C-Tarif nach Brandenburg gefahren, weil sie dort verbeamtet wurden», sagte Busse. «Was man da aufgegeben hat, jetzt wieder zurückzuholen, ist wahnsinnig schwer. Wenn ich könnte, würde ich schnipp machen – und alles wäre erledigt. Aber leider Gottes habe ich nicht die alleinige Macht, das durchzusetzen.»
Nicht zuletzt wegen der fehlenden Lehrkräfte stand Busse in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik. Aus der CDU gab es Rücktrittsforderungen. «Ich habe mein ganzes Berufsleben an vorderster Front gestanden und nie an einen Rücktritt gedacht», sagte die langjährige Leiterin einer Grundschule in Neukölln, die erst im Dezember in die Politik gewechselt ist.
«Es gibt immer Täler, die zu durchschreiten sind. Aber warum soll ich zurücktreten, wenn man mich für dieses Amt auserkoren hat?», erklärte die Senatorin. «Das wäre auch den Menschen gegenüber sehr unfair. Franziska Giffey hat mich unter anderem ausgesucht, weil ich standfest bin.»
Das wird sie tatsächlich wohl auch sein müssen: Wie das Statistische Bundesamt Ende vergangener Woche meldete, ist im vergangenen Jahr die Zahl derjenigen, die ein Studium fürs Lehramt aufgenommen haben, erstmals seit langer Zeit bundesweit gesunken, und zwar um deutliche vier Prozent (wie News4teachers berichtet). Und das, obwohl die meisten Bundesländer Werbekampagnen zur Nachwuchsgewinnung für den Lehrerberuf gestartet haben. Offensichtlich registrieren Schulabgänger die Bedingungen, unter denen Lehrkräfte (nicht nur) in der Corona-Krise arbeiten müssen – und orientieren sich anders. News4teachers / mit Material der dpa
Wenn die nach Brandenburg abgewanderten Lehrer zurückkommen würden, würden sie dort fehlen. Eine zu kurze Decke wird durch ziehen nun mal nicht länger.
@redaktion Danke für die passende Illustration.
Wenn die Bildungssenatorin (welch ein kompetenzschwangerer Titel) davon spricht, das „Optimale“ herausziehen zu müssen, dann kann man sich denken, wie das bewerkstelligt wird. Liebe Kollegen, es geht ans Eingemachte, wir sollten uns rüsten.
Tja, mit „Schnipp machen“ funktioniert die Bildungspolitik nicht mehr, immer weniger hören auf „Schnipp“. Jetzt muss man endlich mal Farbe bekennen und sich auf dem gut bezahlten Posten beweisen. Ist mit Arbeit verbunden, und mit guten Ideen. Es ist an der Zeit, es muss keiner zurücktreten, der seine Aufgaben im Griff hat.
Enttäuschend ist, dass auch Frau Busse nur redet. Im bereits vergangenen April sollten alle angestellten Lehrer Berlins ein Schreiben bzgl. einer Verbeamtung erhalten. Das ist bis heute NICHT geschehen. Wir haben AUGUST!!
Auch der Ausgleich für die nicht Verbeamteten sinkt von Monat zu Monat. Was war da nicht alles angekündigt worden, um die SPD-Parteitagsdelegierten seinerzeit zur Zustimmung zur Verbeamtung zu bewegen?!!
Richtig! Tausende Lehrer, die für eine Verbeamtung zu alt sind, sind jene, die am längsten die Nachteile der Nicht-Verbeamtung in Kauf nehmen mussten, weil sie ja am längsten als Angestellte im Dienst sind. Die lässt man nun eiskalt im Regen stehen. Die GEW hat damals darauf hingewiesen, dass all die Versprechungen der SPD bzgl. der Nicht-Verbeamteten nicht möglich sind. Aber wer hört schon auf die Gewerkschaften. Auch hier werden sie ständig schlechtgeredet.
Zitate von GEW-Seite:
(1) „Wider besseren Wissens hat der SPD-Parteitag 2019 beschlossen, dass diejenigen Lehrkräfte, die nicht verbeamtet werden können, eine Stundenabsenkung um 4 Unterrichtsstunden erhalten sollen. Eine solche unterschiedliche Behandlung von Beamt*innen und Angestellten ist mit den bestehenden gesetzlichen und tariflichen Bestimmungen unmöglich. …“
(2) „Im Jahr 2013 hat die GEW BERLIN die Tarifforderung erhoben, durch Zulagen die statusbedingten Unterschiede im verfügbaren Einkommen auszugleichen. Hierzu bietet sogar der Tarifvertrag der Länder Möglichkeiten. Die Politik verschanzt sich allerdings seit Jahren hinter dem Argument, eine Zahlung von Zulagen würde vom Arbeitgeberverband TdL nicht akzeptiert….“
Alles hier nachzulesen und noch ausführlicher:
https://www.gew-berlin.de/tarif/faq-verbeamtung
Solange die GEW zum gleichen Rattenschwanz gehört, wie die Politiker zu den Parteien, die dafür verantwortlich sind, wird sich eben nichts ändern.
Dann könnte die GEW auch mal so für ihre Mitglieder einsetzen würde, wie für das Gendern, könnte man sie vielleicht sogar als Gewerkschaft bezeichnen.
Aber SPD/B90-Organisationen machen eben keine Krawalle* gegen SPD/B90 – schöne Worte müssen reichen, natürlich gegendert.
*damit sind keine Ausschreitungen gemeint, aber warum wird nicht ganz offen aufgefordert den berliner Schuldienst zu verlassen und in andere Bundesländer zu wechseln (wo altersmäßig noch eine Verbeamtung möglich ist) oder die Wahlempfehlung zu geben nicht die verantwortlichen Parteien (da es regelmäßig bei einer Partei ja zu funktionieren scheint, wird die GEW kaum behaupten können, dass das nicht ginge) zu wählen, weil die nicht die Lehrerinteressen vertreten?
In Berlin soll jetzt zeitweise bis 52 verbeamtet werden. Es gibt kein Bundesland, in das Lehrer über 52 abwandern können, um verbeamtet zu werden. Außerdem zieht man doch nicht einfach mal so um: Der Ehepartner müsste sich ja auch einen neuen Job suchen, die Kinder die Schule wechseln, ein eigenes Haus (in Lehrerkreisen weit verbreitet) kann man auch nicht mitnehmen.
Die GEW hat natürlich kein Interesse an der Verbeamtung. Das ist auch logisch. Denn verbeamtete Lehrer dürfen nicht streiken. Wenn alle Lehrer verbeamtet sind, kann die GEW nur noch „Presseerklärungen“ schreiben, gegendert oder nicht, aber sie kann keinen Druck mehr machen. Oder sollen die Erzieher und die Honorardozenten an den Unis für die Lehrer streiken? Die streiken doch nicht mal für sich selbst, wenn man sich die Teilnahme an den GEW-Demos anschaut.
Die GEW ist ja keine „Lehrer-Hilfsorganisation von anderen“; die GEW ist (neben anderen) eine Organisation der Lehrer selbst, jedenfalls derer, die in der GEW sind und sich auch selbst AKTIV einbringen.
„Außerdem zieht man doch nicht mal einfach so um.“
Sie vergessen, dass die bevorzugten Wohngegenden eher in den Außenbezirken liegen und dass von dort die Stadtgrenze nicht allzu weit ist. Mit dem Auto und auch mit der S-Bahn und dem Regionalzug kommt man ins „Umland“, also nach Brandenburg. Es ist zu vermuten, dass auch die SuS dort andere sind, angenehmer zu unterrichten. Man ahnt das, wenn man mal außerhalb der Stadtgrenzen mit einem Bus unterwegs ist und viele Schulkinder im Bus sind. Die scheinen sich besser zu benehmen. Machen Sie dasselbe Experiment!
Man hört aus Schulen in diesen Gegenden aber genauso oft, dass die Eltern dort (sie haben auch oft gute Einkommen und Eigenheime) sehr klagefreundlich sind, wenn etwas in der Schule nicht so läuft, wie sie es wollen. Das wäre dann die andere Seite der Medaille.
Wem so viel an der Verbeamtung liegt, dann aber wartet, bis er:sie 50 und älter ist, dem ist nicht zu helfen. Da muss man ggf. früher in andere Bundesländer gehen. Man kann nicht alles haben.
Mit anderen Worten, die SPD-Führung hat den Parteitagsdelegierten einen Bären aufgebunden. Anders gesagt gelogen?
Nicht anders gesagt, sondern „auf Deutsch gesagt“. Die wussten wahrscheinlich damals schon, dass sie ihre großspurigen Versprechungen nicht halten können, aber wenn der Beschluss erstmal gefasst ist, kräht ja kein Hahn mehr nach diesen Versprechungen.
Man lernt daraus nur, dass man Parteien nichts glauben darf. Aber wussten wir das nicht schon längst?
„Das Optimale aus dieser Mangellage herausziehen“
Übersetzt:
„Das Maximum aus den exisitierenden Lehrkräften herausquetschen.“
Dazu ist das Titelbild sehr passend. In anderen Bundesländern sieht es doch nicht viel anders aus. Entfristen würde schon helfe, wenn eine bestimmte Anzahl an Jahren erreicht wurde könnte man über das Verbeamten nach denken. Doch das ist eine IDEE die GELD kostet, also NICHTS für die ZUKUNFT.
Ich hatte schon Orangen zu lange liegen lassen und sie übersehen und mich nicht für sie interessiert und als ich dann plötzlich doch Saft aus ihnen pressen wollte, waren sie hart geworden und ich musste auf eine optimale Menge Saft verzichten und mit einem Schlückchen auskommen.
Ihr werdet nicht wirklich wertgeschätzt! Macht es wie meine Orangen. Werdet einfach hart und zäh!