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Zu teuer, ökologisch fragwürdig – und bei Schülern “out”: Schulen bieten immer seltener Skifreizeiten an

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STUTTGART. Mit dem Bus in die Berge und raus in den Schnee – viele ehemalige Schüler und Schülerinnen erinnern sich gerne an die Skifreizeiten im Klassenverbund. Doch solche Fahrten finden immer seltener statt, selbst in den vergleichsweise alpennahen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg.

Auf der Kippe: Skifreizeiten von Schulen finden nur noch selten statt. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Zu teuer, ökologisch fragwürdig und an der Zielgruppe vorbei – Skifreizeiten und Skilager an Schulen sind nicht mehr überall erwünscht. «Skifahren ist kein großes Thema mehr», bestätigt Dirk Lederle vom Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg (VBE BW). Der Leiter der Johanniterschule in Heitersheim findet das schade, aber: «Die Anzahl der skifahrenden Jugendlichen hat ziemlich stark abgenommen, selbst bei uns im Schwarzwald.» Lederle schätzt, dass nur noch rund 30 Prozent der Kinder überhaupt Ski fahren können.

«Ja, immer weniger Schüler und Schülerinnen können Ski fahren, da sie mit ihren Familien keine Skiurlaub machen»

Doch genau das ist ja das Problem, findet Valentin Kiedaisch, für Ost-Baden-Württemberg Chef des Skilehrerverbands DSLV. «Ja, immer weniger Schüler und Schülerinnen können Ski fahren, da sie mit ihren Familien keine Skiurlaub machen. Aber gerade hier sollen Schulen doch für gleiche Bildungschancen und Erfahrungen sorgen», sagt er. Im Bildungsplan des Kultusministeriums habe Wintersport seine Bedeutung verloren und werde lediglich unter «Fahren-Rollen-Gleiten» sowie Trendsportarten zusammengefasst, kritisiert Kiedaisch.

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An bayerischen Schulen habe das Skilager in der 7. und 8. Klasse bisher zum festen Programm gehört, sagt Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Verbands Deutscher Realschullehrer. Nun beobachtet Böhm einen Trend, Skikurse durch Sportwochen zu ersetzen. «Dabei spielt vor allem der finanzielle Aspekt eine Rolle, teilweise auch ökologische Überlegungen.»

Der Schulleiter eines Bayreuther Gymnasiums, Franz Eisentraut, rechnet vor: 2022 hätten die Eltern für eine Schulwoche auf der Piste knapp 500 Euro an die Schule überweisen müssen – unter anderem für Transport, Übernachtung und Skipass. Zähle man noch Winterausrüstung, Taschengeld und Leihgebühren für Skier hinzu, komme man schnell auf rund 700 Euro pro Schüler.

«Generell gibt es bei Klassenfahrten die Diskussion: Muss das immer so viel kosten?», bestätigt der Vorsitzende des Landeselternbeirats Baden-Württemberg, Michael Mittelstaedt. Die Debatte sei der angespannten finanziellen Situation vieler Familien geschuldet, und Skifahren nun einmal nicht der günstigste Sport. «Fakt ist, viele Eltern ächzen wegen viel zu teurer Klassenfahrten.»

«Die Nachfrage der Kids ist in diesem Ausmaß nicht mehr da»

Dirk Lederle hat beobachtet, dass unabhängig von den Kosten auch die Zielgruppe selbst nicht mehr unbedingt zu begeistern ist. «Die Nachfrage der Kids ist in diesem Ausmaß nicht mehr da.» Zwar liefen einzelne Wintersporttage an seiner Schule gut, aber insgesamt habe der «Coolness-Faktor» abgenommen.

Vom Landesschülerbeirat Baden-Württemberg heißt es, dass der Punkt «Kosten» und die Frage «Wie ökologisch ist eine solche Skifreizeit» entscheidend sind. «Wir glauben, in Baden-Württemberg wird mittlerweile vermehrt auch auf andere Aktivitäten zurückgegriffen, etwa Schwimmbäder, Naturwanderungen und Zoos», sagt Vorstand Berat Gürbüz.

Der ökologische Faktor wird immer öfter genannt, wenn es ums Skifahren geht. Dagegen wehrt sich der Skilehrerverband. Es gebe viele Möglichkeiten, eine Skifreizeit umweltfreundlich zu gestalten, etwa bei der Art der Anreise, der Wahl des Skigebiets und auch durch das eigene Verhalten vor Ort, sagt Valentin Kiedaisch.

Tatsächlich scheinen manche Schulen auszuweichen. Zwar ist Schnee in Deutschland rar geworden. Doch in den deutschen Mittelgebirgen ist er noch zu finden, wenn auch seltener als in früheren Jahrzehnten. Deshalb bleiben die Mittelgebirge für Schulen interessant, was sich an den Übernachtungszahlen ablesen lässt.

Das Deutsche Jugendherbergswerk stellt keinen Rückgang der Übernachtungen von Schulklassen in Skigebieten fest. Sprecher Justin Blum berichtet sogar von einem leichten Anstieg in den Mittelgebirgen. Gründe dafür seien unter anderem die kürzere Anreise und günstigere Preise. Nach Winterberg in Nordrhein-Westfalen kamen demnach in jüngster Zeit immer mehr Klassen zum Skifahren. News4teachers / mit Material der dpa

Jugendherbergswerk fürchtet, dass Familien sich Klassenfahrten nicht mehr leisten können

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