Stresstest: Zwei Dutzend Kitas proben den Ernstfall eines Strom-Blackouts – und…

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SCHWERIN. Was tun bei einem Blackout? In Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt wollten es die städtischen Kitas wissen. Mehr als 2.000 Kinder und ihre Erzieher versuchten es «Stromlos durch den Tag» – mit interessanten Erkenntnissen.

«Länger als einen Tag ginge es nicht ohne Stromversorgung.» (Symbolbild) Foto: Shutterstock

Frühstück im Schein von LED-Kerzen, zu Mittag kalte Küche und auf die Toilette geht’s mit Taschenlampe in der Hand: Die rund 90 Mädchen und Jungen der Schweriner Kita «Waldgeister» und mit ihnen mehr als 2000 weitere Kinder in den kommunalen Krippen und Kindergärten der Landeshauptstadt haben am Mittwoch den Ernstfall eines Strom-Blackouts geprobt.

Was für die meisten der Kleinen eine Riesen-Gaudi zwischen bunten LED-Lichterketten mit Batteriebetrieb, Schattentheater und Experimenten zum Thema Strom war, stellte für die Erwachsenen eine doppelte Herausforderung dar. Sie hatten einerseits die Kinder für die ungewohnte Situation zu begeistern und gleichzeitig zu schauen, was für den Fall eines Blackouts zu bedenken ist und wo es Schwachstellen gibt.

Die Kitas bekommen einen Koffer mit Notfallausrüstung – mit Dingen wie Powerbank, Taschenlampen und einem batteriebetriebenen Radio

«Wir wollen Checklisten für den Fall der Fälle zusammenstellen», sagt die Geschäftsführerin der städtischen Kita GmbH, Anke Preuß. Da gehe es zum Beispiel darum, wo eine Batterie-Lichterkette platziert werden muss, um Unfallgefahren zu vermeiden. Jede der 24 städtischen Kitas soll zudem einen Koffer mit Notfallausrüstung bekommen – mit Dingen wie Powerbank, Taschenlampen und einem batteriebetriebenen Radio.

Vor der «Waldgeister»-Kita leuchten im Dämmer des Novembermorgens LED-Lämpchen in selbstgebauten Holzleuchten. Drinnen kurbelt die fünfjährige Lara die Pedale eines auf Sattel und Lenker stehenden Fahrrads und freut sich, als die Lampe aufleuchtet. Der sechsjährige Paul schraubt mit einer Erzieherin einen alten CD-Player auseinander. Dominik und Nele toben mit Taschenlampen durch den Flur. «Die Kinder haben einen Heidenspaß», sagt Preuß. Die Erzieherinnen und Erzieher haben so viele Experimente und Spiele vorbereitet, dass eine Mappe für Kinder-Beschäftigungen im Notfall zusammengestellt werden soll.

Für manche der Mädchen und Jungen sei die Situation zunächst ungewohnt gewesen und sie hätten ein bisschen gebraucht, um sich damit anzufreunden, so Preuß. Aber auch das sei für die Betreuenden wichtig zu erfahren, um im Ernstfall selbst Sicherheit auszustrahlen und um zu wissen, wie die Kleinen reagieren und wie damit umzugehen ist.

Bei den Eltern findet der Tag eine gute Resonanz. Eine Mutter sagt, die Aktion «Stromlos durch den Tag» sei toll. Die Kinder gingen mit dem Thema ganz offen und wissbegierig um, da seien Erwachsene manchmal vielleicht ängstlicher.

Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) besucht am Morgen die «Waldgeister»-Kita und sagt, er finde den Aktionstag «ideal»: Das Thema Energie mit den Kindern spielerisch zu verhandeln und gleichzeitig herauszufinden, woran im Ernstfall zu denken ist.

Das, so wird an diesem Novembertag klar, ist mehr als zunächst gedacht: Bei einem großflächigen Blackout würde nicht nur das Licht wegbleiben. Auch die Heizung und die Wasserversorgung – und damit auch die Toilettenspülung – würden ausfallen. Die mit der Feuerwehr vernetzte Brandmeldeanlage würde aussteigen. Das Fazit von Kita GmbH-Cefin Preuß nach dem Testlauf: «Länger als einen Tag ginge es nicht ohne Stromversorgung.» Von Iris Leithold, dpa

Bleiben Kitas und Schulen von freien Trägern auf hohen Heizkosten sitzen?

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18 Kommentare
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Realist
1 Jahr zuvor

«Die Kinder haben einen Heidenspaß»

Na dann ist ja alles gut. Taschenlampe, Powerbank, batteriebetriebenes Radio und „Heidenspaß“. Schön, dass uns die Verantwortlichen so kompetent durch die Krise führen…

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ob die Kinder (ab einem gewissen Alter) dann auch ihren Spaß hätten, sei einmal dahingestellt. Das Fazit ist aber hinfällig, weil ein Blackout eher einige Wochen als einige Tage oder gar nur einen Tag dauern wird. Die Kinderbeaufsichtigung wäre in so einem Fall das kleinste Problem. Lebensmittel- und Wasserversorgung, Plünderungen, Einbrüche usw. halte ich für viel dringlicher.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Wenn aufgrund des Blackouts kaum noch Eltern ihre Arbeit aufnehmen können, braucht es keine Schule /Kita in dieser Zeit. Maximal Krankenhäuser mit ihrem Notstromaregat laufen. Für alles andere bräuchte es vor allem Ehrenamtliche, speziell für die Menschen, die hilflos sind und niemanden haben (Heimkinder, Pflegebedürftige). In den Städten bräuchte es öffentliche Räume, die mit Holzöfen beheizt werden können, für die Leute, die selber keinen Kamin oder ähnliches haben, zum aufwärmen. An öffentlichen Brunnen sollte im Vorfeld schon eine Handpumpe angebracht werden, damit die Leute sich dort zum Wasser holen anstellen können. Das es genau in dieser Zeit überall brennt (Hochsommer) oder Wasserleitungen einfrieren ( das wäre nur ein paar Wochen pro Jahr der Fall) ist dann nicht so wahrscheinlich, Kriminalität und sonstige Idioten, die die Situation ausnutzen, noch mehr Chaos stiften wollen, natürlich sehr wohl. Aber wo lässt man die Fäkalien? Durch verbuddeln gelangt es auch ins Grundwasser. Vermutlich raus aufs Land damit…

Emil
1 Jahr zuvor

Offenbar haben die Langeweile! Lehrer haben keine Zeit für solchen Blödsinn.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Doch, wenn es soweit käme, habt ihr die Zeit.

Hannah
1 Jahr zuvor
Antwortet  Emil

Tja Emil, warum bist du nur nicht Erzieher geworden? Dann hättest du auch ein bisschen Spaß im Beruf und müsstest nicht so viel jammern und auf andere herabschauen 😉

Indra Rupp
1 Jahr zuvor

Wir haben bei uns viele 5l Kanister Trinkwasser, denn klar, ohne Strom wird kein Wasser zu uns gepumpt. Da wir ländlich wohnen wäre der Misthaufen die Toilette. Da hier Bäche fließen, wäre das das Trinkwasser für die Tiere und für uns zum kochen und waschen. Wichtig und bis jetzt eher wenig benannt : Wenn Strom und somit auch die Heizung ausfällt und man keine Möglichkeit hat mit Holz zu heizen, dann friert man natürlich und dann ist es umso wichtiger, etwas warmes kochen zu können, plus etwas heißes zum trinken und Wärmflaschen für das Bett zu haben. Deshalb haben wir auch ein paar große Säcke Holzkohle für den Grill draußen (plus Anzünder, Streichhölzer) und da stellt man dann einen Topf drauf um etwas zu kochen oder Wasser zu erhitzen und in Thermoskannen und Wärmflaschen zu füllen. Da wir jetzt die kältere Jahreszeit haben, macht es nicht viel aus, wenn der Kühlschrank nicht läuft, man kann Lebensmittel in Plastikbehältern dann draußen lagern. Dann haben wir eine Solarbetriebene Akkubatterie, die man auch per Stecker einfach aufladen kann, zwei Solarpowerbanks für Handy, bei denen das ebenfalls geht. Sofern voll aufgeladen (ob mit Sonne oder Netzstrom) können wir mit einer Powerbank 3-4x ein Handy voll aufladen und mit der großen Akkusolarbatterie kann man bis 100 Watt ( kleiner TV plus DVD Spieler) anschließen und drei mal Filme von ca je 120min länge gucken. Für Musik und Nachrichten hören batteriebetriebene Geräte und einen Batterievorrat (evtl aufgeladene Akkubatterien). Für Licht Kerzen, Taschenlampen. Ein Vorrat an Lebensmitteln, Hausapotheke. Zum Beschäftigen ein paar Gesellschaftsspiele, gute Bücher, Musikinstrumente, Malutensilien. Falls alles noch viel dicker kommt, stelle ich auch schon Bollerwagen mit allem was man braucht zusammen : quasi Outdoor – Überlebens-Ausrüstung….
Ehrlich : Mir machen solch abenteuerlustige Sachen Spass 😉
10 Tage ohne Strom wäre auch im Winter kein Thema, 1 Monat würde auch gehen. Im Sommer fehlte uns das Geld, da waren wir auch schon 2 Monate ohne Strom. Wenn dann alles wieder läuft, weiß man es aber auch wirklich zu schätzen.

Emil
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Tja, ein Ponyhof ist halt keine öffentliche Einrichtung. Schulen und Kitas haben Verantwortung, mehr als für ein paar Ponys.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

In der Großstadt ist ein großer Teil davon nicht möglich. Dazu kommt die dann sprunghaft steigende Kriminalität. In Berlin wurden vor einigen Wochen schon bei einem nur wenige Stunden andauernden Stromausfall Läden geplündert.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Das größte Problem wäre in der Stadt wohl die Toilette…. und somit eventuell sich entwickelnde Seuchen.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ich find‘s auch total lustig, so einen Stromausfall. Insbesondere, wenn ich wegen eines gebrochenen Beins oder einem Herzinfarkt schnelle medizinische Hilfe benötigen würde: ohne Telefon (ja, VoIP braucht Strom) kann ich da nämlich keine Hilfe rufen. Und selbst wenn das über berittene Boten funktionieren würde, könnte ich mangels Diesel bzw. mangels Personal (welches sich in einer solchen Situation primär um die eigene Familie kümmern würde) nicht darauf hoffen, in annehmbarer Zeit angemessen medizinisch versorgt zu werden. Ein Heidenspaß also! Ähnlich im Falle eines Brandes.
Solange die Infrastruktur um Sie herum Strom hat und funktioniert, mag Ihr kleines Abenteuer für Sie lustig und funktional sein. Aber eben nur so lange, bis auch die Sie umgebende Infrastruktur keinen Strom mehr hat.

Rike
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Ich verstehe die vielen roten Daumen nicht, denn du hast viele Aspekte gut berücksichtigt.
Eins ist klar: die meisten Menschen in Deutschland überblicken solche Situationen nicht und rufen dann nach staatlicher Hilfe, die dann aber nicht kommen kann.
Man sollte auch eine gewisse Menge an Bargeld nicht vergessen. Nur Bares ist Wahres und die EC- Automaten funktionieren dann auch nicht. Und natürlich ein voll getanktes Auto, so man eins besitzt.
Ich habe lange mit meiner Familie in den USA gelebt und auch September 11, Presidents Day Storm und Hurricane Katrina erleben dürfen und weiß, wie wichtig ein paar Vorbereitungen sind. Wasser ist wichtiger als alles andere. Mobilfunk wird überschätzt, geht sowieso ganz schnell krachen. Nachbarschaftshilfe gewinnt plötzlich einen ganz neuen Stellenwert.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Rike

Hallo, danke. Ja, ich versteh es auch nicht. Vielleicht kriegt man grüne Daumen, wenn man schreibt „Es wird keinen Black out geben?“
Im Ausland ist ja einiges normal, was wir hier noch nicht so richtig kennen, worauf wir uns aber aufgrund des Klimawandel werden einstellen müssen. Sturm, Überschwemmung, Hitze, Waldbrand. Man denke zB auch an Skandinavien, wo es im Winter normal ist morgens zwei Stunden früher aufzustehen um Berge von Schnee zu beseitigen.
Ich schreibe mir bezüglich alternativem Leben auch nicht einfach etwas zusammen, sondern weiß, wovon ich rede. Ich habe insgesamt drei Jahre im Bauwagen, viereinhalb Jahre in einem Familienhauscaravan, ein halbes Jahr in einem umgebauten Heu Wagen und zwei Monate in einem kleinen Zelt gelebt. Immer nur mit fließend kalt Wasser außerhalb, einem Holzofen zum heizen und kochen und maximal mit Strom per Kabeltrommel, wenn das Haus des Besitzers in Reichweite war. Ich habe auch mal ein Jahr lang ausschließlich von Straßenmusik gelebt, was im Winter natürlich hart war. Und manchmal ergeben sich solche Situationen wie kein Strom, ect aus finanziellen Gründen. Ich finde es in der derzeitigen Lage auch irgendwie beruhigend, wenn ich genau weiß, was ich zum Leben brauche und wie ich da dran komme auch wenn überall Chaos herrschen sollte. In der Schule könnte man bei Schülern damit die Abenteuerlust wecken und Ihnen gleichzeitig was im Bereich Bio, Physik ect beibringen. ZB Thema Solar! Zumindest wenn es wirklich mal dicke kommt, wissen Sie diesen Unterricht dann ja vielleicht sogar zu schätzen.

Indra Rupp
1 Jahr zuvor
Antwortet  Indra Rupp

sie , nicht Sie!

Chris
1 Jahr zuvor

Diese Blackout-Tests sind irgendwie unterhaltsam. Leider werden die wichtigsten Dinge nicht oder nur am Rande erwähnt. Da sind z.B.:

– Ohne Strom bekommt keine Heizungssteuerung die Magnetventile geöffnet und ggf. die Umwälzpumpe angetrieben. Ein Stromausfall führt also immer auch zu einem sofortigen Heizungsausfall.
– Da Wasser im Hochspeicher gelagert wird, wird der Wasserdruck nicht sofort nachlassen. Allerdings hat ein Heizungsausfall zur Folge, daß man im ganzen Haus das Wasser aus den Rohren ablassen muß, will man eingefrorene und damit geplatzte Wasserrohre vermeiden.
– Das die Brandmeldeanlage nicht funktioniert, ist das kleinste Übel. Die Frage ist eher, ob bei einem gemeldeten Brand die Feuerwehr überhaupt kommen kann. Die Fahrzeuge werden mit Diesel betrieben. Dieser Kraftstoff lagert in den Tankstellen in Erdtanks und muß mit Hilfe der Pumpen in den Zapfsäulen in die Fahrzeuge gepumpt werden. Ohne Strom werden die Pumpen nicht funktionieren und somit der Feuerwehr der Treibstoff ausgehen.
– Wie viele Mobilfunkmasten verfügen über eine Notstromversorgung und wie lange reichen die Batterien dieser Anlagen bzw. die Treibstoffvorräte der Notstromgeneratoren? Mit kurzfristigem Nachschub ist nämlich nicht zu rechnen. Powerbanks fürs Handy sind nutzlos, wenn die Mobilfunk-Infrastruktur ausgefallen ist.

Die Liste läßt sich fast beliebig fortsetzen. Leider 🙁

Stromdoktor
1 Jahr zuvor
Antwortet  Chris

Absolut richtig beschrieben!

Ça me fatigue
1 Jahr zuvor

… stromlos durch den Tag mit Powerbank, Taschenlampe und batteriebetriebenen Geräten???
Was ist daran stromlos?

Kerze, Lagerfeuer, Fackel, Wasser aus dem nächsten Bach … das ist stromlos.

Da hat jemand im Fachunterricht geschlafen, schätze ich. Die Kompetenz zusammenhängende Strukturen zu erkennen ist auch nicht wirklich vorhanden.

Blinder Aktivismus und die Macht, dafür öffentliche Gelder auszugeben, trifft es schon eher.

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Ein Black-Out hätte solch gravierende Folgen für Kommunikation und Transport das wirklich ALLES zusammenbrechen würde.
Länger als einen Tag wäre das nicht durchführbar laute das Fazit der Kitas!

Man beabsichtigt doch hoffentlich nicht die Kitas im Fall eines Black-Out weiter zu betreiben.

Die Kinder müssten bei einem Black-Out in der Kita betreut werden bis die Eltern es schaffen ihre Kinder ab zu holen. Das wäre hoffentlich deren erste Priorität!
Danach kann man die Kitas und Schulen erst wieder mit Strom öffnen.

Was sollen die Kinder auch da. Die Eltern könnten ja auch nicht zur Arbeit.

Verwahrung zur Ermöglichung von Selbstfindung und Joga im Dunkeln?