
Frühstück im Schein von LED-Kerzen, zu Mittag kalte Küche und auf die Toilette geht’s mit Taschenlampe in der Hand: Die rund 90 Mädchen und Jungen der Schweriner Kita «Waldgeister» und mit ihnen mehr als 2000 weitere Kinder in den kommunalen Krippen und Kindergärten der Landeshauptstadt haben am Mittwoch den Ernstfall eines Strom-Blackouts geprobt.
Was für die meisten der Kleinen eine Riesen-Gaudi zwischen bunten LED-Lichterketten mit Batteriebetrieb, Schattentheater und Experimenten zum Thema Strom war, stellte für die Erwachsenen eine doppelte Herausforderung dar. Sie hatten einerseits die Kinder für die ungewohnte Situation zu begeistern und gleichzeitig zu schauen, was für den Fall eines Blackouts zu bedenken ist und wo es Schwachstellen gibt.
Die Kitas bekommen einen Koffer mit Notfallausrüstung – mit Dingen wie Powerbank, Taschenlampen und einem batteriebetriebenen Radio
«Wir wollen Checklisten für den Fall der Fälle zusammenstellen», sagt die Geschäftsführerin der städtischen Kita GmbH, Anke Preuß. Da gehe es zum Beispiel darum, wo eine Batterie-Lichterkette platziert werden muss, um Unfallgefahren zu vermeiden. Jede der 24 städtischen Kitas soll zudem einen Koffer mit Notfallausrüstung bekommen – mit Dingen wie Powerbank, Taschenlampen und einem batteriebetriebenen Radio.
Vor der «Waldgeister»-Kita leuchten im Dämmer des Novembermorgens LED-Lämpchen in selbstgebauten Holzleuchten. Drinnen kurbelt die fünfjährige Lara die Pedale eines auf Sattel und Lenker stehenden Fahrrads und freut sich, als die Lampe aufleuchtet. Der sechsjährige Paul schraubt mit einer Erzieherin einen alten CD-Player auseinander. Dominik und Nele toben mit Taschenlampen durch den Flur. «Die Kinder haben einen Heidenspaß», sagt Preuß. Die Erzieherinnen und Erzieher haben so viele Experimente und Spiele vorbereitet, dass eine Mappe für Kinder-Beschäftigungen im Notfall zusammengestellt werden soll.
Für manche der Mädchen und Jungen sei die Situation zunächst ungewohnt gewesen und sie hätten ein bisschen gebraucht, um sich damit anzufreunden, so Preuß. Aber auch das sei für die Betreuenden wichtig zu erfahren, um im Ernstfall selbst Sicherheit auszustrahlen und um zu wissen, wie die Kleinen reagieren und wie damit umzugehen ist.
Bei den Eltern findet der Tag eine gute Resonanz. Eine Mutter sagt, die Aktion «Stromlos durch den Tag» sei toll. Die Kinder gingen mit dem Thema ganz offen und wissbegierig um, da seien Erwachsene manchmal vielleicht ängstlicher.
Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) besucht am Morgen die «Waldgeister»-Kita und sagt, er finde den Aktionstag «ideal»: Das Thema Energie mit den Kindern spielerisch zu verhandeln und gleichzeitig herauszufinden, woran im Ernstfall zu denken ist.
Das, so wird an diesem Novembertag klar, ist mehr als zunächst gedacht: Bei einem großflächigen Blackout würde nicht nur das Licht wegbleiben. Auch die Heizung und die Wasserversorgung – und damit auch die Toilettenspülung – würden ausfallen. Die mit der Feuerwehr vernetzte Brandmeldeanlage würde aussteigen. Das Fazit von Kita GmbH-Cefin Preuß nach dem Testlauf: «Länger als einen Tag ginge es nicht ohne Stromversorgung.» Von Iris Leithold, dpa
Bleiben Kitas und Schulen von freien Trägern auf hohen Heizkosten sitzen?